Berlin. Die Sporthalle der Reinhold-Burger-Schule sollte durch einen Neubau ersetzt werden – doch das Projekt wurde zur Odyssee. Alle Infos.

Vor nicht allzu langer Zeit überwucherten noch Pflanzen die Betonfundamente des geplanten Sporthallen-Neubaus an der Reinhold-Burger-Schule in Berlin-Pankow. Dort wurden vor fast fünfzehn Jahren Pläne gefasst, eine neue Turnhalle zu errichten. Ein alter DDR-Bau musste für die geplante Doppelsporthalle weichen. Doch mit dem Abriss begannen die Probleme – und die Baustelle verkam zwischenzeitlich zu einem Lost Place. Alle Infos.

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Das sind die Fakten zur Sporthalle der Reinhold-Burger-Schule im Überblick:

  • Adresse: Neue Schönholzer Straße 30, 13187 Berlin-Pankow
  • Geschichte: Oberrealschule Pankow zwischen 1898 und 1900 nach Plänen der Architekten Carl Fenten und Rudolf Klante realisiert; Sporthallen als Ergänzungsbau während der DDR-Zeit gebaut; Neuplanungen und Architekturwettbewerb 2009; seitdem Neubauprojekt
  • Führungen: keine
  • Status: ehemaliger Lost Place. Die alte Turnhalle wurde abgerissen, doch auch die Baustelle der neuen Turnhalle verkam zwischenzeitlich zu einer Baustellenruine

Wo liegt der geplante Neubau in Pankow genau?

Das Grundstück des Turnhallenneubaus liegt in der Neuen Schönholzer Straße 30 im Ortsteil Pankow des gleichnamigen Bezirks. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Areal am besten mit der Straßenbahn M1 oder den Buslinien 155, 250 oder 255 (Haltestelle Rathaus Pankow) zu erreichen. Von dort ist es ein etwa dreiminütiger Fußweg bis zu dem Baugrundstück.

Lost Places in Pankow

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    Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte der Sporthalle:

    Ausgangslage: Eine Oberschule im Norden Berlins

    Pankow mauserte sich im 19. Jahrhundert zum Villenvorort der Hauptstadt. Um die Jahrhundertwende zählte die Landgemeinde zu den wohlhabendsten Orten im Berliner Umland. Das spiegelte sich auch in der Bebauung rund um die Breite Straße: Es entstanden das Rathaus, die Neue Mälzerei der Schultheiss-Brauerei sowie die Schulgebäude der Oberrealschule Pankow, in der sich heute die Reinhold-Burger-Schule befindet.

    Zwischen 1898 und 1900 wurden die Schulgebäude als Mauerwerksbau nach Plänen der Architekten Carl Fenten und Rudolf Klante errichtet. Die Schule bestand aus zwei Gebäuden: Das Hauptgebäude befand sich als viergeschossiger Klinkerverblendbau im Innenhof. Zur Neuen Schönholzer Straße wurde ein dreigeschossiger Erweiterungsbau im neuromanischen Stil errichtet. Die Bauausführung ging auf Wilhelm Johow (1874–1960) zurück, der unter anderem auch das Pankower Rathaus und das Parksanatorium entwarf.

    Bis zur Fertigstellung des Rathauses Pankow 1902 war das Schulgebäude zur Breiten Straße hin freistehend, lag dann aber im Schatten des Rathauses. Seit den 1920er-Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war in dem Gebäude die Carl-Peters-Oberrealschule für Jungen beheimatet – benannt nach dem rassistischen Kolonialisten und Begründer der deutschen Kolonie Ostafrika, Carl Peters (1856–1918).

    Reinhold-Burger-Schule: Turnhallenbau während der DDR-Zeit

    Nach Kriegsende konfiszierte die Rote Armee das Schulhaus. Die Gebäude rund um das Rathaus an der Breiten Straße wurden zur sowjetischen Kommandantur des Stadtbezirks Pankow. In der Neuen Schönholzer Straße 30 zog ein sowjetisches Militärgericht ein. Erst Ende der 1940er-Jahre konnte der Schulbetrieb wiederaufgenommen werden.

    Die Schule hieß nun Karl-v.-Ossietzky-Schule, später nüchtern 6. Oberschule und ab den 1980er-Jahren Cäsar-Horn-Oberschule, benannt nach dem Berliner Widerstandskämpfer Cäsar Horn (1914–1945). Zwischen 1955 und 1965 war außerdem im Hofgebäude die Pädagogische Schule für Kindergärtnerinnen des Friedrich-Fröbel-Hauses untergebracht. Bereits zu DDR-Zeiten wurden das Gebäudeensemble der Schule renoviert. Auf der südlichen Hoffläche wurden Schulbaracken und eine DDR-Sporthalle errichtet, die die Turnhalle im Erdgeschoss des Schulgebäudes ergänzte.

    Reinhold-Burger-Schule: Sporthallen-Neubauprojekt nach der Wende

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    Nach der Wiedervereinigung erfolgten in den 2000er-Jahren umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an den Schulgebäuden, die nunmehr die Reinhold-Burger-Oberschule beheimatete – benannt nach dem legendären Pankower Erfinder Reinhold Burger (1866–1954), der unter anderem die Thermoskanne austüftelte und an der Entwicklung des Röntgenapparates beteiligt war.

    Bei laufendem Betrieb wurde die ehemalige Hauptschule bis 2008 in mehreren Bauabschnitten saniert und zur heutigen Integrierten Sekundarschule umgestaltet. In diese Zeit keimte auch erstmals der Gedanke, die alte DDR-Turnhalle, die den Anforderungen der Zeit nicht mehr gerecht wurde, durch einen funktionalen Neubau zu ersetzen. 2009 wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.

    Reinhold-Burger-Schule: Vision eines Sporttempels für drei Schulen

    Das Gewinnerprojekt konnte sich sehen lassen: Große Glasflächen sollen den kompakten Bau auszeichnen, in dem zwei komplette Hallen übereinander Platz finden. Um die Halle herum werden Sportaußenflächen entstehen und an Feiertag und Wochenenden können auch Sportvereine und Freizeitsportler die Halle nutzen.

    Im regulären Betrieb soll die Sporthalle nicht nur den Schülern der Reinhold-Burger-Schule eine neue Sportstätte bieten, sondern auch den Schülern des benachbarten Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums und der Arnold-Zweig-Grundschule offenstehen. So die Vision 2009. Der Haken: Bis heute sind nur Fundamente und Teile des Rohbaus fertig.

    Reinhold-Burger-Schule: Probleme verzögern immer wieder den Bau

    Fast sechs Jahre nahm dann die Planungs- und Genehmigungsphase in Anspruch, bevor im Frühjahr 2016 mit dem Abriss der alten Halle begonnen wurde und erste Grabungsarbeiten auf dem Baufeld vorgenommen wurden. Als es dann mit den Erdarbeiten richtig losgehen sollte, wurde eine Gasleitung entdeckt, die die Reinhold-Burger-Schule versorgte, in Plänen aber nicht verzeichnet war.

    Die Verlegung der Gasleitung bedeutete die erste Verzögerung im Bauablauf. Es folgten: witterungsbedingte Verzögerungen, der mehrfache Diebstahl der Baustromversorgung und die Entdeckung von Schadstoffen im Baugrund. Trotz der Schwierigkeiten konnte das Fundament des Sporthallenbaus fertiggestellt werden. Doch die Probleme mit dem Bau gingen weiter.

    Der Auftragnehmer stellte aus Sicht des Bezirksamtes überhöhte Nachtragsforderungen, es kam zum Rechtsstreit, in dessen Verlauf der Vertrag schließlich gekündigt wurde. Die Baustelle zwischen Reinhold-Burger-Oberschule und der Alten Mälzerei lag seit März 2018 still.

    Reinhold-Burger-Schule: Sporthallenprojekt wurde zur Neubauruine

    Im Juni 2018 sollte ein neues Bauunternehmen den Zuschlag erhalten, doch das verhinderte zunächst ein unterlegener Mitbewerber. Erst im Oktober 2019 waren die Streitigkeiten beigelegt und es konnte weitergebaut werden. Doch schon bald standen die Bagger wieder still. Die Ausführungspläne waren inzwischen zum Teil veraltet und mussten an neue technische Normen angepasst werden.

    Inzwischen war die Baustelle zu einem Lost Place verkommen. Auf dem Baugrundstück hatte die Natur bereits Besitz von dem Rohbau ergriffen: Sträucher und Wildwuchs umrankte die Fundamente der Sporthalle, die damals bereits mehr als zehn Jahre in Planung war. Tausende Schulabgänger hatten von ihrer Fertigstellung nur träumen können. Der Sportunterricht der Reinhold-Burger-Schule fand unterdessen in der alten Sporthalle im Hauptgebäude statt – und durch zahlreiche außerschulische Kooperationspartner an verschiedenen Sportstätten im Kiez.

    Die Doppelsporthalle in der Neuen Schönholzer Straße befindet sich unterdessen wieder im Bau und soll noch in diesem Jahr fertig werden. Wenn nichts dazwischenkommt.

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