Berlin. Rostock schießt Feuerwerk von den Rängen, Hertha BSC antwortet mit Feuerwerk auf dem Platz: Beim 4:0 steht wieder die weiße Weste.

Es war alles angerichtet für einen wunderschönen Fußballabend im Olympiastadion: Milde Temperaturen, zwei große Traditionsvereine der Zweiten Liga und 62.177 Zuschauer. Schon am Nachmittag war im Berliner Westen jedoch überall die Vorahnung präsent, dass es beim Duell zwischen Hertha BSC und Hansa Rostock nicht nur um Fußball gehen würde.

Das Spiel war als Hochrisikospiel eingestuft, der Gästeblock aus Mecklenburg-Vorpommern bestätigte die Befürchtungen kurz vor dem Anpfiff. Zahlreiche Fans der rund 20.000 Rostock-Anhänger zündeten Feuerwerkskörper und Rauchbomben, wodurch das gesamte Stadion in dichtem Nebel verhüllt war.

Hertha BSC startet gegen Hansa Rostock mit Verspätung

Mit zehn Minuten Verspätung und dem Geruch von abgebranntem Feuerwerk in der Nase ging es dann los – und den Durchblick auf dem Platz hatte nur Hertha. Trotz zuletzt sieben Punkten aus drei Spielen baute Trainer Pal Dardai seine Startelf auf vier Positionen um, unter anderem kehrte Stammkeeper Tjark Ernst ins Tor zurück.

Ein anderer Neuer brachte Hertha diesmal von Beginn an die erforderliche Stabilität und Aggressivität, die es gegen einen Abstiegskandidaten wie Hansa Rostock brauchte. Deyovaisio Zeefuik hatte die Berliner in den jüngsten beiden Spielen als Joker im Mittelfeldzentrum „gerettet“, wie es Dardai im Vorfeld der Partie gegen Rostock formulierte.

Zeefuik überzeugt erneut im zentralen Mittelfeld

Nun war er von Beginn an Herthas Anker im Zentrum und bescherte dem blau-weißen Hauptstadtklub eine dominante Präsenz auf dem Platz, die schon bald in eine hochverdiente Führung umgemünzt werden konnte.

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Marten Winkler, ebenfalls neu in der Startelf, flankte von der rechten Seite nach einem feinen Spielzug auf den einlaufenden Palko Dardai, der per Kopf das 1:0 erzielte (16.). Beide sind normalerweise Konkurrenten um die Position auf dem rechten Flügel – Dardais Timing beim Kopfball wirkte aber so, als würde er seit Jahren nichts anderes machen, als Winklers Flanken zu verarbeiten. „Das war im richtigen Moment das sehr gut herausgespielte erste Tor“, sagte Trainer Dardai nachher. In den ersten Minuten hatte er sich noch Sorgen gemacht, da schon zwei gute Chancen vergeben worden waren.

Fabian Reese trifft per Elfmeter zum 2:0

Die Kombination aus Palko Dardai und Marten Winkler sollte Hertha-Fans später am Abend noch einmal in Glücksgefühle versetzen. Es war aber nicht das einzige neu zusammengestellte Duo, das von sich Reden machte. Neben Zeefuik agierte auf der Doppel-Sechs nämlich Winterzugang Aymen Barkok, der sein bestes Spiel im Berliner Trikot absolvierte und dem eigenen Ballbesitz ausgesprochen guttat.

Vorne der jubelnde Fabian Reese, im Hintergrund ratlose Rostocker Gästefans: Hertha BSC dominierte Hansa Rostock am Freitagabend im Olympiastadion und siegte 4:0.
Vorne der jubelnde Fabian Reese, im Hintergrund ratlose Rostocker Gästefans: Hertha BSC dominierte Hansa Rostock am Freitagabend im Olympiastadion und siegte 4:0. © dpa | Soeren Stache

Die Angriffe der Gastgeber waren exzellent strukturiert, sodass schon bald das 2:0 folgte: Rostocks Dennis Dressel blockte einen Schuss von Jonjoe Kenny mit der Hand – den fälligen Elfmeter verwandelte Kapitän Fabian Reese souverän zum 2:0 (31.). „Das waren vor dem Elfmeter bestimmt zwanzig Ballkontakte“, jubelte Coach Dardai.

Hertha BSC zeigt die beste Leistung seit langer Zeit

Es war das beste Spiel der Berliner seit langem, was sich vor allem dadurch zeigte, dass Hertha diesmal eine gute Leistung auch in die zweite Halbzeit transferierte. Schon zahlreiche Male hatte die Elf von Trainer Dardai in dieser Saison innerhalb eines Spiels unterschiedliche Gesichter gezeigt. Diesmal blieb sie stabil, obwohl Rostock engagierter aus der Kabine kam.

Wirklich Sorgen machen mussten sich die Berliner jedoch nie machen, weil Hertha die Effektivität der letzten Wochen aufrechterhielt und mit einem Konter das Spiel entschied. Winkler preschte diesmal über die linke Seite nach vorne und fand erneut Palko Dardai, diesmal per flacher Hereingabe in den Rückraum. Der 24-Jährige traf ohne Probleme zum 3:0 (61.).

Hertha BSC freut sich auf das Duell mit Karlsruhe

Das ließ den anfangs rebellierenden Rostocker Block dann vollends verstummen. In der Schlussphase konnten sich die Berliner Fans dann sogar schon auf die nächste, deutlich friedvollere Aufgabe einstimmen: Es hallte wieder „Gute Freunde kann niemand trennen“ aus der Ostkurve, am nächsten Spieltag geht es für die Berliner zum befreundeten Karlsruher SC.

Haris Tabakovic setzte mit dem 4:0 (86.) dann den Schlusspunkt, der das Spiel genauso wie die erste weiße Weste seit Mitte Dezember zu einem rundum gelungenen Erlebnis werden ließ. So wurde es zumindest für alle Berliner Fans dann doch noch ein ziemlich wunderbarer Abend. „Heute ist es für uns ein perfekter Abend“, sagte Trainer Dardai, „und ich bin wirklich dankbar für die Jungs, dass wir endlich mal wieder die Null gehalten haben.“

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