Berlin. Für Sparer in Deutschland sind das gute Nachrichten: Die Europäische Zentralbank erhöht den Leitzins. Was das für Anleger bedeutet.

Für Sparer und ihr Tagesgeld und Festgeld ist das, was Christine Lagarde am Donnerstag verkündete, eine gute Nachricht: Nachdem die Leitzinsen in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt bereits neun Mal angehoben wurden, sollen sie nun ein weiteres, zehntes Mal ansteigen. Der Leitzins im Euroraum klettert damit auf 4,5 Prozent. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag eine Anhebung um 0,25 Prozentpunkte, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.

Zinsen für Tagesgeld und Festgeld dürften weiter steigen

Die Entscheidung sei nicht einstimmig gefallen, sagte Zentralbankchefin Lagarde am Donnerstag in Frankfurt am Main. Es habe eine "solide Mehrheit“ der EZB-Räte für diesen Schritt gegeben, sagte sie. Einige Zentralbanker hätten sich aber dafür ausgesprochen, das bisherige Zinsniveau beizubehalten und die weitere Entwicklung abzuwarten. Auch Privatanleger, die in Tages- und Festgeld investiert hatten, schauten mit Sorge auf den EZB-Zinsentscheid.

Diese Folgen gehen von steigenden oder sinkenden Leitzinsen aus:

  • Sinken die Zinsen werden Kredite wieder günstiger, was wiederum Anreize für Unternehmen schaffen sollte, ihre Investitionen hochzufahren – so zumindest die Hoffnung von Wirtschaftsexperten. Eine Zinssenkung hat unmittelbare Auswirkungen auf das Tages- und Festgeld, bei denen die Zinsen dann in der Folge wieder deutlich fallen.
  • Steigen die Zinsen dagegen wie jetzt beschlossen wurde weiter, könnte das – so die Befürchtung von Gegnern der Zinserhöhung – die Wirtschaft noch weiter ausbremsen, dafür aber Sparern beim Tagesgeld und Festgeld eine deutlich höhere Rendite bescheren. Denn auch wenn die Zinsen für beide Anlageformen in den vergangenen Monaten stark gestiegen sind, liegt der Realzins durch die hohe Inflationsquote von etwa 6 Prozent für Anleger noch in den meisten Fällen im Minusbereich.

EZB-Zinsentscheid hat auch negative Folgen für Verbraucher

Für Sparer bedeutet dies, dass nun wohl weitere Banken ins Zins-Rennen einsteigen. Wie Sie im Tagesgeld-Vergleich für den September sowie den Festgeld-Vergleich erkennen können, sind die Zinsen für beide Anlageformen zuletzt deutlich angestiegen. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, befindet im Gespräch mit unserer Redaktion ebenfalls: "Sparen lohnt sich wieder".

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Während das für Sparer erstmal gute Nachrichten sind, hat der jetzige EZB-Zinsentscheid aber auch negative Folgen, wie Brzeski weiter sagt: "Das spürt der Verbraucher, der sich zum Beispiel einen Kredit nimmt, um ein Auto zu finanzieren. Oder auch der Verbraucher, der eine Immobilie kaufen will oder der Immobilienbesitzer, der eine Anschlussfinanzierung suchen muss." Der Ökonom findet: Das ist deutlich teurer geworden.

Christine Lagarde ist Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB).
Christine Lagarde ist Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB). © dpa | Arne Dedert

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der vergangenen Sitzung des EZB-Rates Ende Juli für die September-Sitzung sowohl eine weitere Zinserhöhung als auch eine Unterbrechung der beispiellosen Serie von Anhebungen nicht ausgeschlossen. Lediglich einer Zinssenkung erteilte die Französin bereits damals eine Absage.

Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Bei diesem Niveau sehen die Währungshüter Preisstabilität gewahrt. Doch von dieser Zielmarke ist die Teuerung nach wie vor weit entfernt. Im August schwächte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Währungsraum der 20 Länder nicht weiter ab. Die jährliche Inflationsrate verharrte einer erste Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge bei 5,3 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs, in dessen Folge die Preise für Energie und Nahrungsmittel in die Höhe schnellten, zeitweise zweistellig gewesen. (mit dpa)