Berlin. Geliebt zu werden ist deutlich besser als Ananastorte – Kolumnist Dieter Puhl über einen schönen Tag im Mai.

Morgens war es ruhig und friedlich mit Maria. Sie war zwar mehr für sich und ich für mich, und trotzdem waren wir auch beieinander, zusammen. So starteten wir in den Tag.

Ich habe bereits in einigen Beziehungen in meinem Leben gelebt, meist war es gut, fühlte sich prima an, manchmal gar noch besser. Wenn nicht, die Zeit retuschiert Erinnerungen. Ich kenne viele, die sammeln Scheidungsurkunden. Und ich kenne etliche, die leben schon immer allein. Geliebt zu werden, das aber ist deutlich besser als Ananastorte. Und ich war immer zuversichtlich, Jesus spielt mir die Liebe noch einmal in den Strafraum. Ich musste nur den Kopf hinhalten.

Etwas Arbeit wartete an dem Tag danach auf mich, ein paar Dinge waren zu erledigen, und dann rief mein Freund Hilmar an. Wir plauderten über Gott und die Welt, Obdachlosigkeit, seine Gesundheit, meine fünf Kilo Übergewicht, erwogen eine Menge Betätigungsfelder für Politikerinnen und Politiker. Wir beide sollten mal Politik machen. Die Welt sähe anders aus. Sicher! Ob sicherer, ob besser – na, so realistisch sind wir doch noch. Es gut, dass wir das nicht machen! Oder andere Besserwisser. Fußball war dann auch noch Thema, natürlich Fußball, und natürlich kann man gerade sehr viel über Leverkusen reden. Und über Union. Auch über neue Trainer.

Einsamkeit im Alter? Nicht mit Euch

Lothar, Hilmar, Orlando, Andreas – Freunde zu haben, das tut mir gut. Ihr tut mir gut. Einsamkeit im Alter? Nicht mit Euch. Bleibt mir nur am Leben! Dann hatte ich Hunger und ich erfreute mich an leckeren Kleinigkeiten aus dem Kühlschrank. Lieber Gott, ich mag Brot. Verschiedenes Brot. Es gibt auch andere Gründe, gerne in Deutschland zu leben, hey, das Brot aber… Und der Käse. Und die Wurst. Und die Marmelade. Keine Sorge, das waren kleine Häppchen, ich versuche doch, gerade etwas abzunehmen.

Zum Laufen war ich dann zu faul, nahm den Roller, um vermeintlich fehlende Kleinigkeiten einzukaufen. Ich fahre eine Vespa, 125 Kubik, zwei Jahre alt. Hey – eine Vespa! Den Roller konnte ich dann gleich wieder aufbocken, denn auf der anderen Straßenseite stand mein Freund Rolf. Auch er war noch müde wie ich, aber nicht maulfaul. Und auch er guckte bereits lustig in die Luft: Was würde der Tag noch bringen?

Danke, Jesus, ich bin wieder gesund und habe Zeit, mit Rolf in die Luft zu gucken. Und mit Freunden zu quatschen. Aus den Kleinigkeiten wurde eine volle Tüte mit Drogerieartikeln, die ich eigentlich gar nicht brauche, die aber gut duften. Manchmal ticke ich etwas durcheinander.

Merci für die vergangenen, sehr schönen Tage

Danke für die Unvernunft, mein Schöpfer. Und auch für die Lebenssituation, in der ich bin, das überhaupt bezahlen zu können. Glück gehabt im Leben! Über Altersarmut in Deutschland im Jahr 2024 zu reden ist bitter, der Anstieg ist aber Sünde. Schämt Euch, bitte kein Wasser auf die Mühlen der Populisten, da macht Ihr Euren Job aber falsch.

Kurz ein Abstecher zur FleischereiBauermeister, dort habe ich mit Pascal gequatscht, der dort arbeitet, und mit seiner Kollegin. Nebenbei erwarb ich eine Blutwurst und bekam noch kostenlos ein Rezept obendrauf, sie zuzubereiten. Kleiner Tipp: Die Blutwurst hat bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr die Bronzemedaille erhalten. Qualität kann man schmecken. Eine Menge Leben in so einen hübschen Laden.

Danke! Und Euch ein gutes Wochenende. Das Stück Torte und der Kaffee in der Humboldt Kaffeemanufaktur, die nur wenige Meter vom Fleischer enrfernt liegt, waren gut. Meine zufällige Tischnachbarin war freundlich. Soviel zum Abnehmen übrigens.

Noch scheint die Sonne, lieber Gott, dann soll‘s regnen. Na, und! Merci für die vergangenen, sehr schönen Tage. Und der Balkon ist einfach schön. „Lucy in the Sky with Diamonds“, die LP der Beatles, ist es auch. Mal schauen, was der Tag noch bringen wird? Bis hierhin: Ich fühle mich beschenkt.

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