Berlin. Als Mann im Hintergrund kennen viele Alba-Fans den Power Forward. Doch inzwischen ist er viel mehr und kann sogar den Gegner zerstören.

Mit wem er am Mittwochabend gemeinsam aufläuft? Keine Ahnung, so Tim Schneider. Die Personalsituation bei Alba Berlin ist gerade derart fragil, dass Vorhersagen sich verbieten. Zuletzt standen nur acht Profis im Kader gegen Bamberg, davor gegen Hamburg auch. Wer noch kann, muss richtig ran. Und als Folge dessen fällt nun gegen Rostock (20 Uhr, Uber Arena) auch Ziga Samar mit Muskelproblemen aus.

Es ist mal wieder eine schwierige Phase für den Basketball-Bundesligisten. Aber trotzdem hält die Serie, die in der BBL nun schon auf zwölf Siege angewachsen ist. „Ich bin so stolz, weil ich die Spieler wachsen sehe und sie Fortschritte machen. Sie zeigen, dass sie sehr gute Spieler sind, gemeinsam spielen und Schwierigkeiten überwinden können“, sagt Trainer Israel Gonzalez, der sein Team am Limit wähnt.

Schneider ist der dienstälteste Profi bei Alba Berlin

Doch das ist genau die Zeit, in der einige Profis ihre eigenen Grenzen nach oben verschieben. Tim Schneider zum Beispiel. Oder Kreso Nikic. Der Power Forward (25 Punkte) und der Center (18) erzielten gegen Bamberg Karrierebestwerte. Beide waren auch zuvor in Hamburg die besten Werfer, führten Alba zu Erfolgen. „Da sieht man, wie wichtig es ist, feste Spielanteile zu bekommen, Selbstvertrauen zu haben und zu erhalten vom Trainer“, erzählt Schneider.

Gerade Nikic wurde oft die Qualität für die BBL abgesprochen, nun zeigt er, wozu er fähig ist. Schneider galt immer als der verlässliche Mann im Schatten der Stars. Aber jetzt ist auch für ihn der Moment zukommen, sichtbarer zu werden. „Es war mein Ziel, einen großen Schritt zu machen“, sagt der 26-Jährige, der Albas dienstältester Spieler ist und nach dem Umbruch vor dieser Saison mehr Freiraum erhält, sich zu entwickeln.

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Persönliche Bestwerte in vielen Kategorien unterstreichen, dass er diese Chance nutzt. Noch nie erhielt er so viel Spielzeit. „Nachdem Luke gegangen ist, wusste ich, dass mehr Platz da ist, der einnehmbar ist“, sagt der Forward. Vorher war Luke Sikma immer da, der Kapitän und Platzhirsch, hinter dem sich alle einreihten. Was für Schneider in Ordnung geht, „von Luke zu lernen, war unglaublich“. Wenn auch seine Rolle sich „in manchen Phasen etwas frustrierend“ gestaltete.

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Doch inzwischen wächst der Respekt, den Schneider erfährt. „Er hat uns zerstört“, sagte Bambergs Coach Arne Woltmann. Auch Gonzalez sieht bei dem gebürtigen Berliner viele Aspekte, die ihn wichtig machen für Alba. „Tim ist sehr gereift. Er weiß jetzt immer, was er zu tun hat, verbessert seinen Wurf und wird auch am Korb immer stärker durch mehr Körperspiel und Energie“, erzählt der Spanier.

Das macht mich stolz, dass man sieht, wie wichtig die Berliner Jungs sind.
Tim Schneider - Power Forward, Alba Berlin

Die Fehler der Vergangenheit hat Schneider hinter sich gelassen, „Ballverluste, die keiner verstanden hat“, wie der Trainer sagt. Stattdessen gehört er zum Kern der Profis, die bei Alba ausgebildet wurden und nun mehr in den Vordergrund drängen, da viele Topleute im vergangenen Sommer gegangen sind: „Das macht mich stolz, dass man sieht, wie wichtig die Berliner Jungs sind.“

Alba Berlin empfängt Rostock am Mittwochabend

Sie halten Alba an Platz zwei in aussichtsreicher Position, während Tabellenführer München und der Dritte Chemnitz jüngst verloren. Sogar das Spiel schaut gut aus. „Wir sind frech, trauen uns was, wir bewegen den Ball gut, laufen viel“, so Schneider. Aber hinten raus fehlt aufgrund der Belastung etwas der Fokus.

Die vielen Verletzungen machen den Endspurt in der Hauptrunde zäh. „Es ist sehr gut möglich, dass wir verlieren“, so der Coach vor dem Spiel gegen den Tabellen-14. Rostock. Schneider geht anders an die Sache heran: „Wir müssen alles reinwerfen und einen Sieg holen.“ Mal sehen, wer das am Mittwochabend zusammen mit ihm bewerkstelligen kann.

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