Berlin. Das erste Weihnachten ohne Hanne war sehr einsam. Ein Mann berichtet über den zu frühen Tod seiner Frau und den Umgang mit Trauer.

Nur einmal sprechen sie über den Abschied, als Hanne im Krankenhaus liegt. „Ich glaube, ich sterbe bald“, sagt sie zu Leo. Und Leo, der auf sie aufpasst, ihr Leben lang, steht von seinem Besucherstuhl auf, einer plötzlichen Ungeduld nachgebend, und antwortet: „Nein, du stirbst nicht.“

Er hat bisher alle Probleme gelöst. Hat ihre Sorgen aufgefangen und abgewendet, sie beschützt und zum Lachen gebracht. Und das soll ihm auch dieses Mal gelingen. Er erinnert sich an die Worte des Arztes, die ihn zuversichtlich stimmen. „Sterbende sehen anders aus“, sagt er entschieden, um seine krebskranke Frau zu beruhigen und ein bisschen auch sich selbst. Das ist alles, was sie sich über den Tod erzählen, der sich zu früh hereingeschlichen hat in ihr Leben wie ein ungebetener Gast.

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Der Anruf kommt einige Tage später, morgens um vier, da schläft Leo. Als ihn die Ärzte schließlich erreichen, ist er bereits angezogen, er fährt sofort zu ihr. Sie haben die Vorhänge zurückgezogen, die Sonne scheint Hanne ins Gesicht. Sie liegt dort wie schlafend, sein letztes Bild von ihr, dann dunkelt sein Leben ein. Niemand hat ihn das Trauern gelehrt, ihn vorbereitet auf das Gefühl des Verlusts.