Berlin. Haris Tabakovic rettet Hertha mit seinem Doppelpack einen Punkt. Trotzdem überwiegen bei den Berlinern gemischte Gefühle.

Wie ein Kind an Weihnachten auf den leuchtenden Tannenbaum blickte Fabian Reese auf die Choreografie in der Ostkurve. Auf das Transparent mit der Aufschrift „Auf den Rängen, da toben die Fans und unten, da tobt der…“, und auf drei gigantische Großbuchstaben in glitzernder Silberfolie, „BSC“.

Gut 90 Minuten später stand Reese dann selbst vor der Ostkurve. Abgekämpft, mit gemischten Gefühlen und einem Unentschieden im Gepäck. Mit 3:3 (1:2) hatte sich Hertha BSC am Sonnabend vom 1. FC Nürnberg getrennt. Ein Punkt, den sich der Berliner Fußball-Zweitligisten hart erkämpft hatte, der ihn in der Tabelle aber nicht wirklich weiterbringt.

„Das war eine aufopferungsvolle Aufholjagd heute“, erklärte Reese. „Aber am Ende spielen wir 3:3 und ich glaube, da war mehr drin.“ Doppeltorschütze Haris Tabakovic resümierte: „Das war ein offener Schlagabtausch.“

Hertha BSC: 51.981 Zuschauer im Berliner Olympiastadion

Schon im Hinspiel war dem Duell mit Nürnberg eine Länderspielpause vorausgegangen. Damals verspielten die Berliner in Mittelfranken eine 1:0-Führung und verloren am Ende mit 1:3. Und diesmal? Vor 51.981 Zuschauern im heimischen Olympiastadion?

Da war der erste ernstzunehmende Torschuss der Gäste gleich drin. Can Uzun zog von der Strafraumkante ab und schlug – begünstigt durch Linus Gechter, der den Ball noch abfälschte – hinter Marius Gersbeck ein (14. Minute). Das Warten auf das erste Spiel ohne Gegentor seit Dezember geht also weiter.

Herha: Marton Dardai legt Nürnbergs 0:2 vor

Stattdessen kassierte Hertha in der ersten Hälfte gleich noch einen Treffer. Marton Dardai versuchte einen Nürnberger Angriff zu klären, seine Grätsche aber landete im Lauf von Lukas Schleimer, der auf Höhe des Elfmeterpunktes nur noch einschieben musste und Gersbeck tunnelte (33.).

0:2 aus Sicht der Hausherren, die noch gar nicht so recht im Spiel angekommen waren, da lagen sie schon zurück. Die beste Chance hatte Jeremy Dudziak in der 26. Minute vergeben, als Nürnbergs Keeper Carl Klaus seinen Kopfball parierte.

Marten Winkler machte es dann besser. Nach einer Flanke von Reese stieg der Flügelspieler am zweiten Pfosten hoch und köpfte ein. Kurzes Zögern, weil Klaus den Ball noch von der Linie kratzte. Doch Schiedsrichter Alexander Sather bekam kurz darauf das Signal der Torlinientechnik – der Ball war drin. Nur noch 1:2 (44.).

Reese mit Vorlage Nummer 13 für Hertha BSC

Reese, der die Mannschaft am Sonnabend erneut als Kapitän anführte, Toni Leistner saß auf der Bank, steuerte mit seiner Vorlage schon Assist Nummer 13 bei. Liga-Bestwert. Und ein weiterer Beweis dafür, wie wertvoll er für den blau-weißen Hauptstadtklub ist.

Eine Fußnote, die schnell vergessen war, als der „Club“ nach der Pause sofort nachlegte. Wieder war es Nürnbergs Toptorschütze Uzun, der am eingewechselten Aymen Barkok und an Jonjoe Kenny (nach seiner Gelbsperre zurück in der Startelf) vorbei dribbelte und aus spitzem Winkel traf (46.). Eine äußerst kalte Dusche für die Berliner.

Doppelpack von Tabakovic bringt Hertha BSC zurück

Weil aber auch Hertha einen Torjäger hat, waren die Berliner kurze Zeit später voll im Spiel. Erst flankte Kenny nach schlauer Rückgabe von Winkler in die Mitte und fand Haris Tabakovic, der zum 2:3 einnickte (54.).

Dann verwandelte der Bosnier nicht mal zwei Minuten später einen Foulelfmeter zum Ausgleich (56.), nachdem Nathaniel Brown gegen Kenny regelwidrig zu Werke gegangen war. Und so stand es plötzlich 3:3 in einem Spiel, das zwischenzeitlich schon wie eine sichere Niederlage ausgesehen hatte.

Für Tabakovic waren das die Saisontreffer Nummer 16 und 17 – damit beförderte sich der Stürmer zumindest über Nacht an die Spitze der Torjägerliste. Und für Hertha wirkte der Doppelschlag wie eine Initialzündung. Die Blau-Weißen rannten an, flankten, kämpften und witterten ihre Chance, dieses Topspiel doch noch für sich zu entscheiden.

Applaus von Dardai, volle Offensivpower auf dem Rasen

Von Trainer Dardai gab’s an der Seitenlinie immer wieder Szenenapplaus, dem Ungarn gefiel die Einstellung seiner Mannschaft, die sich gleich zweimal nicht von einem Zwei-Tore-Rückstand hatte unterkriegen lassen.

Für die Big Points sollte es am Ende aber auch deswegen nicht reichen, weil Hertha trotz voller Offensivpower – Florian Niederlechner und Smail Prevljak ergänzten die Abteilung Attacke – die erspielten Chancen (Tabakovic/70., Gechter/72.) nicht nutzte.

Hertha BSC kann im Topspiel nicht gewinnen

Und so bleibt es dabei, dass die Berliner in dieser Saison noch kein Topspiel am Samstagabend gewinnen konnten. Das Duell mit Nürnberg war die sechste Partie zu dieser Anstoßzeit.

Neben vier Niederlagen stehen zwei Remis zu Buche. Eine Bilanz, die bis zum Ende dieser Spielzeit bestehen bleiben wird. Hertha tritt in den verbleibenden sieben Partien nicht mehr um 20.30 Uhr an.

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