Berlin. Eine neue Statistik zu Berliner Schulschwänzern zeigt, dass es eine besonders hohe Fehlquote in den fünften und sechsten Klassen gibt.

Schülerinnen und Schüler aus Mitte und Spandau schwänzen am häufigsten in Berlin den Unterricht. Das geht aus einer aktuellen Fehlzeitenstatistik der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hervor. So fehlten im zweiten Schulhalbjahr 2017/2018 die Schüler hier mit Abstand am häufigsten unentschuldigt. In ihrer Antwort auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Joschka Langenbrinck listete die Senatsverwaltung alle Fehltage der Jahrgänge fünf bis zehn auf, aufgeteilt nach Bezirken und Schulart.

Mit einer Fehlquote von 1,2 Prozent liegen Mitte und Spandau bei den Jahrgangsstufen fünf und sechs im Vergleich deutlich vor den übrigen Bezirken. Auch bei den Jahrgängen sieben bis zehn schneiden die beiden Bezirke mit 2,9 Prozent mit Abstand am schlechtesten ab. Die Quote errechnet sich aus der Anzahl der Fehltage aller Schüler sowie der Anzahl der Schüler und Unterrichtstage insgesamt (siehe Grafik).

Gymnasiasten schwänzen weniger oft

Besonders auffällig in der Statistik sind die vielen unentschuldigten Fehltage von Grundschülern. Allein in dem erfassten zweiten Halbjahr 2017/2018 blieben von den 45.345 Grundschülern 6392 mindestens einmal, 564 mehr als zehn Mal dem Unterricht fern. 63 versäumten sogar mehr als 40 Schultage. Bei den Fünft- und Sechstklässlern, die bereits ein Gymnasium besuchen, trifft das lediglich auf einen Schüler zu.

Grundsätzlich kommen Gymnasiasten nachweisbar am regelmäßigsten ihrer Schulpflicht nach. Von den 43.761 Jugendlichen an den Berliner Gymnasien blieben lediglich 255 ihrer Ausbildungsstätte mehr als zehn Mal unentschuldigt fern. Ganz im Gegensatz zu den Schülern von Sonderschulen. Von den dortigen Jugendlichen mit einer Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwäche schwänzte fast jeder Zweite einen oder mehrere Tage den Unterricht.

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© BM

Wie die Senatsverwaltung für Bildung mitteilte, werde unentschuldigtem Fehlen sowohl seitens der Schulen als auch der Bezirke „konsequent“ nachgegangen. Dazu gehörten neben pädagogischen Maßnahmen auch „Schulversäumnisanzeigen, Bußgeldverfahren und polizeiliche Zwangszuführungen“. „Ich freue mich, dass die Bezirke endlich, nach Jahren des Mahnens, umschwenken“, sagt Langenbrinck dazu. Dass die Bezirke es ernst meinen, zeigt sich am gesamten Schuljahr 2017/2018: Die Zahl der Bußgeldverfahren gegen Eltern stieg auf 2002. Im Vorjahr waren es noch 863.

„Wer die Schule schwänzt, kann den Anschluss verpassen"

Entgegen dieser Entwicklung wurden jedoch weniger Schulversäumnisanzeigen erstattet. Diese werden gestellt, sobald ein Kind in einem Schuljahr an mindestens fünf Tagen unentschuldigt gefehlt hat. Im vergangenen Schuljahr wurden 6783 Anzeigen erstattet. Die meisten davon in Mitte (1524). Gefolgt von Reinickendorf (1106) und Neukölln (978). Der südliche Bezirk verzeichnete zudem die meisten Bußgeldverfahren gegen Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Mitte, Spandau und Neukölln führen im Übrigen auch eine andere Statistik an. Diese Bezirke haben die höchsten Arbeitlosenquoten von Berlin.

„Wer die Schule schwänzt, kann den Anschluss verpassen und droht schlimmstenfalls als Schulabbrecher dazustehen“, sagt der SPD-Abgeordnete Langenbrinck. So haben sieben Prozent der Zehntklässler im vergangenen Jahr keinen Abschluss erreicht. Ihr Anteil lag damit höher als in den beiden Vorjahren (fünf Prozent). Das teilte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitag nach Auswertung der Prüfungsdaten von 24.000 Schülern mit. Sie kündigte Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsqualität an.

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