Richtig streiten ist eine Kunst. Wer sich zu sehr aufregt, kann nicht mehr klar denken, sagt Partnerschaftsberater Christian Thiel. Dann sollte man lieber eine Pause einlegen und später weiterreden.

Gabriela B., Charlottenburg: Wenn ich mich mit meinem Partner kontrovers auseinandersetze, passiert es immer wieder, dass er vergisst, was er selbst oder was ich zuvor zu diesem Thema gesagt habe. Dann gibt es schnell Stress, weil die Gesprächsgrundlage verrutscht. Ich vermute, dass er unangenehme Dinge manchmal einfach ausblendet und sich dann tatsächlich nicht daran erinnert. Wie kann ich damit umgehen, damit solche Auseinandersetzungen nicht im Streit enden?

Christian Thiel: Zunächst einmal würde ich Ihnen raten, sich in Zukunft mit Ihrem Partner nicht mehr „kontrovers auseinanderzusetzen“, wie Sie sagen. Wozu soll das gut sein? Jeder der Partner besteht darauf, dass er im Recht ist und der andere im Unrecht. Und dann? Wie geht es dann weiter? Im Alltag eines Paares geht der Kampf dann in der Regel erst los. Stimmen werden erhoben, Vorwürfe formuliert, Beleidigungen ausgestoßen und Türen geworfen.

Nach einem solchen Streit sind beide Partner natürlich schrecklich frustriert. Und da bei einem solchen Streit der Puls unablässig über 90 Schlägen in der Minute ist, erinnern sich beide Partner anschließend garantiert an unterschiedliche Dinge. Das ist bei allen Paaren so, die zu mir in die Beratung kommen. Denn ab einem Puls von 90 ist das menschliche Großhirn auf Sparflamme. Wir können dann schlicht nicht mehr rational denken. Der Körper ist stattdessen auf Kampf oder Flucht eingestellt.

Deshalb sollte jeder Streit an dieser Stelle abgebrochen werden. Und das Gespräch weitergeführt werden, wenn beide Beteiligten sich beruhigt haben. Außerdem sollten Sie jedes Beziehungsgespräch nach 21 Uhr meiden. Zu dieser Zeit sinkt unsere Konzentration und es wächst die Gefahr, dass ein Gespräch aus dem Ruder läuft.

Ein Tipp noch zum Gesprächsbeginn: Paargespräche enden in aller Regel, wie sie begonnen wurden. Wenn Sie also mit einer mehr oder weniger heftigen Kritik am Partner beginnen, dann wird das Gespräch aller Wahrscheinlichkeit nach unfreundlich enden. Äußern sie also lieber eine Bitte. Oder einen Wunsch. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bekommen, was Sie wollen.

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