Berlin. Peter Bartel ist den ersten Marathon in Berlin gelaufen und sucht zum 50. Event weitere Teilnehmer. Seit damals hat sich viel geändert.

Dass der 13. Oktober 1974 den Auftakt für eine über Jahrzehnte erfolgreiche und immer weiter wachsende Veranstaltung bilden würde, ahnte damals wohl niemand. An diesem Sonntag fand der 1. Berliner Volksmarathon statt, mit 286 gemeldeten Startern aus vier Nationen. Inzwischen ist das Event unter dem Namen Berlin-Marathon weltbekannt. Im vergangenen Jahr waren fast 48.000 Läuferinnen und Läufer aus mehr als 150 Ländern für den Wettkampf angemeldet. Dieses Jahr könnten es nochmal mehr sein.

Einer, der beim 1. Berliner Volksmarathon an der Startlinie stand – und ins Ziel kam – war der Reinickendorfer Peter Bartel. Mit Horst Milde, dem Gründer des Berlin-Marathons, sucht er nun die weiteren Finisher aus 1974. 244 Läufer bewältigten die 42,195 Kilometer damals erfolgreich. Bislang habe Bartel 27 Männer und drei Frauen identifizieren und ansprechen können.

Besonders beeindruckend: Ein Premieren-Finisher will in diesem September noch einmal mitlaufen. Der US-Amerikaner diente Milde und Bartel zufolge 1974 bei der US Brigade der Alliierten und war mit dem „US Marathon-Team“ dabei. Was für eine Leistung, über ein halbes Jahrhundert hinweg so fit zu bleiben, wo überhaupt nur die wenigsten an irgendeinem Punkt in ihrem Leben bereit dafür sind, einen Marathon zu laufen.

Streckenführung des Marathons hat sich komplett verändert

Der Teilnehmer wird, sofern er nicht auch bei den Rennen in den vergangenen Jahren dabei war, aber wohl feststellen, dass sich einiges verändert hat. Mal abgesehen davon, dass die Startzeit zumindest für die ersten Läuferinnen und Läufer nahezu identisch geblieben ist – 1974 ging es um 9 Uhr los, dieses Mal ab 9.15 Uhr –, und dass natürlich immer noch 42,195 Kilometer gelaufen werden müssen. Das beginnt bei der Streckenführung: 1974 waren die Läufer auf einem Zwei-Runden-Kurs bis zum Strandbad Wannsee und zurück unterwegs, sie joggten parallel zur Avus durch den Grunewald. Das Ziel befand sich vor dem Mommsenstadion.

Heute ist der Berlin-Marathon ein Sightseeing-Lauf einmal quer durch die Stadt, mit Start auf der Straße des 17. Juni und einem Zieleinlauf hinter dem Brandenburger Tor. Das „hinter“ muss in dem Fall betont werden, weil Läufer, die zum ersten Mal dabei sind, beim Erreichen des Brandenburger Tors oft schon denken, sie hätten es geschafft – und dann realisieren, dass noch mehrere Hundert Meter vor ihnen liegen. Unterwegs geht es auf mehreren Brücken über die Spree, an der Gedächtniskirche und am Gendarmenmarkt vorbei. Der Grunewald ist dagegen nicht mehr Teil der Strecke.

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Berlin-Marathon: Startgebühr fürs Jubiläumsjahr bei 205 Euro

Eine enorme Entwicklung gab es auch, was die Startgebühr betrifft: Zwölf D-Mark waren bei der Premiere fällig. Wer in diesem Jahr beim Jubiläumslauf dabei sein will, musste 205 Euro, also rund das 34-Fache zahlen. Dafür war es früher erforderlich, dass alle Teilnehmer am Veranstaltungstag ein sportärztliches Gesundheitszeugnis vorweisen, das nicht älter als sechs Wochen sein durfte. Heute gibt es bei der Anmeldung ein „Online-Vorsorgescreening“, bei dem die Läufer Fragen beantworten müssen, aber natürlich leicht eventuelle Vorerkrankungen verschweigen können. Ein Gesundheitszertifikat erscheint mir deshalb durchaus sinnvoll und muss in anderen Ländern wie Frankreich immer noch vorab vorgelegt werden.

Auch bei den Siegerzeiten hat sich einiges getan. 1974 gewann Jutta von Haase in 3:22:01, im vergangenen Jahr legte die Äthopierin Tigist Assefa mit 2:11:53 Stunden einen neuen Weltrekord hin und war damit weit über eine Stunde schneller als die Premieren-Gewinnerin. Unter den Männern siegte 1974 Günter Hallas in 2:44:53, inzwischen liegt der Streckenrekord bei 2:01:09 Stunden. Auch Hallas will im September nochmal versuchen, den Marathon zu bewältigen, diesmal allerdings walken statt joggen. Er hätte den Berlin-Marathon dann zum 43. Mal gefinished, heißt es. Ob Streckenrekordhalter Eliud Kipchoge in 50 Jahren, dann zum 100. Jubiläum des Marathons, noch einmal durch Berlin walken wird? Ich bin gespannt.

Für Hinweise zu weiteren 1974er Finishern ist Peter Bartel erreichbar, per E-Mail an peter-bartel@peter-bartel.de oder telefonisch unter 030-401 59 33 oder 0151-1026 4722.