Berlin. Während eine linke Demo im Wedding wie geplant lief, überraschte die feministische Frauen-Demo in Friedrichshain mit einem frühen Aus.
Die Demonstrationen am Vorabend des 1. Mai in Berlin sind weitgehend friedlich und ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen. Bei der Demo „Frieden und soziale Gerechtigkeit“ am Dienstagabend im Wedding kamen laut Polizeiangaben rund 500 Teilnehmer zusammen, davon waren etwa 120 Palästinenser. Diese standen einem Aufgebot von rund 3000 Polizeieinsatzkräften gegenüber, die allerdings über mehrere Demos in der gesamten Stadt verteilt waren.: Im Mauerpark gab es zwei weitere Kundgebungen. Nach 21.30 Uhr kamen außerdem in der Spitze rund 2800 Teilnehmer zu einem feministischen Aufzug in Friedrichshain. Ein Minutenprotokoll der Demos in der Walpurgisnacht lesen Sie hier.
- Themenseite: News & Hintergründe zum 1. Mai 2024 in Berlin
- Auf einen Blick: Fragen und Antworten zum 1. Mai in Berlin
- Newsblog: Demos am 1. Mai in Berlin – News & Bilder im Blog
- Großeinsatz: „Revolutionäre 1. Mai-Demo“: Das ist die Route
- Straßenfest: Darum gibt es auch 2024 kein Myfest in Kreuzberg
- Feiertag: Öffnungszeiten am 1. Mai: Diese Supermärkte öffnen
Demos zur Walpurgisnacht in Berlin: „Nein zum Krieg, nein zum Sozialabbau“
Die Menge in Wedding versammelte sich zunächst auf dem Platz zwischen Jobcenter und Schiller-Bibliothek an der Müllerstraße. Dort verteilten verschiedene Gruppen Flugblätter und Zeitungen wie die „Junge Welt“ und skandierten immer wieder „Free, free Palestine.“ Die Regeln der Polizei wurden verlesen. Sie beinhalten beispielsweise, dass keine Fahnen oder Puppen verbrannt werden dürfen und keine die Hamas oder Samidoun verherrlichenden Parolen gerufen werden dürfen.
Auf den Schildern standen so unterschiedliche Sätze wie: „Schluss mit Besatzungsterror“ oder „Rettet unseren Kinderladen EKT am Schillerpark“. Es wurde beklagt, dass der „soziale Wohnungsbau am Boden liegt“ und viel zu viel Geld in Nato-Konflikte investiert werde. Robert Ulmer von der Partei Die Linke war bei der Demo, um für ein bedingungsloses Grundeinkommen und bezahlbare Wohnungen zu demonstrieren. Seiner Meinung nach sei der erfolgreiche Bürgerentscheid „Deutsche Wohnen enteignen“ unter den Tisch gekehrt worden.
Ablehnung deutscher Kriegsbeteiligung
Nach etwa einer Stunde ertönte der Song „Frieden“ vom Berliner Rap-Trio K.I.Z., den einige mitsangen. Frieden und die Ablehnung von Rüstungsausgaben war eines der großen Themen des Abends. Auf den Fahnen der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) befand sich die Pazifistin Rosa Luxemburg. Die Menge begab sich dann langsam auf die Straße und setzte sich in Bewegung Richtung Utrechterstraße, lief, immer flankiert von Polizisten, über die Maxstraße bis zur Schulstraße.
Der Tross, der von einem Lkw angeführt wurde, auf denen einige mit Megafonen Parolen riefen, wurde von vielen Schaulustigen am Straßenrand und von Balkonen und offenen Fenstern beobachtet. Flora vom Aktionsbündnis „Hände weg vom Wedding“ war eine der lautesten Stimmen in der Menge. „Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Bedürfnisse nach Wohnraum und Wärme ernst genommen werden“, rief sie. Der 30. April sei seit mehr als zehn Jahren „unser Kampftag im Wedding.“
Immer wieder wurden Hass-Parolen ausgerufen, beispielsweise hieß es: „Die wahren Antisemiten sitzen im Parlament“. Oder: „Der Staat ist nicht unser Freund.“ Auch vor verschiedenen Medien wurde gewarnt.
„Take Back the Night“-Demo vorzeitig aufgelöst
Am späten Dienstagabend wurde in Berlin-Friedrichshain die Demonstration „Take Back the Night“ von den Veranstaltern vorzeitig aufgelöst. Knapp eine halbe Stunde nach Beginn lösten sich bereits kleine Gruppen aus dem Zug und gingen in die Seitenstraßen. Sehr viele Menschen standen und saßen aber am späten Abend zunächst noch auf der Warschauer Straße.
Insgesamt hätten etwa 2800 Menschen teilgenommen. Die Auflösung sei dann sehr schnell verkündet worden, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke. Es habe Pyrotechnik, Eierwürfe und vereinzelt auch Steinwürfe gegeben. Ob es Festnahmen gegeben habe, konnte sie zunächst nicht sagen. Auch im vergangenen Jahr hätten die Veranstalter die Demo frühzeitig beendet, sagte sie.
Walpurgisnacht in Berlin: Die besten Bilder
Auffällig waren bei der Demonstration zwei Dinge: Die Polizei war sehr passiv, rund um die Rigaer Straße begleiteten sie den Aufzug zeitweise kaum – auch am Ende hielten die Beamten Abstand und warteten, bis die Teilnehmer gingen. Zudem gab es zwischendurch nur vereinzelt „Viva Palästina“-Rufe, die aber schnell verstummten. Am Ende herrschte unter dem Teilnehmern wohl Uneinigkeit. Während einige versuchten, Pro-Palästina-Parolen anzustimmen, versuchten andere diese zu übertönen.
Der Zug hatte sich erst mit deutlicher Verspätung in Bewegung gesetzt. Die Route sollte von Friedrichshain nach Kreuzberg führen. Erwartet wurden bis zu 3000 Teilnehmerinnen. In den vergangenen Jahren gab es bei der Demo Angriffe auf die Polizei mit Flaschenwürfen und verletzte Polizisten. Mit ähnlich aggressivem Verhalten hatte die Polizei auch in diesem Jahr gerechnet.
mit dpa