Berlin. Jahrelang stand die ehemalige US-Militärklinik in Lichterfelde leer und verfiel. Die wichtigsten Infos zu dem Lost Place.

Als die US-Armee 1945 ihre Quartiere in Berlin bezog, benötigte sie rasch einen Standort für die medizinische Versorgung ihrer Truppen. Die Wahl fiel auf ein altes Krankenhaus im Südwesten der Hauptstadt. Das Stubenrauch-Krankenhaus wurde zum Versorgungszentrum, bis es in den 1970er-Jahren den Ansprüchen der Alliierten nicht mehr genügte. Die US-Amerikaner bauten ein riesiges, modernes Hospital auf dem Gelände. 1994 wurde es der Stadt Berlin übergeben. Nach einer Zeit der Zwischennutzung durch das Klinikum Steglitz gingen 2006 die Lichter im US-Militärkrankenhaus aus und der einst streng abgeschirmte Ort wurde zu einer gespenstischen Geistklinik. Alle Infos zu dem ehemaligen Lost Place in Steglitz-Zehlendorf.

Das sind die Fakten zur ehemaligen US-Militärklinik im Überblick:

  • Adresse: Fabeckstraße 62, 14195 Berlin-Lichterfelde
  • Geschichte: 1974 auf dem Gelände des alten Stubenrauch-Kreiskrankenhauses als US-Army Hospital Berlin (USAHB) eröffnet; bis 1994 Nutzung durch die US-Armee; Betrieb als Außenstelle des Klinikums Steglitz bis 2006; danach Leerstand
  • Führungen: Nein
  • Denkmalschutz: Nein
  • Status: ehemaliger Lost Place. Seit 2019 wird der Standort zum Innovationszentrum FUBIC umgebaut

Wo liegt die ehemaligen US-Militärklinik genau?

Die ehemalige US-Militärklinik liegt in der Fabeckstraße 62 im Ortsteil Lichterfelde des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man das Gelände am besten mit den Buslinien 188, M48, N88 (Haltestelle Fabeckstraße). Von der Haltestelle ist es ein etwa vierminütiger Fußweg entlang der Fabeckstraße bis zu dem Grundstück. Alternativ kann auch die Buslinie 101 zur Anfahrt genutzt werden (Haltestelle Altenstein-/Fabeckstraße).

Auch interessant: Lost Places: Diese Strafen drohen bei Hausfriedensbruch

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte der ehemaligen US-Militärklinik:

Ausgangslage: Ein Krankenhaus für die Versorgung im Süden

1913 wurde das Kreiskrankenhaus Groß Lichterfelde in Stubenrauch-Krankenhaus umbenannt.
1913 wurde das Kreiskrankenhaus Groß Lichterfelde in Stubenrauch-Krankenhaus umbenannt. © JOERG KRAUTHOEFER | JOERG KRAUTHOEFER

Die Geschichte des Grundstücks als medizinisches Zentrum begann um die Jahrhundertwende, als die Bevölkerung in den südwestlichen Berliner Vororten rasch anwuchs und den Bau eines Krankenhauses dringend erforderlich machte. Die Wahl des Standortes fiel auf Lichterfelde – genauer: auf eine große Parzelle an der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Berlin und Potsdam.

Für den Bau konnte Regierungsbaumeister Heino Schmieden (1835–1913) gewonnen werden. Er zählte damals zu den führenden Krankenhausarchitekten in Deutschland. Zwischen 1898 und 1899 wurde das Hauptgebäude des neuen Kreiskrankenhauses errichtet. Am 26. Juni 1900 wurde die Klinik feierlich eröffnet: Armbrüche, Lungenentzündung, Platzwunden – endlich mussten die Bewohner von Groß-Lichterfelde und Umgebung nicht mehr den weiten Weg bis nach Berlin auf sich nehmen, um behandelt zu werden.

Ehemalige US-Militärklinik: So war die alte Klinik auf dem Gelände ausgestattet

Das Stubenrauch-Kreiskrankenhaus um 1925.
Das Stubenrauch-Kreiskrankenhaus um 1925. © picture-alliance / akg-images | akg-images | picture-alliance / akg-images | akg-images

Als das Kreiskrankenhaus Groß Lichterfelde eröffnet wurde, hatte es 150 Betten und war auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung: Nicht nur die technische Ausstattung mit elektrischem Licht, Dampfheizung, Warmwasser und Abwassersystem galt als besonders fortschrittlich, auch die die Ausstattung der medizinischen Räume entsprach den neuesten Hygienestandards.

Dafür sorgte unter anderem Promi-Arzt Ernst Schweninger (1850–1924), zu dessen Patienten Otto von Bismarck, Cosima und Winifred Wagner sowie Alfred Krupp zählten und der zwischen 1900 und 1906 die Leitung der neu erbauten Klinik übernahm. Schweninger ließ die Klinik zu einem Zentrum für Naturheilkunde ausbauen. Die Patienten wurden mit Bädern, Massagen und Frischluftkuren behandelt.

Ehemalige US-Militärklinik: In der Kaiserzeit wird die Stubenrauch-Klinik erweitert

Das Krankenhaus bestand anfänglich aus einem zentralen Gebäude, das die Verwaltung und die "chirurgische Männer- und Frauenstation" beherbergte. Darüber hinaus befanden sich auf dem Areal ein Pavillon für "innerlich kranke Männer", ein Isoliergebäude, das Direktorenwohnhaus und Nebengebäude wie Stallungen, Leichenhaus, Kesselhaus und Waschhaus.

Zwischen 1902 bis 1912 gesellten sich weitere Anbauten hinzu: rote Klinkergebäude für Lungenkranke, für "innerlich kranke Frauen", für Diphterie- und Infektionserkrankungen und für Pensionäre. Die Bettenzahl stieg auf 400. Im Jahr 1913 wurde das Krankenhaus nach dem ehemaligen Landrat Ernst Stubenrauch (1853–1909) benannt. Stubenrauch hatte sich um die Verbesserung der Infrastruktur im Landkreis Teltow verdient gemacht und wurde als "Vater des Teltowkanals" bekannt.

Ehemalige US-Militärklinik: Dunkelstes Kapitel im Nationalsozialismus

Während das Stubenrauch-Kreiskrankenhaus auch nach dem Ersten Weltkrieg und der Zeit der Weimarer Republik der Versorgung der Bevölkerung diente, änderte sich der Charakter nach den Maßgaben der NS-Ideologie in den 1930er-Jahren. In der Klinik wurden ab Mitte der 1930er-Jahre Zwangssterilisationen an Berlinern durchgeführt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs übernahm die SS in dem Krankenhaus das Kommando. Es wurde zu einem Militärlazarett für die Waffen-SS umfunktioniert.

In den letzten Kriegstagen wurde das Gebäude durch Angehörige der Roten Armee besetzt. Am 24. April 1945 hatten sowjetischen Soldaten den Teltowkanal überquert und waren einen Tag später bis zum Mexikoplatz, nach Zehlendorf-Mitte und Düppel vorgedrungen. Ende April war Lichterfelde von der Roten Armee eingenommen und der Krieg in diesem Teil Berlins beendet. Im Stubenrauch-Krankenhaus wurde ein Behelfslazarett eingerichtet.

Ehemalige US-Militärklinik: Die US-Armee übernimmt das Quartier nach dem Krieg

Nach Kriegsende 1945 benötigten die Alliierten rasch Stützpunkte zur medizinischen Versorgung ihrer Soldaten im kriegszerstörten Berlin. Die US-Amerikaner im Südwesten der Stadt richteten ihr zentrales Militärkrankenhaus in den wenig beschädigten Klinkergebäuden des alten Stubenrauch-Kreiskrankenhauses in Lichterfelde ein, nachdem die Sowjets das Klinikum übergeben hatten.

Im August 1945 war das Krankenhaus durch die US-Streitkräfte beschlagnahmt worden, die darin das 279th Station Hospital einrichteten. Der erste amerikanische Patient wurde am 18. September 1945 aufgenommen. Nach der Instandsetzung durch US-amerikanische Ingenieure konnte die Einrichtung zu Weihnachten 1945 voll in Betrieb genommen werden.

Fortan fanden Deutsche in der Regel keinen Einlass mehr: Das US-Militärkrankenhaus der Amerikaner war für die medizinische Versorgung aller Angehörigen der anglo-amerikanischen Berlin-Brigade reserviert und diente in dieser Form drei Jahrzehnte als deren zentraler Anlaufpunkt.

Ehemalige US-Militärklinik: Mitte der 1970er-Jahre wird die neue Klinik eingeweiht

In den 1970er-Jahren genügten die Räumlichkeiten nicht mehr dem Anspruch der US-Armee, und sie ließ bis 1976 einen modernen Neubau im nördlichen Trakt des Grundstückes errichten, der bis zum Abzug der Alliierten 1994, militärisch abgeschirmt, genutzt wurde. Die ersten Pläne für den Neubau waren bereits 1963 aufgekommen.

Das Klinik-Areal wurde zu diesem Zweck geteilt: Der südliche Teil mit den noch erhaltenen Gebäuden der Stubenrauch-Klinik an der Allee Unter den Eichen übergaben die Alliierten an die Stadt Berlin, die dort später eine Abteilung der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) einrichtete.

Im nördlichen Teil des ehemaligen Klinikgeländes waren bereits Ende der 1940er-Jahre einzelne Gebäude abgerissen worden und südlich des Tennisplatzes an der Kamillenstraße eine parkähnliche Freifläche entstanden, die etwa bis zur Höhe der Malvenstraße reichte. Für den riesigen Neubau der US-Armee reichte die Grünfläche allerdings nicht aus. Weitere Gebäude des alten Klinikums mussten für das Militärkrankenhaus weichen.

Ehemalige US-Militärklinik: So war das Hospital der US-Armee organisiert

Sechs Schäferhunde werden als Fährtenhunde an die Polizei in Boston in den USA geliefert und zuvor im US-Army Hospital in Berlin untersucht. Das Bild zeigt die Hunde während der Untersuchung 1963.
Sechs Schäferhunde werden als Fährtenhunde an die Polizei in Boston in den USA geliefert und zuvor im US-Army Hospital in Berlin untersucht. Das Bild zeigt die Hunde während der Untersuchung 1963. © picture alliance / dpa | Zettler | picture alliance / dpa | Zettler

Der Neubau des US-Army Hospital Berlin (USAHB) bestand im Wesentlichen aus einem ausgedehnten eingeschossigen Haupthaus, über das sich ein dreigeschossiges Bettenhaus erhob, das Platz für rund 220 Patienten bot. Das Hospital diente der US-Armee Berlin als Hauptgesundheitszentrum und war in die Bereiche medizinische Versorgung (MEDDAC) und zahnmedizinische Versorgung (DENTAC) gegliedert.

Aus Zeit- und Kostengründen wurde das rund 133 Meter lange und 74 Meter breite Gebäude aus Fertigteilen aus Stahlbeton zusammengesetzt. Die Raumausstattung mit Trinkbrunnen in den Fluren und warmen Wandfarben entsprachen der Gewohnheit der amerikanischen Patienten. Abgesehen von den Abteilungen MEDDAC und DENTAC verfügte das Hospital auch über eine Geburtsstation und eine Kinderklinik.

Die alten auf dem Areal noch befindlichen Gebäude des Stubenrauch-Krankenhauses wurden als Warenlager und als Unterkünfte für das Krankenhauspersonal und die Sanitäter der hier stationierten US-Einheit "168th Medical Detachment" benutzt. Das gesamte Areal wurde militärisch abgeschirmt und bewacht durch Einheiten des "6941st Guard Battalion Berlin", die auch die Zugangskontrollen am Fahrzeugtor und den Besuchereingängen, den Patrouillendienst und die Ausstellung von Besucherpässen übernahmen.

Ehemalige US-Militärklinik: Lost Place seit den 2000er-Jahren

Nach der Wiedervereinigung wurde das Hospital im Juni 1994 mit dem Abzug der Alliierten Eigentum des Bundes. In den folgenden Jahren wurde es eine Zeit lang vom Universitätsklinikum Benjamin Franklin (Klinikum Steglitz) genutzt, das seit 2003 zum Verbund der Charité gehörte. Im Jahr 2000 verkaufte der Bund die gut 50.000 Quadratmeter große Liegenschaft an die Stadt Berlin. Bis 2006 wurden die Klinikgebäude von der Charité genutzt und danach infolge von Kapazitätsabbau aufgegeben.

Die letzten Mitarbeiter verließen das Areal und die Gebäude der ehemaligen US-Militärklinik fielen in einen jahrelangen Dornröschenschlaf. Ein Großteil der Klinik verwandelte sich mit der Zeit in einen gespenstischen Ort, der man die Spuren des langen Leerstandes ansah: Der Putz bröckelte von den Wänden und in den langen Krankenhausfluren erinnerte nur die verblassende Wandbemalung und einzelnes zurückgelassenen Klinikinventar an die einstigen goldenen Tage des US-Krankenhauses.

Ehemalige US-Militärklinik: Ein Ort für Geheimoperationen?

Das Gebäude des alten Krankenhauses an der Dahlemer Fabeckstraße ist seit 2023 entkernt. Jetzt beginnt der Innenausbau.
Das Gebäude des alten Krankenhauses an der Dahlemer Fabeckstraße ist seit 2023 entkernt. Jetzt beginnt der Innenausbau. © Katrin Lange | Katrin Lange

In anderen Teilen der zu einem Lost Place gewordenen Geisterklinik wirkte die Einrichtung jedoch, als hätte das Personal die Klinik gerade erst verlassen: Station C, Aufnahmezentrum, OP-Säle, Bäder, Ärztezimmer – wer sich als Lost Place-Tourist unerlaubt Zugang zu dem verlassenen Hospital verschaffte, konnte den Eindruck gewinnen, dass in den Räumlichkeiten heimlich weiter behandelt und operiert wurde.

Doch der Schein trug. Die oberflächliche Instandsetzung rührte von Filmteams, die die verlassene Klinik mit Vorliebe als Drehort genutzt hatten und dafür Eingangsbereiche, Räume und Flure frisch malern ließen, damit alles echt aussah. Ende 2018 war Schluss mit der kreativen "Zwischennutzung": Bis zu diesem Termin mussten die Filmcrews für den geplanten Umbau des Areals ihre Szenen abgedreht haben.

Ehemalige US-Militärklinik: Und wie sieht die Zukunft aus?

So soll das neue Technologie- und Gründungszentrum Fubic an der Dahlemer Fabeckstraße aussehen.
So soll das neue Technologie- und Gründungszentrum Fubic an der Dahlemer Fabeckstraße aussehen. © Fubic / Grafik-von-Numrich-Albrecht-Klumpp

Seit 2019 wird das ehemalige Militärkrankenhaus der US-Armee in der Fabeckstraße umgebaut: Auf dem Gelände soll bis 2025 das Gründungs- und Innovationszentrum FUBIC entstehen. Die Abkürzung steht für "Business and Innovation Center next to Freie Universität Berlin Campus". Auf dem 50.000 Quadratmeter großen Gelände in direkter Nachbarschaft zur Freien Universität (FU) wird ein Ort geschaffen, an dem sich technologieorientierte Start-ups und junge Unternehmen aus den Bereichen Life-Science, Gesundheitswirtschaft sowie Informatik ansiedeln können.

Das ehemalige Hauptgebäude des Krankenhauses wird saniert und umgebaut: 30.000 Quadratmeter Nutzfläche sind hier vorgesehen. Die drei bestehenden Etagen des baufälligen Gebäudes sollen erneuert und um zwei zusätzliche Geschosse erweitert werden. Um das Zentralgebäude herum sollen zusätzliche Neubauten entstehen.

Auch interessant: Anwohner genervt von Baulärm: Ab 5.20 Uhr kracht es

So soll der Neubau des Laborgebäudes Fuhub an der Dahlemer Fabeckstraße aussehen.
So soll der Neubau des Laborgebäudes Fuhub an der Dahlemer Fabeckstraße aussehen. © Bollinger + Fehlig Architekten GmbH

Die erwarteten Baukosten für das Projekt in Berlin-Lichterfelde, das bis 2025 seine Tore für Unternehmen und Institutionen öffnen soll, betragen rund 50 Millionen Euro. Insgesamt sollen sich 60 bis maximal 80 technologiebasierte Unternehmen mit etwa 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf dem Gelände ansiedeln.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung