Das Gelingen einer Partnerschaft kann man nicht wirklich vorhersehen. Man muss es ausprobieren, sagt der Partnerschafts-Berater Christian Thiel. Und sich manchmal auch einen Irrtum eingestehen.

Nicole B., Treptow: Ich bin seit acht Monaten mit einem neuen Partner zusammen und merke immer mehr, dass er nicht wirklich zu mir passt. Gleichzeitig bin ich aber auch ambivalent und denke: Vielleicht wird es ja noch. Ich denke immer öfter über die Sache nach, komme aber zu keinem Schluss.

Christian Thiel: Wenn sich nach acht Monaten des Zusammenseins immer mehr Zweifel einstellen, ob der neue Partner auch der richtige für Sie ist, dann gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die erste: Er passt wirklich nicht zu Ihnen. Deshalb kommen Ihnen mit der Zeit immer mehr Zweifel. Die zweite Möglichkeit: Die Annäherung an diesen Mann löst Bindungsängste in Ihnen aus – deshalb schrecken Sie zurück.

Ich fange mal mit der zweiten Variante an. Bindungsängste sind sehr verbreitet. Wenn Sie zum Beispiel eine schwierige Kindheit hatten, mit einem eher schwierigen Verhältnis zu den Eltern, dann kann es schon sein, dass ein liebevoller und verständnisvoller Partner Ängste in Ihnen auslöst. Er ist vielleicht der richtige Mann für Sie. Aber seine Art ist für Sie ungewohnt und die große Nähe, die zu ihm entsteht, macht Ihnen Angst.

Kommen wir zur ersten, wahrscheinlicheren, Variante. Bei jedem Beziehungsversuch kann es uns passieren, dass sich in den ersten zwölf Monaten herausstellt, dass der Andere nicht wirklich zu uns passt. Menschen sieht man ja nicht an, für wen sie sich als Partner eignen und für wen nicht. Wir müssen das ausprobieren. Und uns manchmal einen Irrtum eingestehen.

Grübeln hilft nicht weiter

Nun grübeln Sie offenbar seit einiger Zeit über die Frage, ob er der Richtige ist. Glauben Sie mir: Grübeln ist völlig unergiebig. Leider. Sie könnten ein gutes Buch lesen oder mit einer Freundin reden – das alles vermehrt Ihr Lebensglück. Das Grübeln über die Frage, ob er der Richtige ist oder nicht, aber nicht. Die Erfahrung lehrt, dass eine Entscheidung von dieser Tragweite nicht durch Nachdenken getroffen wird, sondern – im Schlaf.

Dafür gibt es einen einfachen Grund: Es ist unser Gefühlsleben, das in dieser Frage spricht, nicht der Verstand. Der Verstand kann keine Liebe hervorrufen und er kann in Liebesdingen auch allein keine gute Entscheidung treffen. Hier entscheidet das Gefühl. Im Schlaf ist unser Gefühlsleben oft besonders aktiv. Und deshalb wachen Sie wahrscheinlich eines Morgens auf und wissen, was Sie und wie Sie es tun wollen. Und dann erst handeln Sie.

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