Berlin. Sind Geldmarktfonds die bessere Alternative zum Tagesgeld? Was sollten Anleger beachten? Finanzexperten ordnen ein und geben Tipps.

  • Geldmarkt-ETF: Was sind ETFs und warum gelten Geldmarktfonds als besonders stabile Anlage?
  • Geldmarkt-ETF oder Tagesgeld? Die Fonds sind vor allem für Sparer von haubanken mit niedrigen Zinsen interessant
  • Vorteile und Nachteile: Gegenüber dem Tagesgeld haben Geldmarkt-ETFs Vorzüge

Ende 2023 erlebte das Tagesgeld ein Comeback: Dank gestiegener Leitzinsen verbesserten sich auch die Zinsen für das Tages- und Festgeld spürbar. Statt nahe null waren zeitweise wieder Zinsen zwischen vier und fünf Prozent möglich. Auch aktuell finden Sparer noch attraktive Tagesgeldoptionen – doch die Luft wird dünner. Denn immer mehr Banken passen die Konditionen an – und senken die Zinssätze für Neukunden wieder. Umso mehr rücken in der aktuellen Phase diverse Alternativen zum Tages- und Festgeld in den Fokus. Dazu zählen auch Geldmarktfonds.

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Geldmarktfonds sind Investmentfonds und werden oft auch Geldmarkt-ETFs genannt. Sie investieren das Geld der Anleger in den sogenannten Geldmarkt. Also etwa in Bankguthaben, Festgelder oder in maximal 13 Monate laufende Schuldverschreibungen, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Auswahl der Wertpapiere ist für Geldmarktfonds innerhalb der Europäischen Union streng reguliert. Dadurch soll der Geldmarkt stabil und liquide gehalten werden.

Was ist der Geldmarkt?

Am Geldmarkt werden kurzfristige Finanzmittel gehandelt. Er umfasst die hochliquiden und kurzfristigen Finanzinstrumenten – meist mit kurzer Laufzeit. Dazu zählen etwa das Tagesgeld, Festgeld oder Geldmarktfonds. Der Geldmarkt spielt eine wichtige Rolle bei der Liquiditätsversorgung von Banken, Unternehmen und staatlichen Institutionen. Er dient als Mechanismus für Finanzdienstleister, um kurzfristigen Kapitalbedarf zu decken oder überschüssige Liquidität anzulegen.

Der Marktmechanismus Angebot und Nachfrage bestimmt die Zinssätze. Insgesamt ist der Geldmarkt aber eng an die Zinspolitik der Zentralbanken gekoppelt. Diese nutzen den Geldmarkt, um die Geldmenge zu steuern und so die wirtschaftliche Stabilität zu fördern. Der Vorteil für die Anleger: Die Anlagen in Geldmarktfonds orientieren sich stark an der Leitzinsentwicklung und gelten allgemein als stabil und sicher. Es greift allerdings keine gesetzliche Einlagensicherung wie für das Fest- oder Tagesgeld.

Tagesgeld vs. Geldmarkt-ETF: Die Vorteile und Nachteile auf einen Blick

Geldmarktfonds gelten in der Kategorie Wertpapiere als stabil und eigenen sich daher für sicherheitsorientierte Sparer. Geldmarkt-ETFs sind einem Fest- oder Tagesgeld daher ähnlich und gelten als naheliegende Alternative. Doch wie funktioniert das Rendite-Konzept genau? Vereinfacht gesagt: Leiht eine Bank einer anderen Geld, bekommt sie dafür Zinsen, deren Höhe laut Finanztip eng an den aktuellen Leitzins der Zentralbank gekoppelt ist.

Von diesen Zinszahlungen profitieren Anlegerinnen und Anleger eines Geldmarktfonds – denn sie stellen die Rendite des Fonds dar. Derzeit liegt der Zinssatz im Geldmarkt bei 3 bis 3,5 Prozent. Entsprechend fallen die Renditen für die Ersparnisse im Geldmarkt-ETF aus. Im Unterschied zu manchem Tagesgeld bieten Geldmarktfonds also über einen längeren Zeitraum stabile Renditen – orientiert am Leitzinsniveau. Für das Tagesgeld gewähren viele Banken nur für sechs Monate attraktive Zinsen.

Einige Banken und Finanzdienstleister bieten nicht nur ein Depot für Wertpapiere an. Sie investieren die Ersparnisse der Kunden in passende Wertpapiere. Das bedeutet: Der Kunden zahlt sein Geld nur ein. Alles Weitere übernimmt dann die Bank. Meist wird dem Kunden ein angepeilter Zinssatz genannt – dieser Service ist aber nicht kostenlos. Die Banken setzen entweder Gebühren an oder sie verdienen an den Wertpapiererträgen mit.

Trotzdem können solche Anlageformate interessant sein. Etwa für Sparer mit wenig bis keiner Wertpapiererfahrung. Wir haben uns an Markt umgeschaut:

  1. Das CashPlus-Konto von Unitplus*: Es wird als Alternative zum Tagesgeld beworben. Die Anlage erfolgt über den Kapitalmarkt. Über ein Portfolio wird die Wertentwicklung einer Einlage abgebildet.
  2. Das FestPlus von Unitplus* ist als Alternative zum Festgeld einzuordnen. Im Unterschied zu CashPlus erfolgt die Anlage als ETF – dieser bildet die Wertentwicklung von über 260 Unternehmen ab. Das Verlustrisiko ist also gering einzuschätzen
  3. Das Cash-Invest-Portfolio von quirion*: Investiert werden die Ersparnisse in Geldmarkt-ETFs mit einer kurzen Laufzeit. Die Bank verspricht eine Zinsentwicklung nah am Leitzins ung gibt eine Zinsrendite von aktuell 4,08 Prozent an.
  4. Die Guthabenzinsen von Trade Republic* und Scalable Capital* sind einem Tagesgeld am nächsten. Die Ersparnisse der Kunden werden nicht in Wertpapiere investiert. Stattdessen verzinsen die Broker das nicht investierte Guthaben.

Die Broker ausgenommen, investieren die genannten Alternativen zum Tagesgeld die Ersparnisse der Kunden in den Kapital- oder Geldmarkt – dadurch fallen die Renditen am Ende höher aus. Wegen der Streuung in viele verschiedene Wertpapiere – meist über ETFs – bleibt das Verlustrisiko gering. Theoretisch können Anleger auch selbst in solche Anlagen investieren und die Gebühren der Anbieter umgehen. Grundkenntnisse im Bereich Wertpapiere sind dafür aber Voraussetzung.

Zinsen mit Geldmarktfonds: Expertin der Stiftung Warentest nennt Strategie

Diese Zinserträge würden je nach Fonds entweder an den Anleger ausgeschüttet oder im Fonds behalten (thesauriert), sagte Karin Baur von der Stiftung Warentest. Je mehr Geld im Fond ist, desto höher der Anteilswert und anteilig auch die Rendite. Wie bei allen Fonds können Anleger auch bei Geldmarkt-ETFs von Kursgewinnen profitieren. Kursverluste können andererseits auch die Rendite schmälern. Dadurch ist die individuelle Rendite auch vom Ein- und Ausstiegszeitpunkt des Anlegers abhängig.

Ein entscheidender Vorteil der Geldmarktfonds gegenüber dem Tagesgeld ist also die langfristig stabile Zinssicherheit. Zinsgewinne sind bei positiver Kursentwicklung ebenso möglich. Neben dem Risiko einer negativen Kursentwicklung gibt es aber noch weitere Nachteile zu beachten. Ein wichtiger Punkt: Es wird ein gewisses Maß an Wertpapierkenntnissen benötigt – und ein Depot für alle Investition. Je nach Bank sollte auf die Gebührenstruktur der Depotführung geachtet werden.

Depot als Voraussetzung für Geldmarktfonds – wo keine Gebühren anfallen

Manche Banken wie die ING bieten auch eine kostenfreie Depotführung* an. Hier lohnt sich also ein Vergleich. Viele Hausbanken in Deutschland bieten auch ein Depot zum Girokonto an. Bei der Sparkasse ist das der S-Broker. In der Finanzgruppe der Volksbanken ist Union Investment die Anlaufstelle für Investmentfonds. Anleger sollten zudem wissen, dass der Wert von Geldmarktfonds auch mal schwanken kann. In der Regel sind die Ausschläge jedoch gering.

„Wer Sicherheit will, sollte nur Geldmarkt-ETFs wählen, die im Euro-Raum anlegen“, sagt Michael Ritzau, Inhaber der Südbadischen Honorarberatung. Ansonsten könnten Wechselkursänderungen zu hohen Schwankungen führen. Auch zu beachten: „Geldmarkt-ETFs unterliegen nicht der gesetzlichen Einlagensicherung“, erklärt Baur. Ganz schutzlos sind Anleger aber nicht. Die Wertpapiere in einem Depot sind bei einer Pleite des Depotanbieters vor einem Zugriff der Gesellschaft und Gläubigern geschützt.

Wer Sicherheit will, sollte nur Geldmarkt-ETFs wählen, die im Euro-Raum anlegen
Michael Ritzau - Südbadische Honorarberatung

Ersparnisse im Notgroschen: Das Tagesgeld hat hier entscheidenden Vorteil

Das bedeutet: Man kann mit seinem Depot einfach umziehen und es bei einer anderen Bank weiterführen – anders als Fest- oder Tagesgeldkonten sind Depots nicht an eine Bank gekoppelt. Die Bank oder der Finanzdienstleister stellt lediglich einen Zugang zur Verfügung. Die Ersparnisse im Depot liegen aber nicht bei der Bank, sondern in den jeweils ausgewählten Wertpapieren. Trotzdem: Wer im Notfall schnell auf sein Erspartes zugreifen möchte, fährt mit einem Tagesgeld unter Umständen besser.

Denn von einem Tagesgeldkonto ist das Geld schnell auf das Girokonto umgebucht. Wer stattdessen Geldmarktanteile veräußert, muss damit rechnen, dass die Gutschrift auf das angeschlossene Konto auch mal einige Tage in Anspruch nehmen kann. Trotzdem kann die Alternative Geldmarktfonds für die Ersparnisse über den Notgroschen hinaus interessant sein. Experten empfehlen für die Notreserve drei bis vier Monatsgehälter.

Fazit zu Geldmarktfonds: Alternative zum Tagesgeld – aber nicht ohne Risiko

Nauhausers Rat an Sparer: „Insbesondere wenn die Hausbank mit den guten Konditionen der Direktbanken für ein Tagesgeld nicht mithalten kann, können Geldmarktfonds eine Alternative sein.“ Eine Finanztip-Analyse zeigte, dass mit einem Geldmarkt-ETF zwischen Juli 2022 und Juni 2023 eine deutlich bessere Rendite erzielt werden konnte als mit dem durchschnittlichen Tagesgeld-Zins. Hinzu kommt die im Vergleich zum Tagesgeld stabile Zinsentwicklung.

Ein weiterer großer Vorteil: „Im Unterschied zum Tagesgeld muss man bei Geldmarktfonds nicht ständig nach den besten Zinsschnäppchen suchen und unter Umständen die Bank wechseln“, sagt Baur. „Einmal gekauft, kann man den Fonds laufen lassen und hat keine Arbeit mehr damit.“ In den Fonds können die Zinsen nicht so beliebig angepasst werden wie in den Konditionen einer Bank. Vieles spricht somit für einen Fond als Alternative zum Tagesgeld – über die genannten Risiken sollte man sich aber bewusst sein.

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