Berlin. Aus diesem Grund musste eine Pflegerin in Lichtenberg am Montagabend den Notruf wählen und so wurde das Problem schließlich gelöst.

Aus Überforderung und weil die Ablöse fehlte, musste eine Pflegekraft eines Seniorenheims im Lichtenberger Ortsteil Friedrichsfelde am Montagabend den Notruf wählen. „Sie musste sich um 170 Patientinnen und Patienten der Pflegestufen eins bis fünf kümmern und zum Schichtwechsel war keine weitere examinierte Pflegekraft für die Nachtschicht da“, fasste eine Sprecherin der Berliner Polizei zusammen.

Neben der Pflegerin seien sonst nur zwei Pflegeassistentinnen in dem Heim anwesend gewesen, so die Sprecherin weiter. Allerdings dürften nur examinierte Pflegekräfte den Patientinnen und Patienten im Ernstfall medizinische Hilfe leisten oder ihnen Medikamente verabreichen.

Nachdem sie sich mit ihren Vorgesetzten in Verbindung gesetzt hatte, die das Problem laut der Polizeisprecherin auch nicht hätten lösen können, rief die Pflegerin gegen 22.30 Uhr den Notruf. Neben der Polizei rückte auch die Berliner Feuerwehr mit fünf Wagen an der Alfred-Kowalke-Straße an.

Geschäftsführer übernimmt spontan die Nachtschicht

„Wir mussten allerdings nicht tätig werden, da mit dem Katastrophenschutz des Bezirks Lichtenberg eine interne Lösung gefunden wurde“, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr der Morgenpost. Nach Bezirksangaben übernahm der Geschäftsführer, der selbst entsprechend qualifiziert ist, spontan die Nachtschicht. „Es musste nicht evakuiert werden“, sagte eine Sprecherin des Bezirksamts. Grund für die Situation war laut der Sprecherin ein Fehler in der internen Organisation der Dienste, wohl ein Fehler im Dienstplan.

Man bedauere den Vorfall zutiefst, teilte ein Sprecher der Domicil Senioren-Residenzen mit. „Angesichts der Verantwortung für 142 Bewohnerinnen und Bewohner handelte unsere Kollegin richtig und setzte einen Notruf ab.“ Es sei nicht der Anspruch, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allein zu lassen. „Der gestrige Vorfall war eine einmalige Situation in unserer 20-jährigen Unternehmensgeschichte und wurde durch eine Verkettung ungünstiger Umstände verursacht.“

Eigentlich habe die Dienstplanung für die Nachtschicht eine Pflegefach- sowie drei Pflegehilfskräfte vorgesehen, so der Sprecher weiter. Dass dies nicht gewährleistet wurde, sei auf technische Probleme im Austausch mit dem Unternehmen und einer Leiharbeitsfirma zurückzuführen. „Zusätzlich waren an diesem Abend beide Vorgesetzten nicht erreichbar, entweder weil das Diensttelefon nicht mitgeführt wurde oder weil der Akku des Telefons zu dieser späten Stunde entladen war und sich das Telefon abgeschaltet hatte.“

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Senioren waren laut Unternehmen zu keinem Zeitpunkt gefährdet

Man nehme den Vorfall jetzt zum Anlass, die Planungssysteme und Notfallketten „kritisch zu überprüfen“. Im betroffenen Heim an der Alfred-Kowalke-Straße seien die Dienste regulär gut besetzt. Zeitarbeitskräfte kämen nur punktuell zum Einsatz. Eine Gefährdung der Bewohnerinnen und Bewohner habe „zu keinem Zeitpunkt“ bestanden.

Laut dem Statistischen Bundesamt werden wegen der Alterung der Gesellschaft in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Derzeit gebe es 5 Millionen pflegebedürftige Menschen. Dafür stünden rund 16.000 Pflegeheime und etwa ebenso viele Pflegedienste bereit. Im Jahr 2019 – also vor der Corona-Pandemie – gab es 1,62 Millionen Pflegekräfte. In Heimen arbeiteten im Jahr 2021 814 000 Frauen und Männer als Pfleger. (mit dpa)