Berlin. Tassen, Schwämme, Bio-Binden: Gut, dass neue Produkte auf dem Markt sind. Doch warum wird immer noch heimlich nach Tampons gefragt?

Die Nase läuft, kein Papiertaschentuch dabei? Ist doch kein Problem, da genügt ein Ruf im Großraumbüro, und schon wirft jemand eine Packung zu. Das Blut läuft und kein Tampon dabei? Da wird verschämt gefragt und verschämt gegeben. Die Menstruation ist trotz aller Aufklärung und Emanzipation immer noch etwas, worüber viele Frauen nur untereinander reden. Da helfen auch keine Werbespots mit Frauen in sauberen engen Hosen und Produkten, die eine erfrischend aqua-marine-farbige Flüssigkeit aufnehmen.

Ein Besuch im Menstruationsladen

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    In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die großen Hersteller von Hygieneartikeln entsprechend unkreativ bei der Entwicklung von neuen Produkten gezeigt. Es gab Tampons, es gab Binden, das war‘s. Beide Varianten sind wenig nachhaltig und sorgen für viel Müll. Dem Erfolg von Start-ups ist es zu verdanken, dass endlich auch die großen Player des Hygienemarkts auf den Zug der Zeit aufspringen und alternative Menstruationsprodukte anbieten: Unterwäsche, die das Blut aufnimmt, Schwämme, Menstruationstassen und -teller, die wiederverwendet werden können, Tampons aus Bio-Baumwolle.

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    Die Periode geht auf Dauer ganz schön ins Geld

    Doch all die Produkte gehen ganz schön ins Geld. Erst im Jahr 2000 wurde der Mehrwertsteuersatz auf sieben Prozent gesenkt, dennoch sind die Ausgaben gerade für junge Frauen in der Ausbildung ein nennenswerter Posten. Regelmäßig neue Unterwäsche und Schmerzmittel – ja, viele Frauen leiden regelmäßig unter starken Schmerzen und Krämpfen – kommen noch hinzu.

    Birgitta Stauber, Textchefin der Funke Zentralredaktion
    Birgitta Stauber, Textchefin der Funke Zentralredaktion © FUNKE Foto Services | Reto Klar

    Ein Lichtblick ist, dass viele Firmen auf ihren Toiletten den Mitarbeiterinnen die Standardprodukte so selbstverständlich wie Papierhandtücher und Toilettenpapier kostenlos zur Verfügung stellen. Auch in vielen Restaurants liegen Tampons aus. All dies zeigt: Es ist etwas in Bewegung. Und wenn dann beim Dinner im Freundeskreis quer über den Tisch gerufen wird „Hat jemand einen Tampon“, dann ist ein kleiner, aber echter Schritt zu mehr Freiheit und Emanzipation erreicht.

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