Berlin. Welche Hautpflege ist für Männer die richtige? Worauf kommt es an? Unsere Expertin Dr. Emi Arpa gibt einen Überblick.

  • Männerhaut ist zwar robuster als Frauenhaut, aber sie bildet schneller tiefe Falten
  • Spätestens ab dem 30. Lebensjahr sollten Männer in eine gute Hautpflege investieren
  • Die Pflegeroutine sollte aus drei Schritten bestehen. Manchmal sind aber noch mehr Schritte notwendig
  • Bei der Pflege empfindlicher, trockener und fettiger Haut sollte man jeweils auf bestimmte Wirkstoffe setzen

Trotz eines Wandels in den letzten Jahren stehen viele Männer dem Thema Hautpflege noch gleichgültig bis ablehnend gegenüber. Schuld daran sind vor allem traditionelle Geschlechterstereotypen. Hautpflege geht allerdings nicht nur Frauen etwas an: Auch Männer sollten besser früher als später mit einer Skincare-Routine beginnen. Wir haben die Dermatologin Dr. Emi Arpa gefragt, wie Männer Ihre Haut richtig pflegen.

Unsere Expertin

Die Dermatologin Dr. Emi Arpa führt ihre eigene Praxis in Berlin Charlottenburg. Auf Social Media teilt sie lehrreichen und unterhaltsamen Content zum Thema Hautgesundheit. Mit DR. EMI ARPA SKIN lancierte sie 2023 ihre ersten Hautpflegeprodukte und verfolgt das Ziel, eine neue Transparenz im Markt zu schaffen.

Hautpflege für Männer: Laut Expertin ab 30 ein Muss

Männerhaut und Frauenhaut unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Verantwortlich dafür ist unter anderem das männliche Sexualhormon Testosteron, das der Körper von Frauen nur in sehr geringen Mengen bildet. Testosteron bewirkt unter anderem, dass die Talgdrüsen bei Männern größer sind und entsprechend mehr Fette (Lipide) bilden. Aus diesem Grund neigen Männer häufig zu fettiger Haut und vergrößerten Poren. Die erhöhte Fettbildung bringt einen kleinen Vorteil mit sich: Die Lipidschicht, die die Haut vor äußeren Einflüssen und Wasserverlust schützt, ist robuster.

Aber Männer sind deswegen nicht besser oder länger vor Hautalterung geschützt. Dr. Emi weiß: „Studien zeigen, dass die Hautdicke bei Männern ab dem Alter von bereits 20 Jahren linear mit dem Alter abnimmt, während sie bei Frauen bis zum Alter von etwa 50 Jahren konstant zu bleiben scheint und dann abzunehmen beginnt.“

Dr. Emi Arpa teilt auf Instagram regelmäßig Hautpflege-Tipps.
Dr. Emi Arpa teilt auf Instagram regelmäßig Hautpflege-Tipps. © Dhana Sabira

Zudem beeinflussen der Verlust von Muskeln und Unterhautfettgewebe im Alter die Gesichtsmerkmale. Männer sind hier etwas im Nachteil: Während Frauen mit der Zeit eher Mundfalten und ein herabhängendes Kinn entwickeln, zeigt sich bei Männern der Zahn der Zeit oftmals an tieferen Mimikfalten, so Dr. Emi. „Dies trägt zum wahrgenommenen Alter von Männern und Frauen bei – wenn auch nicht auf dramatische Weise, wie Studien zeigen, in denen Männer 0,37 älter als ihr Alter und Frauen 0,54 Jahre jünger erscheinen.“

Spätestens ab dem 30. Lebensjahr, wenn – wie auch bei Frauen – die Kollagenbildung sichtbar abnimmt und die Haut immer weniger Feuchtigkeit speichern kann, sollte Mann in eine gute Hautpflege investieren.

Wie pflegt man als Mann sein Gesicht richtig?

Starke Fettbildung, vergrößerte Poren und Falten sind typische Probleme von Männerhaut. Hinzu kommt aber noch ein weiteres Problem: Durch die regelmäßige oder tägliche Rasur der Barthaare ist die Haut ständigen Strapazen ausgesetzt. Häufig entstehen Rötungen, Brennen und Pickel – die typischen Merkmale eines Rasurbrands –, weil die äußere Hautschicht verletzt wird.

Neben fettiger und empfindlicher Haut können Männer aber auch unter trockener Haut leiden, besonders mit zunehmendem Alter. Äußere Einflüsse wie Kälte, UV-Strahlung oder Rauchen können der Haut zusätzlich Feuchtigkeit entziehen.

Unabhängig vom Hauttyp sollte die Pflegeroutine für Männer – genau wie für Frauen – drei Schritte beinhalten, sagt Dr. Emi: „Auch für Männer bietet sich immer eine milde Basisroutine bestehend aus Reinigung, Pflege undSonnenschutz an“.

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Welche Hautpflege braucht man als Mann?

Häufig ist es sinnvoll, die Pflegeroutine zu erweitern: „Bei gewissen Hautbedürfnissen können zur Basisroutine zusätzliche Produkte individuell eingebaut werden“. Besonders wichtig für die Hautpflege für Männer ist Rasurbalsam. Aber auch Seren und Peelings können Männerhaut zugutekommen:

  • Wer Sie sich regelmäßig oder gar täglich rasiert, sollte in seiner Pflegeroutine unbedingt ein Rasurbalsam haben. Ein Aftershave beruhigt gereizte Haut und spendet Feuchtigkeit. Darüber hinaus kann es eine blutstillende und desinfizierende Wirkung haben.
  • Ein Gesichtsserum dient häufig Anti-Aging-Zwecken. So kann etwa ein Retinol- oder ein Vitamin-C-Serum die körpereigene Kollagenproduktion anregen und dadurch die Faltentiefe reduzieren. Ein Serum mit hochkonzentrierter Hyaluronsäure oder Glycerin hingegen versorgt die Haut mit viel Feuchtigkeit, wodurch sich Trockenheitsfalten vorbeugen lassen.
  • Mit regelmäßigen Peelings können Hautunreinheiten bekämpft, übermäßiger Talg entfernt und die Poren befreit werden. Vor allem für fettige Haut empfiehlt Dr. Emi einmal die Woche AHA- oder BHA-Peelings. Das sind Peelings, die nicht mit Reibekörpern, sondern mithilfe von Enzymen ihre hauterneuernde Wirkung entfalten.
Eine gute Gesichtscreme sollte in jeder Hautpflege-Routine vorkommen.
Eine gute Gesichtscreme sollte in jeder Hautpflege-Routine vorkommen. © iStock | miniseries

Hautpflege für Männer bei empfindlicher, unreiner oder trockener Haut

Bevor man sich eine Pflegeroutine zusammenstellt, sollte man wissen, welcher Hauttyp man ist. Denn jeder Hauttyp hat unterschiedliche Bedürfnisse und braucht entsprechend ganz bestimmte Wirkstoffe. Das sollte man bei empfindlicher, trockener und fettiger Haut beachten:

Hautpflege für Männer mit empfindlicher Haut

Die tägliche Bartrasur kann die schützende Lipidschicht strapazieren und eine empfindliche Haut verursachen. Aber auch auf andere äußere Einflüsse kann die Haut sensibel reagieren. Ständige Rötungen, Trockenheit und Spannungsgefühle sind häufig das Ergebnis einer geschwächten Hautbarriere. In diesem Fall sollte man zu Produkten greifen, die speziell für empfindliche Haut entwickelt wurden. Sie enthalten beruhigende und hautstärkende Wirkstoffe wie Urea, Panthenol, Niacinamide und Allantoin.

Tipp von Dr. Emi: „Bei empfindlicher Haut sind hauteigene Lipide wie Ceramide, Phytosphingosine, Cholesterol und Linolsäure absolut empfehlenswert.“

Hautpflege für Männer mit fettiger Haut

Da die Talgdrüsen bei Männern aktiver sind, kommt es nicht selten zu Hautunreinheiten – besonders im Bereich des Barts. Schmutz und entzündungsfördernde Bakterien können zudem mit der Rasierklinge in die Haut befördert werden.

Bei Entzündungen und Pickeln ist es sinnvoll, Pflegeprodukte mit antibakteriellen, desinfizierenden und klärenden Wirkstoffen zu verwenden. Salizylsäure, Zink und Grüner-Tee-Extrakt etwa können überschüssigen Talg entfernen, die Poren befreien und Entzündungen eindämmen. Talgregulierende Eigenschaften haben zudem Retinol, Vitamin C und Niacinamide – die nebenbei auch einen hautstraffenden Effekt haben können.

Tipp von Dr. Emi: „Für eine übermäßig ölige Haut wäre eine Zusammensetzung vorzuziehen, die eine weniger reichhaltige, ölige Textur hat, z.B. eine Öl-in-Wasser-Emulsion oder ein Gel. Dazu wäre ein Retinal-Serum empfehlenswert, sowie einmal pro Woche die Anwendung eines AHA/BHA-Peelings.“

Wichtig bei der Nutzung von Retinal: „Einsteiger sollten mit einer Konzentration von 0,05 Prozent starten“.

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Hautpflege für Männer mit trockener Haut

Im Alter verliert die Haut zunehmend an Feuchtigkeit und wird trocken. Pflegeprodukte, die der Haut noch mehr Feuchtigkeit entziehen, können das Problem verstärken.

Bei der Pflege trockener Haut sind daher Wirkstoffe mit feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften wichtig, wie etwa Glycerin, Hyaluronsäure oder Aloe vera. Auch sollte die Pflegeroutine darauf ausgerichtet sein, die Hautbarriere zu stärken – denn eine intakte Lipidschicht sorgt dafür, dass die Haut besser Feuchtigkeit speichern kann. Pflegeprodukte mit körpereigenen Fetten wie Ceramiden sind daher auch für trockene Haut wertvoll, ebenso wie Vitamin E und Panthenol.

Tipp von Dr. Emi: Bei trockener Haut bieten sich reichhaltige Cremes mit pflanzlichen Ölen oder Buttern für zusätzlich Okklusion an.“

Gut zu wissen: Eine okklusive Creme legt sich wie ein Schutzfilm auf die oberste Hautschicht und verschließt sie. Dadurch verliert die Haut weniger Feuchtigkeit.

Wenn man seinen Hauttyp kennt, ist Hautpflege für Männer gar nicht so kompliziert – einen Fehler gilt es aber zu vermeiden, sagt Dr. Emi: „In jedem Fall sollten Männer sich beim Kauf von Skincare-Produkten nicht durch `For Men‘-Marketing leiten lassen, sondern besser auf die eigenen Hautbedürfnisse hören und gezielt nach den benötigten Wirkstoffen einkaufen.“