Berlin. Union zeigt gegen Leverkusen eine couragierte Leistung, kann dem Tabellenführer aber nicht gefährlich werden. Gelb-Rot für Gosens.

Nenad Bjelica hielt sich nicht mit Belanglosigkeiten auf. „Am Schluss steht ein 0:1, da müssen wir dem Gegner gratulieren. Zum Sieg und zum Titel“, erklärte der Trainer von Union Berlin. Die Niederlage gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen, dieses 0:1 (0:1) am Sonnabend in der Alten Försterei, fiel für den Berliner Fußball-Bundesligisten deutlich knapper aus als gedacht.

„In der ersten Hälfte hat Leverkusen dominiert, wir waren ein bisschen zurückhaltend“, so der Kroate. „Aber dann haben wir sehr gut verteidigt, sogar mit einem Mann weniger.“ Robin Gosens hatte kurz vor der Pause die Gelb-Rote Karte gesehen. „Mit elf Mann zu Ende zu spielen, wäre ganz schön gewesen“, sagte auch Union-Kapitän Christopher Trimmel.

Fans protestieren gegen Star-Trek-Sondertrikot

Denn die Köpenicker waren tatsächlich nah dran, dem seit nun 41 Pflichtspielen ungeschlagenen Spitzenreiter aus dem Rheinland noch ein Unentschieden abzutrotzen. „Ich hatte schon das Gefühl, dass wir vielleicht einen Punkt mitnehmen“, so Trimmel. Am Ende aber war die Mannschaft von Xabi Alonso zu abgezockt. „Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen, aber keinen Spaß, gegen sie zu spielen“, erklärte Trimmel.

Trainer Bejlica hatte genau deswegen auf „extraterrestrischen“ Fußball gehofft. Angelehnt an das Sondertrikot, das die Berliner am Sonnabend trugen. Anstatt des Logos von Sponsor und Streamingdienst Paramount+ prangte das berühmte Sternenflotten-Delta aus der Star-Trek-Reihe auf der Brust der Spieler – eine Werbeaktion für die finale Staffel der Science-Fiction-Serie.

Bei den Fans stieß das nicht unbedingt auf Gegenliebe. „Heimspiele in Weiß – nur für diesen Werbescheiß? Quo vadis, Union?“, war auf einem Transparent zu lesen. Der Anhang vermisste die traditionellen roten Heimtrikots.

Union Berlin mit Geschwindigkeitsdefizit

Union hatte kaum Zeit, sich mit diesen Nebensächlichkeiten zu beschäftigen. Keeper Frederik Rönnow musste seine Teamkollegen gleich mehrfach im Spiel halten, parierte einen Freistoß von Alejandro Grimaldo (11. Minute), lenkte einen Kopfball von Borja Iglesias über die Latte (15.), schnappte sich eine Hereingabe von Nathan Tella, ehe Schlimmeres passieren konnte (22.), und wehrte einen Distanzschuss von Ex-Teamkollege Robert Andrich ab (43.).

Ihr deutlich sichtbares Geschwindigkeitsdefizit gegen die Übermacht aus Leverkusen versuchten die Berliner mit Kampfgeist wettzumachen. Gefährlich wurde es aber nur nach einer Ecke von Trimmel, die Gosens knapp über den Kasten von Lukas Hradecky köpfte (36.).

Gosens Gelb-Rot, Handspiel, Elfmeter und Gegentor

Und so schafften es die Berliner, Leverkusen 45 Minuten in Schach zu halten. Bis zur wilden Nachspielzeit des ersten Durchgangs. Erst sah Gosens nach wiederholtem Foulspiel die gelb-rote Karte (45.+3), dann lag der Ball plötzlich im Netz der Köpenicker.

Odilon Kossounou staubte einen Abpraller ab. Weil Amine Adli den Ball am Boden liegend aber noch berührt hatte, wurde der Treffer wegen Abseits nicht gegeben. Das Problem aus Union-Sicht: Trimmel hatte im Gewühl per Hand geklärt, wie ein Check des Videoassistenten feststellte.

Schiedsrichter Benjamin Brand entschied nach Ansicht der Bilder auf Elfmeter. Florian Wirtz trat an und schenkte Union kurz vor der Pause doch noch das 0:1 ein (45.+8). Glück für Union, dass Trimmel nicht auch noch Gelb-Rot sah. „Der Schiedsrichter hat mir erklärt, dass man sich nicht sicher war, dass der Ball ins Tor geht“, so der Kapitän. Deshalb beließ es Referee
Brand beim Strafstoß.

Union Berlin spielt in Unterzahl deutlicher mutiger

Union blieb nun in Unterzahl nicht viel anderes übrig, als aufopferungsvoll dagegenzuhalten. Und das machte die Mannschaft von Bjelica auch couragiert. Ein Unterschied zur ersten Hälfte, als noch elf Berliner auf dem Platz standen, war kaum zu erkennen.

„Wir haben mutiger Fußball gespielt“, erkannte auch Trimmel. „Mit einem Mann weniger ist es psychologisch manchmal einfacher, mehr Mut aufzubringen. Aber so müssen wir uns geschlagen geben.“

Die Hausherren kämpften, warfen sich den Leverkusener Angriffen immer wieder entgegen und versuchten auch selbst in der Offensive aktiv zu werden. Am Ende waren die Bemühungen der Berliner zu harmlos.

Leverkusen reicht ein Sieg gegen Werder Bremen

Union bleibt somit vorerst auf Rang zwölf, mit sechs Punkten Vorsprung auf Relegationsrang 16. Und Leverkusen? Die können schon am kommenden Wochenende deutscher Meister werden. Weil der FC Bayern München am Sonnabend gegen Heidenheim verlor (2:3), reicht der Werkself am Sonntag (14. April, 17.30 Uhr) gegen Werder Bremen ein Sieg. „Wir wollen nicht zu früh feiern“, erklärte Alonso, „vielleicht nächsten Sonntag, aber wir müssen Geduld haben.“ Die Gratulation aus Köpenick nahm der Spanier trotzdem gern entgegen.

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