Berlin. Ex-Herthaner Maximilian Mittelstädt erlebt bei der deutschen Nationalmannschaft einen steilen Aufstieg – und hat allerbeste EM-Chancen.

Maximilian Mittelstädt hob beim Torjubel tatsächlich ab. Wie Major Tom im neuen Treffer-Jingle der Fußball-Nationalmannschaft, der ihm zu Ehren nach seinem Premieren-Treffer im DFB-Trikot in der Frankfurter Arena gegen die Niederlande erstmals erklang.

Um die Bodenhaftung des großen Aufsteigers in der erfolgreichen EM-Testwoche muss sich aber niemand Sorgen machen. Da ist sich Julian Nagelsmann sicher. „Herausragend. Das Beste ist, er ist ein völlig normaler Typ, ein unfassbar lieber Kerl, freundlich, gut gelaunt, immer“, sagte der Bundestrainer über den linken Außenverteidiger vom VfB Stuttgart.

Eigengewächs von Hertha BSC bügelt Fehler wieder aus

Genau hatte Nagelsmann den 27-Jährigen nach dessen famosem Debüt in Frankreich am Wochenende beobachtet. „Ich fand die Reaktion danach interessant. Wie steht er am Sonntag beim Frühstück auf? Wie ist er am Montag? Wie ist er heute beim Spiel? Macht er etwas anders? Ist es das Gefühl, jetzt bin ich Nationalspieler, jetzt mache ich ein bisschen weniger?“, schilderte der Bundestrainer.

Mittelstädt, gebürtiger Berliner und Eigengewächs von Hertha BSC, bestand die Charakteranalyse vor und beim 2:1 gegen den Erzrivalen mit Bravour. Trotz seines Fehlers beim frühen Gegentor.

Mittelstädt macht es besser als Zoltan Sebescen

„Er macht einen Fehler und alle folgern, ja, zweites Spiel, jetzt ist er Nationalspieler – und dann geht er nach vorn und haut das Ding aus 18 Metern in den Winkel. Und noch dazu macht er danach ein sehr gutes Spiel“, hob Nagelsmann zu einem Lobgesang ab.

Der Bundestrainer konnte sich auch selbst auf die Schulter klopfen. Mittelstädt? Vor einem dreiviertel Jahr noch trauriger Bundesliga-Absteiger mit Hertha, ewige Nummer zwei hinter Marvin Plattenhardt, weit weg von internationalen Meriten. Kritiker holten die Geschichte von Zoltan Sebescen heraus, der einst in einem Länderspiel gegen Oranje als Debütant komplett überfordert war.

Ist Mittelstädt die Lösung auf der linken Abwehrseite?

Doch der risikobehaftete Plan ging auf. Mittelstädt lieferte zweimal – und die chronische Problemlage auf der linken defensiven Außenbahn hat sich rechtzeitig vor der EM entspannt. Seine Leistungskurve zeigt in dieser Saison konsequent nach oben – so sehr, dass sich manch ein Hertha-Fan nur verwundert die Augen reiben konnte.

„Wenn er diesen Drive weitergeht in Stuttgart in der Saison, dann ist er absolut ein Spieler für uns für die EM“, sagte der Bundestrainer. Mittelstädt solle in den kommenden Wochen im Vereinsalltag nur weiter „schön auf Sebastian Hoeneß hören“, also seinen Chef vor Ort.

Mit Stuttgart geht es um einen Champions-League-Platz

Und Mittelstädt? Der bewegte sich bei den Fragen nach der EM-Perspektive verbal so geschickt wie vorher auf dem Platz. „Ich wäre froh, wenn ich dabei wäre“, sagte der Ex-Herthaner, der im Januar 2023 seinen Vertrag in Berlin noch langfristig verlängert hatte, nach dem Abstieg dann aber doch weiter in der Bundesliga spielen wollte.

„Jetzt gilt es, meine Leistung beim VfB zu bestätigen. Der volle Fokus gilt dem VfB, da haben wir auch noch ein großes Ziel“, sagte er. Probleme mit der Bodenhaftung soll es auch im Ländle beim Kampf um einen Champions-League-Platz nicht geben.

Erst Frankreich und Holland, jetzt Heidenheim

Ousmane Dembélé als Gegenspieler gegen Frankreich, dann die Holland-Offensive um Memphis Depay. Und jetzt am Sonntag gegen Heidenheim. Da könnte ein Spannungsabfall zum Problem werden. Mittelstädt beruhigt aber.

„Es ist nicht so, dass wir die unterschätzen. Wir haben im Hinspiel gegen Heidenheim verloren und wollen etwas gutmachen. Jeder weiß, dass Heidenheim aktuell eine gute Runde spielt und uns das Leben schwer machen wird. Wir sind alle gut drauf.“ Auf ihn trifft das nach den ersten Tagen bei der Nationalelf definitiv zu. dpa

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