Berlin. Während des Nationalsozialismus wurde eine KFZ-Halle in der heutigen Julius-Leber-Kaserne zweckentfremdet.

Heute ist die Julius-Leber-Kaserne die größte Kaserne der Bundeswehr und benannt nach dem SPD-Politiker und Widerstandskämpfer. Zuvor war es das Quartier-Napoleon, das Hauptquartier der französischen Armee in Berlin. Und während des Nationalsozialismus eine Kaserne der Wehrmacht. Und an ein Verbrechen dieser Zeit erinnert seit vergangener Woche eine „Stolperschwelle“ aus Messing vor dem Eingang zum Informationszentrum am Kurt-Schumacher-Damm, eingefasst ist sie von schwarzen Basaltsteinen.

Verlegt hat die Schwelle der Künstler Gunter Demnig. 1996 hat der gebürtige Berliner in Kreuzberg den ersten Stolperstein seines Gedenk- und Kunstprojekts verlegt – zuerst illegal, später wurde er legalisiert. Inzwischen liegen Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands und in einundzwanzig Ländern Europas – fast alle von Demnig selbst verlegt.

Der Kommandeur des Landeskommandos Berlin will erinnern

„Die Anfrage für die Schwelle kam von Brigadegeneral Jürgen Karl Uchtmann“, erzählt Demnig im Morgenpost-Gespräch. „Ich finde es sehr beachtenswert, dass dem Kommandeur des Landeskommandos Berlin der Bundeswehr das Gedenken der Opfer dieses Ortes vor dem Eingang seiner Kaserne sehr wichtig ist.“

Die Schwellen erinnern, ähnlich wie die Stolpersteine, an die Opfer des Nationalsozialismus. Allerdings sind die Schwellen, wie es der Name schon nahelegt, länger. Und sie stehen nicht für einzelne Personen, sondern mahnen zur Erinnerung an Verbrechen, die in Verbindung mit einem bestimmten Ort stehen.

Die Opfer der „Fabrikaktion“ wurden nach Auschwitz deportiert

Beim Gedenken an der Kaserne geht es um die sogenannte „Fabrikaktion“. Die Schwelle trägt die Inschrift: „In einer KFZ-Kasernenhalle befand sich vom 27. Februar bis 6. März 1943 eines der provisorischen Sammellager der sogenannten ‚Fabrikaktion‘. Eingerichtet von der Gestapo. In Gedenken an die Jüdinnen und Juden, die von hier aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.“

Die neu verlegte Stolperschwelle vor der Julius-Leber-Kaserne.
Die neu verlegte Stolperschwelle vor der Julius-Leber-Kaserne. © Dirk Krampitz | Dirk Krampitz

Begleitet wurde die Einweihung durch eine Ansprache von Brigadegeneral Jürgen Karl Uchtmann und einem Gebet des Potsdamer Militärrabbiners Alexander Nachama, Enkel des einstigen Oberkantors der Jüdischen Gemeinde Berlin, Estrongo Nachama, und Sohn von Rabbiner Andreas Nachama. Mit dabei auch Reinickendorfs Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner und Carsten Spallek, stellvertretender Bürgermeister von Mitte (beide CDU).

„Diese Stolperschwelle ist eine Initiative, die uns sensibel daran erinnert, über die vergessenen Opfer der Vergangenheit zu stolpern und ihre Geschichten ans Licht zu bringen“, so Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner.

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