Berlin. Abriss oder Sanierung? Die Zukunft der Teufelsbrücke in Wannsee ist unklar. Die wichtigsten Infos zu dem Lost Place.

Es gibt viele marode Brücken in Berlin, aber nur wenige befinden sich in solch malerischer Umgebung wie die Teufelsbrücke in Wannsee. Carl von Preußen ließ sie einst für eine Wasserinszenierung an seiner Potsdamer Sommersitz bauen. Seit 2009 ist die Brücke eine Ruine. Und das wird vorerst so bleiben, denn zwischen Senat und Landesdenkmalamt gibt es unterschiedliche Ansichten zu ihrer Zukunft. Unterdessen verrottet das Mauerwerk des halbeingestürzten Bauwerks weiter. Die wichtigsten Infos zu dem Lost Place.

Das sind die Fakten zur Teufelsbrücke Wannsee im Überblick:

  • Adresse: Fußgängerbrücke im Glienicker Park (C39X+Q8 Berlin), etwa 20 Meter nordöstlich des Märchenteichs, Park Klein-Glienicke, Königstraße 36 B, 14109 Berlin-Wannsee
  • Geschichte: 1838 nach Plänen des Architekten Ludwig Persius (1803–1845) errichtet. 2009 stürzte die Brücke teilweise ein und ist seitdem gesperrt
  • Führungen: Führungen im Schloss Glienicke und dem Park werden regelmäßig durch die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg angeboten
  • Denkmalschutz:Objekt-Nr. 09075491
  • Status: Lost Place

Wo liegt die Teufelsbrücke genau?

Die Brücke befindet sich im Volkspark Klein-Glienicke im Ortsteil Wannsee des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Sie ist Teil des Denkmalensembles Schloss Glienicke an der Königstraße 36 und führt über einen künstlich angelegten Wasserfall etwa 20 Meter nordöstlich des Märchenteiches. Der Open Location Code für die Brücke lautet C39X+Q8 Berlin. Der Park ist täglich von 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Auch interessant: Lost Places: Diese Strafen drohen bei Hausfriedensbruch

Anreise: Wie kommt man zum Glienicker Park?

Mit dem Bus: Ab dem S-Bahnhof Wannsee (S1 und S7) fährt der Bus der Linie 316 zur Haltestelle Schloss Glienicke. Von dort ist es ein etwa elfminütiger Fußweg durch den Park bis zur Teufelsbrücke. Mit der Tram: Vom Potsdamer Hauptbahnhof (S7 sowie Regional- und Fernverkehr) mit der Tramlinie 93 bis zur Haltestelle Glienicker Brücke. Mit dem Auto: Von der A 115 nimmt man die Ausfahrt Potsdamer Chaussee/B1 in Richtung Wannsee. Von dort folgt man der Königsstraße 7 Kilometer bis zum Schloss Glienicke. Entlang der Königstraße gibt es öffentliche Parkplätze.

Tipp: Vom Glienicker Park ist es nicht mehr weit bis zur Pfaueninseln. Trotz derzeitiger Sanierungsarbeiten am Schloss ist die Insel durchgehend für Besucher zugänglich.

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte der Teufelsbrücke Wannsee:

Ausgangslage: Ein englischer Pleasureground an der Havel

Der Schlossgarten Glienicke ist ein Musterstück der klassizistischen Gartenkunst. 1814 wurde das an der Straße von Berlin nach Potsdam gelegene Glienicker Gut von Staatskanzler Karl August Fürst von Hardenberg (1750-1822) erworben. Er ließ den umgebenden Park als "Pleasureground" nach englischen Vorbild durch den Gartenkünstler Peter Joseph Lenné (1789-1866) gestalten.

Der Park war der erste dieser Art in Preußen: Durch ein elegantes Wegesystem boten sich in der Grünanlage lustwandelnden Gästen einzigartige Sichten auf Potsdam, Schloss Babelsberg, Sacrow, die Pfaueninsel und die Havelseen.

Teufelsbrücke Wannsee: Italienischer Flair und Ruinenlandschaften im Park

Als der 23-jährige Prinz Carl von Preußen (1801-1883) – gerade von seiner ersten Italienreise zurückgekehrt – im Jahr 1824 Eigentümer wurde, wollte er am Rande der "märkischen Streusandbüchse" Brandenburg seinen Traum südlichen Ambientes und Lebensgefühls verwirklichen. Nach den Entwürfen des Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) wurde in Glienicke jetzt "antik gebaut" und das Herrenhaus und der Park erhielten ihre heutige Gestalt.

In das Schloss gelangten die Besucher über einen mit Passionsblumen und Pfeifenwinde berankten Laubengang, dessen Wände zahlreiche Marmorfragmente von antiken Skulpturen und Sarkophagen schmückten. Und auch im Blumengarten und Park fanden sich zahlreiche Referenzen an den Mittelmeerraum, originale Antiken neben künstlich geschaffenen Ruinenlandschaften. Eine dieser Neubauten: die Teufelsbrücke nordöstlich des Märchensees.

Teufelsbrücke Wannsee: Ein malerischer Aussichtspunkt für den Prinzen

Die Brücke über eine eiszeitliche Rinne am Rand der Havel diente dem Prinzen Carl von Preußen als pittoresker Aussichtspunkt. Dort konnte man verweilen, dem unter der Brücke hindurchrauschenden Wasser nachblicken und hatte zugleich eine exzellente Ausschicht auf den Jungfernsee.

Das Bauwerk wurde nach Plänen von Ludwig Persius (1803–1845), einem Schüler und Mitarbeiter Karl-Friedrich Schinkels, gebaut, der die Teufelsbrücke im Ruinen-Look entwarf. Die 1838 fertiggestellte Fußgängerbrücke führte über eine künstliche Schlucht an der Steilküste der Havel.

Teufelsbrücke Wannsee: So war die Brücke konstruiert

Die Brücke entsprach der Form nach einer Spitzbrücke mit vier Mauerwerksbögen. Als rund zwölf Meter hoher Ziegelstein-Viadukt bildete sie zusammen mit einer künstlichen Felsenlandschaft mit Wasserlauf sowie einem darüber befindlichen Märchenteich eine künstliche Wasserinszenierung.

Der besondere Clou: Statt die Brücke in Stein zu vollenden, wurden nur zwei komplette Mauerwerksbögen und der Ansatz des dritten Bogens realisiert. Alle weiteren Teile der Brücke wurden als scheinbares Provisorium in Holzbauweise fertiggestellt. So entstand der romantische Eindruck, dass es sich bei dem Neubau um eine alte verwitterte Brücke handelte, deren eingestürzte Bereiche durch eine Holzbrücke ersetzt worden waren.

Die Brücke hatte ein Gefälle von beiderseits 23 Prozent. Die gesamte Länge betrug 14,8 Meter. Der mittlere Steinpfeiler war 8 Meter hoch. Die lichte Weite der Bögen betrug etwa drei Meter. Der Form nach war das Bauwerk eine Miniatur von größeren Versionen römischer und mittelalterlicher Brücken. Zur Seeseite war die Teufelsbrücke mit einer historischen Statue geschmückt, von der sich nur die Konsole und der Baldachin erhalten hat.

Teufelsbrücke Wannsee: Die Nazis gestalteten die Brücke um

In der Zeit des Nationalsozialismus gingen Park und Schloss in den Besitz der Stadt Berlin über. Der romantische Zeitgeist eines Ruinenbaus fiel unter der Ägide der neuen Machthaber auf keine Gegenliebe. Das originale Teilprovisorium der Holzbrücke wurde 1935 kurzerhand abgerissen und durch eine Ziegelkonstruktion ersetzt, so dass der Eindruck einer einheitlich steinernen Mauerwerksbrücke entstand.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhren Schloss und Park größere Veränderungen, wobei das Wegenetz im Park weitgehend beseitigt wurden. Als kurz nach Einführung des Berliner Denkmalschutzgesetzes 1977 Restaurierungsarbeiten begannen, wurde der historische Zustand von 1850 als gartendenkmalpflegerisches Ziel einer Restaurierung vorgegeben.

Teufelsbrücke Wannsee: Schwierige Instandsetzung der Pseudo-Ruine

Anfang der 1990er-Jahre begannen die Planungen für die Restaurierung und Wiederinbetriebnahme der historischen Wasserfallszenerie. Allerdings gestaltete sich der Rückbau in der Planungsphase schwierig, da die Kategorie "Ruinenbrücken" in den Sicherheitsbestimmungen der deutschen Bauordnung nicht vorgesehen waren.

Nach langer Vorplanung konnte die Gartendenkmalpflege den Rückbau der "Brückenreparatur" von 1935 beauftragen. In den Jahren 2001 bis 2003 wurde der Felsenteich einschließlich der zu ihm führenden Parkwege grundlegend saniert. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Restaurierung des Wasserfalls an der Teufelsbrücke durchgeführt, der bis 2006 abgeschlossen werden konnte.

Nach mehr als 70 Jahren konnten Wanderer erneut die Teufelsbrücke betreten – so wie sie von Persius entworfen worden war; samt ihrem provisorischen Steg aus Knüppelholz. Doch der Zustand währte nicht lang.

Teufelsbrücke Wannsee: Die Pseudo-Ruine wird zur echten Ruine

Unterspülungen von Fundamenten ist eine Gefahr für viele ältere Mauerwerksbrücken. Im Oktober 2009 stürzte der mittlere der drei Pfeiler der Teufelsbrücke bei einem Unwetter ein. Das Fundament war über Jahre unterspült worden, ein heftiger Regenguss erledigte den Rest.

Der Mittelpfeiler brach aus der Brücke heraus, die danach akut einsturzgefährdet über dem Wasserlauf hing. Wie ein Wunder hielt das Konstrukt, bis es durch das herbeieilende Technische Hilfswerk mittels Stützkonstrukt gerettet werden konnte.

Teufelsbrücke Wannsee: Lost Place im Unesco-Welterbe

Es folgte ein Hin und Her um die Zuständigkeiten beim Wiederaufbau. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ist für das Schloss Glienicke zuständig; ausdrücklich aber nicht für den Park, um den sich der Bezirk Steglitz-Zehlendorf kümmert. Der Bezirk ist zwar für den Park zuständig, nicht aber für die Teufelsbrücke, denn für Brückenbauwerke ab 1,5 Metern Höhe ist in Berlin die Senatsverkehrsverwaltung zuständig.

Der Senat beauftragte 2013 schließlich eine Ingenieurfirma mit der Rekonstruktion. Da sich bei den Arbeiten aber schnell herausstellte, dass auch die Fundamente der Brücke zu marode für eine Wiederherstellung waren, wurden alle Arbeiten umgehend gestoppt – und die Teufelsbrücke blieb eine gesperrte Bauruine mitten im seit 1991 zum Unesco-Welterbe zählenden Park Klein-Glienicke.

Teufelsbrücke Wannsee: Seit Jahren Stillstand an der Ruinenbrücke

Vierzehn Jahre sind inzwischen ins Land gegangen, seit die Teufelsbrücke durch den Einsturz ihres mittleren Pfeilers zu einem maroden Trümmerberg über der Teufelsschlucht geworden ist und immer noch gibt es keinen Fortschritt bei der Instandsetzung. Für Statiker interessant, für alle anderen eine Zumutung. An der Uferböschung wuchert Unkraut, der Zugang ist durch einen Bauzaun verstellt. Im Umkreis der Brücke liegen Zementsäcke und alte Mauerstücke verteilt. Armierungseisen finden sich an der mit Bohlen verschalten Brückenstütze, dahinter senkt sich eine Baugrube.

Die Bauverwaltung will die historischen Reste der Brücke inzwischen komplett abreißen lassen und anschließend originalgetreu neu aufbauen. Doch das Landesdenkmalamt stimmt einem Abriss nicht zu. Es möchte zumindest die noch vorhandene Bausubstanz retten, um sie beim Wiederaufbau integrieren zu können. Denkmalexperten sollen klären, inwieweit das noch möglich ist. Inzwischen verfällt die Bausubstanz der Teufelsbrücke weiter und es bleibt unklar, wann aus dem traurigen Brückenstumpf wieder eine überquerbare Konstruktion wird und die Teufelsbrücke für Besucher geöffnet werden kann.