Berlin. Plötzlich herrschte akute Einsturzgefahr: In Pankow wurde das Gebäude eines renommierten Gymnasiums zu einem Lost Place. Alle Infos.

In dieser Schule in Pankow war an Unterricht zuletzt kaum noch zu denken: In den Böden wurden Löcher gestopft, Wand- und Deckenverkleidung begannen zu bröckeln, die oberen Etagen wurden sicherheitshalber gesperrt – und am Ende musste das ganze Gebäude geräumt werden, weil ein Einsturz nicht mehr auszuschließen war. Das Nebengebäude des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in der Pankower Borkumstraße wurde erst zum Sicherheitsrisiko – und dann zur Geisterschule. Alle Infos zu dem ehemaligen Lost Place.

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Das sind die Fakten zur verlassenen Schule in Pankow im Überblick:

  • Adresse: Borkumstraße 13, 13189 Berlin-Pankow
  • Geschichte: Zu DDR-Zeiten als Grundschule in Plattenbauweise (Typ SK-Berlin) erbaut; nach der Wiedervereinigung Nebengebäude des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums; 2013 wegen Einsturzgefahr gesperrt; danach Leerstand
  • Führungen: keine
  • Status: ehemaliger Lost Place. Das Gebäude wurde 2015 für einen Neubau abgerissen
Lost Places in Pankow

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    Wo lag die verlassenen Schule in Pankow genau?

    Das marode Schulgebäude lag in der Borkumstraße 13 im Ortsteil Pankow des gleichnamigen Bezirks. Es war zuletzt Nebengebäude des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums. Um es vom Hauptgebäude zu erreichen, mussten die Schüler die Straße überqueren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Areal am besten mit den Buslinien 250 und 255 (Haltestelle Lohmestraße) zu erreichen. Von dort ist es ein etwa vierminütiger Fußweg bis zu dem Grundstück.

    Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte der verlassenen Schule in Pankow:

    Ausgangslage: Leben und Lernen am ältesten Gymnasium Pankows

    Das Hauptgebäude des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Berlin-Pankow.
    Das Hauptgebäude des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Berlin-Pankow. © picture alliance/dpa | Christoph Soeder | picture alliance/dpa | Christoph Soeder

    Das Bauensemble des heutigen Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Pankow besteht aus mehreren Gebäuden: dem Hauptgebäude der Schule mit Front zur Kissingenstraße, der Rektorenvilla in der Borkumstraße 16A, dem Nebengebäude und der großen Turnhalle sowie der Mensa, die in der ehemaligen Turnhalle Platz fand. Die Schule war nach Plänen des Architekten Wilhelm Johow (1874–1960) – er hatte unter anderem auch das Pankower Rathaus und das Parksanatorium entworfen – Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden.

    1907 öffneten sich für die ersten – damals ausschließlich noch männlichen – Schüler am damaligen Realgymnasium die Pforten zur Bildungsstätte. Ab den 1930er-Jahren trug die Lehranstalt den Namen Eosander-von-Göte-Gymnasium. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Lazarett genutzt und war dann nach Kriegsende ab 1953 die Wilhelm-Pieck-Schule beziehungsweise ab den 1970er-Jahren die Wilhelm-Pieck-Oberschule. Nach der Wiedervereinigung gab sich die Schule per Abstimmung ihren heutigen Namen, der die einflussreiche Vertreterin der Arbeiterbewegung und Friedensaktivistin Rosa Luxemburg (1871–1919) würdigt.

    Verlassenen Schule in Pankow: Ein Erweiterungsbau in der DDR-Zeit

    Das Nebengebäude hinter der Schule wurde zu DDR-Zeiten in den 1970er-Jahren als Grundschule gebaut. Nach der deutschen Wiedervereinigung und der Anpassung des Schulsystems gehörte der mehrgeschossige Plattenbau zum Rosa-Luxemburg-Gymnasium.

    Das Gebäude beherbergte die Unterrichtsräume für den Sprachbereich der Sekundarstufe II, Musik- und Kunsträume, und es gab einige Proberäume für die Jazzbands und Schülerbands sowie die AG Studiotechnik. Außerdem wurde hier bis zur Fertigstellung der neuen Mensa der Speisesaal der Schule eingerichtet. Aufgrund der geringen Sitzplatzkapazität fand die Essenausgabe für Schüler im Schichtbetrieb und unter großem Zeitdruck statt.

    Verlassenen Schule in Pankow: Plattenbau mit erheblichen baulichen Mängeln

    Toilettenräume in dem Nebengebäude des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums (undatierte Aufnahme).
    Toilettenräume in dem Nebengebäude des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums (undatierte Aufnahme). © Joachim Schulz

    Nicht nur, dass die Schüler auf ihrem Weg zum Nebengebäude das Schulgelände verlassen und die Borkumstraße überqueren mussten, sondern auch die mangelnde Isolierung des Plattenbaus sorgten im Sommer wie im Winter für Probleme. Für die dringend nötigen Sanierungsmaßnahmen fehlte dem Bezirk Pankow die nötigen Mittel.

    Nach einigen provisorischen Reparaturen an dem maroden Bau – in den Böden wurden Löcher geschlossen, herausbröckelnde Wand- und Deckenverkleidung wurde abgenommen – zeigte sich zunehmend der desaströse Zustand des DDR-Plattenbaus, der sich zu einer Gefahr für die Schülerschaft und die Lehrerinnen und Lehrer entwickelte: 2012 mussten die oberen beiden Etagen des Gebäudes gesperrt werden. Im Schuljahr 2013/2014 wurde die Notbremse gezogen und der Unterricht wegen akuter Einsturzgefahr des Gebäudes gänzlich eingestellt.

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    Verlassenen Schule in Pankow: Lost Place im Herzen des Kissingenviertels

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    Seitdem stand die Schulruine leer: Keine Schüler spurteten mehr durch die verödeten Flure, keine Pausenklingel ertönte und kein Lehrer fand sich mehr in den verwaisten Klassenzimmern. Das Nebengebäude wurde zu einem Lost Place, welcher nur durch seine Einbauten, die langsam Staub ansetzten und verfielen, von seiner ehemaligen Funktion zeugte.

    Wände und Türen des einstigen Schulgebäudes wurden mit Graffiti übersät, auf den früheren Zugangstreppen sammelte sich Schutt, Laub und Zweige und ihre Metallteile begannen zu verrosten. Von den Fassaden blätterte der Putz und im Inneren schälten sich alte Aushänge von den Wänden, die ein geisterhaftes Publikum über längst vergangene Schulpartys und Vorträge informierte.

    Die Fassade des Nebengebäudes.
    Die Fassade des Nebengebäudes. © Joachim Schulz

    Abenteuerlustige und Jäger von Lost Places konnten in dem entvölkerten Schulbau nicht nur den Geist von Generationen von Schülern nachspüren, die hier einen beträchtlichen Teil ihrer Schulzeit verbrachten, sondern auch ihre Hinterlassenschaften beispielsweise in Form von künstlerischen Werken an den Wänden oder eilig in die Stühle gekratzter Notizen bewundern.

    Verlassenen Schule in Pankow: Der Plattenbau weicht einem modularen Neubau

    2015 war dann endgültig Schluss für das in die Jahre gekommene DDR-Gebäude aus Betonfertigteilen: Die Platte wurde abgerissen. Sie machte Platz für die Neuerrichtung eines modernen Schulbaus. Zur Überbrückung wurden zwischenzeitlich Unterrichtsräume in Mietcontainern eingerichtet.

    Das D-Gebäude – ein Modulbau (Typ MEB 24) wie man ihn in jüngster Zeit häufig an Berliner Schulgebäuden findet – wurde im Schuljahr 2016/2017 eröffnet. Der dazugehörige neu gestaltete Schulhof im Jahr 2017. Das Gebäude soll zukünftig, so die Pläne des Bezirks, von der benachbarten Wolkenstein-Grundschule genutzt werden. Modulare Ergänzungsbauten sind seriell vorfabriziert und lassen sich innerhalb weniger Monate errichten. Ihre Standzeiten liegen bei mehr als 50 Jahren.

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