Berlin. Banken im Ausland bieten oft mehr Zinsen für das Festgeld und Tagesgeld. Wie sicher ist die Anlage? Eine Liste von Finanztest erstaunt.

  • Für ein Fest- oder Tagesgeldkonto im Ausland bieten viele Banken mehr Zinsen an
  • Neben der Einlagensicherung sollten Sparer auch die Kreditwürdigkeit eines Landes im Blick haben
  • Stiftung Warentest rät in einer Liste nicht empfehlenswerter Banken von einigen Ländern ab

In Sachen Zinsen stellen ausländische Direktbanken viele deutsche Kreditinstitute in den Schatten. Angebote wie das Fest- und Tagesgeld der Openbank oder das Festgeld+ von Klarna* klingen verlockend. Beide Banken gewähren deutlich höhere Zinsen als so manche deutsche Hausbank. Ein umfangreicher Kundenservice und inländische Verrechnungskonten machen die Angebote für ein Tages- oder Festgeld zusätzlich attraktiv. Im Vergleich zu den Angeboten deutscher Banken gibt es aber einen wesentlichen Unterschied.

Weitere Tests zu diversen Produkten und Trends finden Sie auf der Themenseite der Berliner Morgenpost.

Fest- und Tagesgeld im Ausland: Finanztest warnt vor schlecher Bonität

Für die Ersparnisse im Ausland greift nicht die deutsche Einlagensicherung von 100.000 Euro je Kunde und Bank. Im EU-Ausland gilt das Sicherungssystem des jeweiligen Landes. Generell ist das Festgeld oder Tagesgeld im europäischen Ausland also sicher. Doch die Stiftung Warentest warnt in ihrer jüngsten Auswertung auf „test.de“ vor Ländern mit schlechten Bewertungen großer Rating­agenturen. Der Grund: Kommt es zu einer großen Bankenpleite, kann ein Land unter Umständen nicht alle Schäden ersetzen.

Daher rät Finanztest nur zu Banken aus EU-Ländern mit Topbe­wertungen (AAA oder AA) aller drei großen Rating­agenturen – das sind Fitch, Moody´s und Stan­dard & Poor´s. Nur deren Einlagensicherungen halten die Finanztester für so stabil, dass sie auch im Falle einer größeren Bankenpleite Anleger so zeit­nah entschädigen könnten, wie es im EU-Recht vorgeschrieben ist. Länder wie Spanien (A) oder Italien (BBB) erfüllen dieses Kriterium nicht.

Was sind Ratingagenturen?

Ratingagenturen bewerten, wie sicher es ist, Geld an Länder, Städte, Firmen oder für Finanzprojekte zu verleihen. Sie vergeben dafür Noten, die „Ratings“ genannt werden, damit Investoren besser entscheiden können, wo sie ihr Geld anlegen. Große Ratingagenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings. Diese Agenturen haben einen großen Einfluss, weil sie beeinflussen, wie viel Zinsen jemand zahlen muss, wenn er sich Geld leiht.

Ein gutes Rating kann Vertrauen in die Wirtschaft eines Landes und seine Banken schaffen. Wenn Ratingagenturen einem Land oder seinen Banken ein gutes Rating geben, kann das bedeuten, dass das Risiko einer Bankpleite geringer ist. Das kann das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit ihrer Einlagen stärken.

Festgeld und Tagesgeld sicher anlegen: Wie bewerten Ratingagenturen?

Standard & Poor’s und Fitch Ratings verwenden folgende Skala:

RatingDefinition
AAAHöchste Kreditwürdigkeit, geringstes Ausfallrisiko
AASehr hohe Kreditwürdigkeit
AHohe Kreditwürdigkeit
BBBGute Kreditwürdigkeit, aber mit spekulativem Charakter
BB, B, CCC, CCSpekulative Kreditwürdigkeit, höheres Risiko eines Zahlungsausfalls
CSehr hohes Ausfallrisiko, oft in Verzug
DZahlungsausfall

Moody’s verwendet ein etwas anderes System:

RatingDefinition
AaaHöchste Kreditwürdigkeit, geringstes Ausfallrisiko
AaHohe Kreditwürdigkeit
AObere mittlere Kreditwürdigkeit
BaaMittlere Kreditwürdigkeit, mit spekulativen Elementen
Ba, BSpekulative Kreditwürdigkeit
Caa, CaHochspekulativ, oft in Verzug
CNiedrigste Kreditwürdigkeit, oft in Zahlungsausfall

Tagesgeld und Festgeld: Top-Deals deutscher Banken auf einen Blick

Entsprechend tauchen Banken wie die Suresse Direkt Bank oder die Banca Sistema nicht in der Empfehlung der besten Tages- und Festgeldangebote von Finanztest auf – trotz attraktiver Konditionen. Stattdessen raten die Testexperten zu den Ländern mit einer guten Ratingbewertungen und einer vergleichbaren Sicherheit wie in Deutschland. Mittlerweile bieten auch mehrere Direktbanken in Deutschland attraktive Konditionen an – dazu zählen:

Auch Schweden wird im Schnitt positiv bewertet (AAA) und kommt damit als Land für die Geldanlage infrage. Das neue Tagesgeld von Klarna haben wir uns im eben verlinkten Beitrag genauer angeschaut. Speziell bei Schweden und Großbritannien ist allerdings immer noch der Wechselkurs zu beachten. Wegen möglicher Kursschwankungen sollten Sparer daher immer einen Finanzpuffer zu den sonst in der EU abge­sicherten 100.000 Euro einplanen. Die Stiftung Warentest empfiehlt derzeit maximal 80.000 Euro Anlage.

Steuer im Ausland: Was die Quellensteuer beim Fest- und Tagesgeld bedeutet

Zu beachten ist bei einer Geldanlage im Ausland grundsätzlich das Thema Steuer. In Deutschland gilt ein Freibetrag bis 1000 Euro pro Person und Jahr. Bis zu diesem Betrag müssen die Zinserträge nicht versteuert werden. Im Ausland ist zusätzlich das Thema Quellensteuer zu beachten. Hier ist oft von einer Doppelbesteuerung die Rede. Denn neben der deutschen Einkommenssteuer müssen bei der Anlage in einigen Ländern ebenfalls Steuern gezahlt werden. Die Banken ziehen diese von den Zinserträgen ein und schreiben nur den Differenzbetrag gut.

Ob und wie viel Quellensteuer anfällt, ist von Land zu Land unterschiedlich. Mit einigen Staaten hat Deutschland sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen. Bei der Geldanlage in diesen Ländern können bis zu 15 Prozent der ausländischen Quellensteuer auf die in Deutschland zu zahlende Abgeltungssteuer angerechnet werden. Länder mit Doppelbesteuerungsabkommen sind für ein Tages- oder Festgeld daher zu bevorzugen. Ansonsten sollten sich Sparer über die Höhe der Quellensteuer informieren, ehe sie ein Fest- oder Tagesgeld abschließen.

Fest- und Tagesgeld sicher anlegen: So finden Sie die besten Angebote

Eine Ausnahme sind Geldanlagen bei der Ikano Bank (Schweden) und das Festgeld+ von Klarna* – hier sind die Einlagen uneinge­schränkt bis 100.000 Euro abgesichert. Eine umfassende Liste mit nicht empfehlenswerten Banken kann über „test.de“ eingesehen werden. Auch in unseren Vergleichsrechnern können gezielt Fest- und Tagesgeldangebote deutscher Banken gefiltert werden. Dafür einfach „Deutsche Einlagensicherung“ (Tagesgeld) oder Bonität (Festgeld) wählen und den Vergleich starten.

Unser Fazit: Die Liste nicht empfehlenswerter Banken für das Fest- und Tagesgeld sollte in die Entscheidung einfließen. Zumal es mittlerweile vergleichbare Alternativen zu den ausländischen Direktbanken gibt – etwa die Consorsbank*. Gleichwohl lohnt sich immer ein Vergleich. Denn ratingpositiv bewertete Länder wie Schweden (AAA) oder auch Frankreich (AA) können eine Alternative zu deutschen Kreditinstituten sein.

FAQ zu Tagesgeld und Festgeld

Was ist Tagesgeld?

Das Tagesgeld ist eine klassische Geldanlage. Der Sparer legt sein Geld bei einer Bank zu einem variablen Zinssatz an. Er kann täglich über sein Geld verfügen und jederzeit Ein- und Auszahlungen vornehmen.

Was unterscheidet Tagesgeld von Festgeld?

Während das Tagesgeld eine flexible Verfügbarkeit des Kapitals bieten, ist das Kapital bei einem Festgeldkonto für einen festgelegten Zeitraum angelegt und nicht zugänglich.

Wie sicher sind Tages- und Festgeldkonten?

In vielen Ländern wie Deutschland sind Einlagen bis zu 100.000 Euro je Kunden und Bank über einen Einlagensicherungsfonds geschützt – beide Anlageformen sind daher eine sichere Investitionsoption.

Wie werden die Zinsen bei Tages- und Festgeld berechnet?

Tagesgeldzinsen werden oft variabel berechnet und können sich ändern – je nach Marktlage. Festgeldzinsen sind stattdessen für die zuvor vereinbarte Laufzeit des Vertrages festgeschrieben und ändern sich nicht.

Kann ich mehrere Tages- und Festgeldkonten gleichzeitig haben?

Ja – es gibt keine Begrenzung für die Anzahl der Konten. Allerdings sollten Sie Angebote und Konditionen sorgfältig vergleichen, um die besten Renditen zu erzielen.

Welche Gebühren fallen bei Tages- und Festgeldkonten an?

Normalerweise fallen keine Kontoführungsgebühren an. Jedoch sollten Sie immer das Kleingedruckte lesen, um sicherzustellen, dass keine versteckten Kosten anfallen.

Wie kann ich ein Tages- oder Festgeldkonto eröffnen?

Die meisten Banken und Finanzinstitute bieten eine einfache Online-Eröffnung an. Auch die Legitimation erfolgt bei vielen Banken mittlerweile digital. Allen voran Direktbanken bieten oft nur einen reinen digitalen Service an.

Ist mein Geld bei ausländischen Banken sicher?

Das ist von der jeweiligen Bank und dem Land abhängig. Innerhalb der Europäischen Union (EU) gilt flächendeckend eine Einlagensicherung von maximal 100.000 Euro je Kunde und Bank. Außerhalb der Eurozone können andere Bedingungen gelten. Daher ist es ratsam, sich über die Einlagensicherung des jeweiligen Landes zu informieren, ehe man eine Anlage tätigt.

Kann ich mein Festgeld vorzeitig kündigen?

Die vorzeitige Kündigung kann möglich sein – etwa bei flexiblen Verträgen. Oft gehen damit aber finanzielle Nachteile oder Strafzinsen einher. Daher sollte man zuvor die Vertragsbedingungen sorgfältig lesen.

Was passiert bei sich ändernden Zinsen?

Bei Tagesgeldkonten können sich die Zinsen ändern – oft angelehnt an die Entwicklung des Leitzinses. Bei Festgeldkonten bleibt der Zinssatz für die mit der Bank vereinbarte Laufzeit unverändert.

+++ Viele News finden Sie in unserem aktuellen Tagesgeld- und Festgeld-Blog +++

* Der Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links. Die verlinkten Angebote stammen nicht vom Verlag. Wenn Sie auf einen Affiliate-Link klicken und über diesen Link einkaufen, erhält die Funke Digital GmbH eine Provision von dem betreffenden Online-Shop. Für Sie als Nutzerinnen und Nutzer verändert sich der Preis nicht, es entstehen Ihnen hierdurch keine zusätzlichen Kosten. Die Einnahmen tragen dazu bei, Ihnen hochwertigen, unterhaltenden Journalismus kostenfrei anbieten zu können.