Berlin. Was ihre Wirkung angeht, sind Niacinamide ein Rundumpaket für die Haut. Allerdings braucht man die richtige Konzentration.

Was sind Niacinamide?

Als Niacinamid (auch Nicotinamid) wird eine aktive Form von Vitamin B3 bezeichnet, das eines der wichtigsten B-Vitamine ist. Diese haben im Körper verschiedene Funktionen. Unter anderem unterstützen sie die Muskel- und Hautregeneration, das Nervensystem und die Zellerneuerung. In der Hautpflege wird Niacinamid für die Behandlung verschiedener Probleme eingesetzt.

Anders als Retinol, das sich auf der Haut zunächst in Retinal und dann in Retinsäure umwandeln muss, um wirksam zu sein, ist Niacinamid sofort in den Zellen verfügbar.

Welche Wirkung haben Niacinamide auf die Haut?

Eines hat Niacinamid mit Retinol gemein: Es gehört zu den Wirkstoffen, die wissenschaftlich gut untersucht sind und deren Wirkung belegt ist, wie eine Übersichtsarbeit von 2010 zeigt. Bekannt sind Niacinamide vor allem für ihre aufhellende Wirkung, die sich bei Augenringen, Sonnenschäden und Pickelmalen als hilfreich erweist. Das schafft Niacinamid, indem es die Bildung des farbgebenden Pigments Melanin in der Haut drosselt.

Daneben steigert das Vitamin die Ceramidbildung. Das alleine schon hilft gegen zahlreiche Hautprobleme. Ceramide sind Fette (Lipide), die die Hautschutzbarriere stärken und so vor einem sogenannten transepidermalen Wasserverlust bewahren: Je schwächer die Lipidschicht ist, desto mehr Feuchtigkeit verdunstet über die oberste Hautschicht. Wird die Haut mit Fetten versorgt, verbessert sich ihre Speicherfunktion. Auch können sich Pickel verursachende Bakterien nicht mehr so leicht in der Haut einnisten.

Positiv wirkt sich Niacinamid auch auf die Kollagenproduktion aus. Kollagen macht die Haut elastischer und wirkt Falten entgegen. Als Antioxidans unterstützt das Vitamin zudem die Hautregeneration und schützt die Zellen vor schädlichen Umwelteinflüssen.

Die Effekte von Niacinamid auf die Haut im Überblick:

  • spendet der Haut Feuchtigkeit
  • kann Hautschäden reparieren
  • lässt feine Linien und Falten verschwinden
  • sorgt für einen gleichmäßigen Teint
  • verkleinert die Poren
  • bekämpft Pickel und Akne
  • mildert Hyperpigmentierung
  • lindert Hautrötungen

Nebenwirkungen von Niacinamiden: Tritt eine Erstverschlimmerung auf?

Das Besondere an Niacinamid ist, dass es von allen Hauttypen gut vertragen wird. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass Unverträglichkeiten in Form von Rötungen, Juckreiz oder Brennen auftreten.

Zu solchen Nebenwirkungen kommt es insbesondere dann, wenn Niacinamid mit Säuren kombiniert wird. Aus dieser Verbindung entsteht nämlich Nikotinsäure, die die Blutgefäße erweitert. Die dadurch entstehende Hautrötung wird auch als „Niacinamid Flush“ bezeichnet.

Wenn Niacinamide in der Hautpflegeroutine richtig angewendet werden, sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Auch verursachen sie keine Erstverschlimmerung, die beispielsweise bei Retinol und Vitamin C häufig vorkommt.

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Rosacea und Niacinamide: Passt das zusammen?

Dank ihrer hohen Hautverträglichkeit und ihrer hautberuhigenden Wirkung eignen sich Niacinamide zur ergänzenden Behandlung von Rosacea, da sie Rötungen verblassen lassen und Entzündungsreaktionen der Haut eindämmen.

Auch Hauterkrankungen, die auf eine geschwächte Hautbarriere zurückgehen, können mit Vitamin B3 verbessert werden. Im Falle von Neurodermitis etwa kann Niacinamid auf Dauer dabei helfen, trockene Stellen und Spannungsgefühle zu reduzieren.

Sind Niacinamide in der Schwangerschaft und Stillzeit schädlich?

Über die Nahrung nehmen wir täglich Vitamin B3 zu uns. Es steckt nämlich in vielen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln. Schädlich oder gar gefährlich ist das Vitamin auch in Pflegeprodukten nicht.

Die Anwendung von Niacinamiden kann in der Schwangerschaft und Stillzeit sogar vorteilhaft sein: In der Schwangerschaft bildet die Haut mehr Talg, was zu Unreinheiten und Akne führen kann. Hingegen wird in der Stillzeit die Haut aufgrund von Stress und Schlafmangel häufig trocken und empfindlich. Mit Niacinamiden kann sowohl die Talgproduktion reguliert als auch die Haut vor Feuchtigkeitsverlust geschützt werden.

Niacinamide in der Anwendung: Was muss ich beachten?

Kommt ein neuer Wirkstoff zur Pflegeroutine hinzu, muss sich die Haut erst einmal daran gewöhnen. Das gilt auch für Niacinamid, auch wenn es allgemein gut verträglich ist. Darum sollte man beim Kauf einer Creme oder eines Serums mit Niacinamiden einen Blick auf die Konzentration werfen.

Für den Einstieg eignet sich eine Feuchtigkeitscreme mit einer Konzentration von 1 bis 5 Prozent. Nach einiger Zeit kann auf eine Formulierung mit 10 Prozent Niacinamid umgestellt werden. Das ist aber nicht unbedingt notwendig. Welche Formulierung die richtige ist, hängt von dem zu behandelnden Hautproblem ab:

  • Die Niacinamid-Konzentration sollte bei 2 Prozent liegen, wenn das Ziel der Behandlung darin besteht, leichte Hautunreinheiten zu reduzieren.
  • Sollen Verfärbungen zurückgehen, ist eine Konzentration von 5 Prozent empfehlenswert.
  • Bei vergrößerten Poren und einem unebenmäßigen Hautbild helfen Produkte mit einer Konzentration ab 10 Prozent.

Kann man Niacinamide morgens und abends anwenden?

Sichtbare Erfolge sind nur dann zu erwarten, wenn man Niacinamide regelmäßig anwendet, idealerweise ein- bis zweimal am Tag. Dabei kann man zwischen verschiedenen Produkten mit Niacinamiden wechseln: Morgens ein Gesichtswasser oder eine Feuchtigkeitscreme und abends ein höherkonzentriertes Serum oder eine Maske.

Niacinamide sind hautverträglich und können daher täglich in der Pflegeroutine zum Einsatz kommen.
Niacinamide sind hautverträglich und können daher täglich in der Pflegeroutine zum Einsatz kommen. © iStock | Doucefleur

Niacinamide und Hyaluronsäure: Was kommt zuerst auf die Haut?

Dass Niacinamide eine Wohltat für die Haut sind, steht außer Frage. Aber wie lassen sie sich am besten in die Hautpflegeroutine integrieren? Von besonderem Interesse ist für viele vor allem die richtige Reihenfolge bei der Verwendung von Niacinamiden und dem Hautpflege-Klassiker Hyaluronsäure. Da Hyaluronsäure die tieferen Hautschichten mit Feuchtigkeit versorgt und Niacinamide die Feuchtigkeit speichert, sollte immer zuerst Hyaluronsäure aufgetragen werden.

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Niacinamide und Retinol: Eine gute Kombination?

Auch der Anti-Aging-Wirkstoff Retinol ist mittlerweile nicht mehr aus der Pflegeroutine wegzudenken. Niacinamide bilden dazu eine sinnvolle Ergänzung. Denn zusammen können die beiden Wirkstoffe das Hautbild auf vielfältige Weise verbessern. Während Niacinamide dunkle Verfärbungen beseitigt und die Haut feucht hält, sorgt Retinol für einen hautverjüngenden Effekt, indem es die Haut elastischer macht und leichte Falten beseitigt.

Was darf man nicht mit Niacinamiden mischen?

Niacinamid kann grundsätzlich mit allen Pflegewirkstoffen kombiniert werden. Eine Einschränkung gibt es aber: reines, hoch konzentriertes Vitamin C (L-Ascorbinsäure). Mit Niacinamiden gemischt, entsteht daraus hautreizende Nikotinsäure. Dieses Problem lässt sich umgehen, indem man entweder auf ein hautschonendes Vitamin-C-Derivat zurückgreift oder eine Pause von etwa 30 Minuten nach der Anwendung von Niacinamiden einlegt.