Berlin. Wie wichtig Verteidiger Jonas Müller für die Eisbären ist, wird vielen nur selten bewusst. Bei Stürmer Leonhard Pföderl ist das anders.

Die Zeit für große Worte ist jetzt nicht. Daran ließ Leonhard Pföderl keinen Zweifel. Selbst seine beiden Tore machten ihn nicht richtig gesprächig. „Es gibt nicht viel zu sagen, es geht einfach weiter“, erzählte er mit einem breiten Lächeln. Ihm sind Taten lieber, und ganz bestimmt zählen sie jetzt mehr als alles Gerede. Es ist Finalzeit, es geht um den Titel.

Es ist offenbar auch seine Zeit, denn mit zwei Treffern und einer Vorlage war der Stürmer maßgeblich am 5:3 der Eisbären Berlin im zweiten Duell der Endspielserie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven beteiligt. Ebenso auffällig agierte Verteidiger Jonas Müller, der auch zwei Treffer erzielte. Was im Vergleich zu Pföderl sogar noch etwas beachtlicher ist, denn sonderlich viele Tore schießt der 28-Jährige sonst nicht.

Eisbären Berlin treten Sonntag zu Spiel drei an

In der Bewertung seiner Leistung hält es Müller aber ähnlich wie sein Kollege aus dem Angriff. „Ich freue mich einfach, dass wir den Sieg eingefahren haben“, sagt er. Seinen Anteil daran bemisst er nicht vorrangig in Treffern, wer die schießt, das kümmert ihn weniger. Hauptsache, die Ziele werden erreicht. Das war in diesem Fall der Ausgleich in der „Best of seven“-Serie zum 1:1, am Sonntag geht es in Bremerhaven weiter (15.30 Uhr, MagentaSport).

Lesen Sie auch:Der Mann, der den Gegner versteht

Der Rekordmeister will dort gern die Führung übernehmen. Die Heimpartie bot ein gutes Beispiel, wie das gelingen kann. „Wir können Bremerhaven schlagen, wenn wir alle zusammenspielen und Gas geben“, sagt Müller. Werden diese Vorgaben nicht befolgt, kann alles schnell nach hinten losgehen. Das war auch in Berlin zu sehen, als die Norddeutschen von 3:1 auf 3:3 ausglichen. Ehe Müller doppelt zuschlug.

Lesen Sie auch:

Dieses Rampenlicht danach ist ungewohnt für ihn. Obwohl der Verteidiger der dienstälteste Profi bei den Eisbären ist. Seit der Saison 2013/14 gehört er zum Kader und hat sich zu einem der renommiertesten Abwehrspieler des Landes entwickelt. Er ist einer der vier deutschen Profis, die Olympia- und WM-Silber mit der Nationalmannschaft gewonnen haben. „Aber er ist trotzdem immer ein bisschen unter dem Radar“, so EHC-Sportdirektor Stéphane Richer.

Das liegt eher daran, dass er offensiv nicht so stark in Erscheinung tritt. „Er übernimmt eine große Verantwortung in der Defensive“, sagt Trainer Serge Aubin. Das tut Müller auch, indem er sehr viel auf dem Eis steht, meist mehr als alle anderen. „Bei ihm merkt man nicht, dass er müde wird“, erzählt Richer und lobt die „Topleistungen“, die Müller seit Jahren bringt. In der Hauptrunde gelangen ihm sogar Bestwerte bei Vorlagen (20) und Punkten (24). Im Play-off kommt er bereits auf drei Tore, auch ein persönlicher Rekord.

Wir brauchen Spieler, die keine Angst haben, Entscheidungen zu treffen.
Serge Aubin - Trainer der Eisbären Berlin

Den hat er sich mit seinem Mut erarbeitet. „Wir brauchen Spieler, die keine Angst haben, Entscheidungen zu treffen“, sagt Aubin. In diese Kategorie fällt Müller, der gern auch mal riskantere Pässe nach vorn spielt, wenn die Möglichkeit besteht, dass dies zum Erfolg führt. Bei seinem Solo zum 5:3 half ihm diese Einstellung. „Ich habe einfach gesehen, dass ein bisschen Platz war in der Mitte“, so der gebürtige Berliner.

Zum Anschauen:Sportstübchen: Haben die Eisbären das Zeug zum Meister?

Sein bayerischer Kollege ist für viele Tore bekannt. Doch in dieser Saison kamen die nicht kontinuierlich, sondern eher phasenweise. Das galt für die Hauptrunde, in der er mehr am Ende traf. Ebenso gilt es für das Play-off. „Im Viertel- und im Halbfinale haben die anderen die Tore geschossen, jetzt habe ich mal zwei Spiele die Tore geschossen. Das macht uns ja so gut“, sagt Pföderl, der er in den ersten zehn Partien der K.o.-Runde ein Tor und drei Vorlagen verbuchte, in den beiden Finalspielen aber drei Tore und zwei Vorlagen.

Deutsche Komponente spricht für die Eisbären Berlin

Früher wäre er damit nicht so entspannt umgegangen wie heute. Doch nicht nur er ist gereift und zu einem immer kompletteren Spieler geworden, der in der Hauptrunde einen persönlichen Vorlagenrekord (30) markierte. Sondern das Team fängt kleinere Flauten auf, weil die Qualität des Kaders auf allen Ebenen hoch ist und vor allem die deutsche Komponente bei den Eisbären, die viele Nationalspieler in ihren Reihen haben, einen großen Vorteil gegenüber dem Finalgegner darstellt.

Seine Vorzüge hat der trotzdem. „Es ist nie einfach, gegen die zu spielen. Wir dürfen ihnen keine Zeit geben, einfacher kann man es nicht erklären“, sagt Müller und macht nicht viele Worte bezüglich dessen, was nun zu tun ist. Am Sonntag müssen jetzt Taten folgen.

Noch mehr über die Eisbären Berlin lesen Sie hier.