Berlin. Als Irrenanstalt geplant, als Klinik genutzt: Das ist die verschlungene Geschichte des Genesungsheims in Berlin-Buch.

Das Genesungsheim in Berlin-Buch wurde als Irrenanstalt gebaut, konnte diese Aufgabe aber nie übernehmen. Bald nach der Fertigstellung diente es als Kindergenesungsheim und wurde später in der DDR das Herz des Städtischen Klinikums Buchs. In der Nachwendezeit verlor es seine Aufgaben und drohte, sich in einen Lost Place zu verwandeln. Erfahren Sie hier alle wichtigen Informationen zur Geschichte des Genesungsheims im Pankower Ortsteil Buch.

Das sind die Fakten zum Genesungsheim im Überblick:

  • Adresse: Wiltbergstraße 50; Berlin-Buch
  • Geschichte: 1909–1914 von Ludwig Hoffmann
  • Führungen: Unregelmäßige Führungen durch den Bürgerverein Buch
  • Status: Ehemaliger Lost Place. 2012 Sanierung und Umbau zu einem neuen Wohnquartier

Wo liegt das Genesungsheim genau?

Nordwestlich der Bahnlinie zwischen Wiltbergstraße und Pölnitzweg erstreckt sich das Gelände der ehemaligen Krankenhausanlage an der Wiltbergstraße 50 im Ortsteil Buch im Bezirk Pankow. Das heutige Wohnquartier ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am besten mit den Buslinien 259 und 353 (Haltestelle Wiltbergstraße) zu erreichen.

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Genesungsheims:

Ausgangslage: Das Genesungsheim als Teil der Heilanstalten in Buch

Der Berliner Stadtbaurat und Architekt Ludwig Hoffmann (1852–1932) hat das Bild von Buch mit seinen Krankenanstalten maßgeblich geprägt. Zahlreiche öffentliche Verwaltungsgebäude gehen auf sein Wirken zurück. In Buch gehörten zwei Lungensanatorien, ein Alters- und Pflegeheim und zwei psychiatrische Kliniken zu dem Gesundheitskomplex, das er im Norden von Berlin – damals noch vor den Toren der wachsenden Metropole – mitgestaltete.

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    Genesungsheim: So war die Anlage konzipiert

    Hoffmann schuf einen nach außen abgeschlossenen, parkähnlichen Komplex mit mehr als 30 Bauwerken, die symmetrisch an einer durch das zentrale Verwaltungsgebäude vorgegebenen Hauptachse gruppiert waren. Das "Genesungsheim" unterscheidet sich von den früheren Bucher Heilstätten vor allem durch die neoklassizistische Formensprache der Gebäude und ihrer stärkeren architektonischen Ausdifferenzierung. Wie seine anderen Klinikanlagen in Buch wurde das "Genesungsheim" in eine Parkumgebung mit vielen Grünflächen, Brunnen und Pavillons eingebettet.

    Die großzügig angelegten Grünanlagen prägen auch heute noch das Gelände des 
Ludwig-Hofmann-Quartiers.
    Die großzügig angelegten Grünanlagen prägen auch heute noch das Gelände des Ludwig-Hofmann-Quartiers. © Thomas Schubert

    Genesungsheim: Errichtung in der Kaiserzeit

    Die in den Jahren zwischen 1909 und 1914 nach Entwurf von Ludwig Hoffmann ausgeführte IV. Städtische Irrenanstalt ("Genesungsheim") war zunächst als Nervenklinik geplant, wurde aber nie seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben. Stattdessen diente das Bauensemble im Ersten Weltkrieg als provisorisches Lazarett und nach Kriegsende ab 1919 als Kindergenesungsheim. Die Anstalt mit 600 Betten entwickelte sich in der Weimarer Republik zur größten derartigen Einrichtung in Berlin. Im Zweiten Weltkrieg übernahm die Anlage ab 1941 als "Städtisches Krankenhaus Berlin-Buch" Aufgaben eines allgemeinen Klinikbetriebs.

    Genesungsheim: Hitlers Leichenreste wurden nach Buch gebracht

    1945 beschlagnahmte die Rote Armee das Krankenhaus. Es wurde in der Nachkriegszeit als Zentrallazarett genutzt und beherbergte einen Teil der der sowjetischen Sanitätsverwaltung. In das Haus 132 der Pathologie nach Buch sollen 1945 auch die verkohlten Leichenreste Hitlers zur Identifizierung verbracht worden sein. Ein Teil der Schädeldecke und des Kiefers wurden später nach Moskau transportiert und die übrige Überreste mehrfach an verschiedenen Stellen verscharrt.

    Genesungsheim: Das Heim wird in der DDR Teil des Klinikums Buch

    1950 ging das Genesungsheim zurück an den Ostberliner Magistrat und gehörte als Allgemeinkrankenhaus zusammen mit den anderen Bucher Krankenhäusern zur größten Gesundheitseinrichtung in Ostberlin. Zu den Ergänzungsbauten der Nachkriegszeit im nördlichen Außenbereich des ehemaligen Genesungsheims gehörte ein 1956/57 nach Entwurf des Architekten Franz Ehrlich errichteter Klinik-Neubau, die spätere Franz-Volhard-Klinik.

    1963 wurden die ehemaligen fünf Bucher Krankenhausanstalten zum neugegründeten Städtischen Klinikum Berlin-Buch zusammengeschlossen. Das Gelände des Genesungsheims war Sitz der Krankenhausleitung, des mit 4500 Betten damals größten Krankenhausstandort Europas. Auch die Akademie der Wissenschaften der DDR setzte ihre biomedizinische Forschungstradition an dem Standort fort.

    Genesungsheim: Nach der Wende fehlten Nutzungskonzepte

    Nach der Wiedervereinigung und der Auflösung des Klinikums Buch in den Wendejahren sollte Mitte der 1990er-Jahre ein neues medizinisches Zentrum den Betrieb aufnehmen. Doch das Projekt scheiterte. Von 2001 bis 2007 nutzte das Helios Klinikum Buch das Gebäudeensemble noch einmal als medizinischen Standort, bis der große Neubau des Helios-Klinikums auf dem nahen Hufeland-Campus fertig gestellt war und der Standort in der Wiltbergstraße in einen jahrelangen Dornröschenschlaf versetzt wurde.

    Genesungsheim: Ehemaliges Klinikgelände wird zum Wohnquartier umgestaltet

    2011 erwarb die Ludwig-Hoffmann-Quartier Objektgesellschaft das leerstehende und denkmalgeschützte Areal vom Liegenschaftsfonds Berlin, um es zu sanieren. Damit erhielt das denkmalgeschützte Bau- und Gartenensemble wieder eine konkrete Zukunftsplanung: Neben Wohnraum entstanden auf dem Gelände zwei Schulen und eine Kita, Sportanlagen, gastronomische Einrichtungen sowie Räume für Kultur. Die Fertigstellung des städtischen Quartiers ist für 2023 geplant.

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