Berlin. Sie sind Titelfavorit nach starker Hauptrunde. Doch gegen Mannheim beginnt das Viertelfinale für die Eisbären mit einem 1:7-Schock.

Der Schreck war im Gesicht des Kapitäns auch noch eine halbe Stunde nach dem Ende deutlich zu erkennen. Hohe Niederlagen schmerzen immer, doch dieser Auftritt zu diesem Zeitpunkt, das hatte durchaus etwas Denkwürdiges. Das Play-off in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) startete für die Eisbären Berlin am Sonntagnachmittag, doch irgendwie schien es, als würden sie gar nicht richtig mitmachen wollen. „Es lag an vielem“, musste Kai Wissmann dann auch eingestehen. Das 1:7 (0:2, 0:2, 1:3) in der ersten Viertelfinal-Partie gegen die Adler Mannheim ließ auch einfach keinen Spielraum für Ausreden.

Nur für Floskeln. Die gab es von jedem zu hören. „Das Gute ist, es ist egal, ob man in Overtime mit einem Tor verliert oder 1:7“, sagte Wissmann. Trainer Serge Aubin hob hervor: „Es ist nur ein Spiel.“ In der „Best of seven“-Serie sind aber vier Siege nötig, stimmt. Doch die Vorstellung des Rekordmeisters, der als Zweiter der Hauptrunde als Favorit in das Play-off ging, löste doch schon eine gewaltige Ernüchterung aus. Gegen den großen Rivalen ließ man sich in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena (14.200 Zuschauer) vorführen.

Eisbären stehen oft unter Druck gegen Mannheim

Das wollte auch der Trainer nicht beschönigen. „Es war eines der schlechtesten Spiele seit einiger Zeit“, sagte Aubin. Genaugenommen war es die deutlichste Saisonniederlage, die alles Zurückliegende schnell verblassen ließ. Die gute Punkterunde der Berliner ebenso wie die schlechte der Mannheimer, die sich als Siebter durch das Pre-Play-off kämpfen mussten, nun aber offenbar in Form sind. Die große Choreografie der Fans mit den bislang eingesammelten DEL-Trophäen und natürlich der Anspielung auf die zehnte Meisterschaft, um die es für den EHC geht, wirkte nur noch wie ein weit entfernter Traum.

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Mit einer weitgehenden Hilflosigkeit taumelten die Eisbären meist durch diese Partie. Das Team vermochte es nicht, die Intensität der Adler aufzunehmen. Der schnelle Rückstand durch einen abgefälschten Schuss von Tom Kühnhackl (4.) schien den Rekordmeister, der aus einer einwöchigen Pause kam, gar zu lähmen. Mannheim dagegen war bestens im Fluss, spielte einfach und direkt, mit aggressivem Forechecking. Genau das führte zum 0:2 durch Stefan Loibl (7.). Die Eisbären schafften es kaum, sich aus der Defensive zu befreien, wirkten mitunter panisch.

Ronning erzielt Ehrentreffer für die Eisbären Berlin

Coach Aubin, dem in Blaine Byron und Patrice Cormier zwei wichtige Mittelstürmer krankheitsbedingt fehlten, gelang es nicht, seine Mannschaft aufzuwecken. „Wir haben die Zweikämpfe verloren, sie sind hart zum Tor gegangen. Wir haben es vorn außen herum versucht, sind nicht wirklich vor das Tor gegangen, dahin, wo es wehtut“, so Wissmann, dessen Team nie sein Tempo zur Geltung bringen konnte. Die Eisbären suchten Orientierung, ohne sie zu finden.

Vor allem die physische Dominanz der Kurpfälzer prägte das Spiel sehr deutlich. In EHC-Unterzahl führte das zum 0:3 durch Kris Bennet (36.), 26 Sekunden später erhöhte Keaton Thompson auf 0:4 (37.). Es passte ins Bild, dass Morgan Ellis die Scheibe ins eigene Tor lenkte (43./Loibl), als Aubin mit einem Torwartwechsel zu Jonas Stettmer das Team, das durch Ty Ronning noch zu einem Treffer kam (44.), wachrütteln wollte. Letztlich bleiben ihm dafür zwei Tage Zeit, am Mittwoch geht es nun in Mannheim (MacInnis/51., Denis Reul 60.) weiter in der Serie. Mit enorm viel Spielraum, es besser zu machen.

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