Berlin. Am Osterwochenende kommen Jugend-Baseballteams ins Märkische Viertel. Sie wollen mit einem großen Irrtum über ihr Spielgerät aufräumen.

Die drei Jungs Kilian (14), Gideon (13) und Shuma (13) erzählen, dass sie manchmal komisch angeschaut werden, wenn sie mit ihren Baseballschlägern in die S-Bahn steigen. Ihre Mützen sind dann vielleicht tief ins Gesicht gezogen. So fahren sie aus dem bürgerlichen Berliner Süden am Botanischen Garten in Richtung Märkisches Viertel. Die Großsiedlung im Norden Berlins gilt als Brennpunkt, früher mehr, aktuell ein bisschen weniger. Und in Deutschland ist der Baseballschläger in der Wahrnehmung noch immer mehr Waffe als Sportgerät. Ähnlich wie die Basecap zwar weit verbreitete Kopfbedeckung ist, die Verbindung zur Sportart aber eher selten gemacht wird.

Hier geht‘s lang zum Flamingo-Gelände und dem Turnier „Clash in the Capital“
Hier geht‘s lang zum Flamingo-Gelände und dem Turnier „Clash in the Capital“ © Dirk Krampitz | Dirk Krampitz

Das ärgert den Baseballtrainer Tony Leon Guerrero sehr. „Baseballschläger sind dafür gemacht, einen Baseball zu schlagen“, stellt er klar. Alles andere sei schlicht „falsch“ und sorge im schlimmsten Falle dafür, dass sein Sport „einen schlechten Ruf“ bekomme. Dagegen will er natürlich alles tun – vor allem will er seinen Sport bekannter machen in Deutschland. Und so organisiert er am Osterwochenende das größte Berliner Baseballturnier – und zwar im Märkischen Viertel.

Ein Team aus Berliner und Brandenburger Spitzenspielern

Denn Guerrero trainiert seit 2022 Jugend und Junioren bei den Berlin Flamingos. Der Verein hat seinen Sitz hinter dem Wendehammer an der Königshorster Straße. Doch er trainiert nicht nur die Flamingos. Er hat auch das Berlin-Brandenburgische vereinsübergreifende Team BPI Bulls gegründet, mit den besten Spielern aus verschiedenen Mannschaften. „Ich wollte die talentierten Spieler, die es sich nicht leisten können, an Camps teilzunehmen, zusammenbringen, damit sie in den Ferien und an langen Wochenenden in andere Länder reisen, dort an Wettkämpfen teilnehmen und vielleicht bei einem Showcase auffallen und in die Nationalmannschaft ihres Landes berufen werden können“, erklärt Guerrero. Er weiß, wie das Geschäft in den USA läuft, wo Baseball viel populärer ist und mit mehr Geld professionalisierter betrieben wird. Er hat selbst in diversen Ländern gespielt und als Trainer gearbeitet. Ab 2028 ist Baseball auch wieder olympisch.

Baseball-Coach Tony Leon Guerrero hat das Turnier initiiert.
Baseball-Coach Tony Leon Guerrero hat das Turnier initiiert. © BPI Travel Team | BPI Travel Team

Kilian, Gideon und Shuma spielen beim Turnier. Shuma ist mit seinen Eltern gerade erst vor einem halben Jahr aus der Nähe der japanischen Stadt Osaka nach Berlin gezogen. In Japan ist Baseball Nationalsport, er hat zuvor dort im Verein gespielt. Die Flamingos haben Sie über das Internet gefunden. Shuma ist ein ruhiger Junge, nahezu stoisch sitzt er während des Gesprächs dabei. Natürlich spricht er nach einem halben Jahr in Berlin besser japanisch als deutsch. „Aber das ist das Gute am Sport, er verbindet und auch die Kommunikation beim Spielen klappt“, sagt sein Mannschaftskamerad Gideon. Er spielt in der deutschen Baseball-U15-Nationalmannschaft und wurde 2023 U12-Europameister.

Bevor die Saison für die Berliner Mannschaften losgeht, treffen die drei mit ihren Teamkollegen als BPI Bulls auf fünf starke Herausforderer, die der Einladung nach Berlin gefolgt sind. Mit dabei sind die Lyngby Jokers (Dänemark), Prag Eagles (Tschechien), Hengelo Giants (Niederlande), Warschau Centaury (Polen) und das Team der Taunus Baseball Akademie. Der Sieger nimmt den Pokal „Clash at the Capital“ mit nach Hause.

Die Zuschauer müssen keine Ahnung haben – Baseball-Lotsen erklären

Nach einem langen Winter mit Hallentraining haben die jungen Sportler am Osterwochenende die Chance, wieder richtig zu spielen. „Die Teams wachsen auf dem Platz zusammen, die Coaches können Stärken und Schwächen erkennen, um dann weiter daran zu arbeiten“, weiß Tony Guerrero zu berichten. „Es macht irre viel Spaß mit befreundeten Mannschaften nach der langen Pause endlich wieder Baseball zu spielen und auch den Fans etwas zu bieten“, sagt er mit Blick auf das Turnier. Übrigens: Man muss kein Baseball-Kenner sein: Es gibt im Publikum sogenannte Baseball-Lotsen, die erklären und jede noch so simple Frage beantworten, die in Amerikaner jeder Sechsjährige kennt, der wie Coach Tony damals schon am Zaun des Sportplatzes stand. Er sei „einfach damit aufgewachsen“, sagt Guerrero und schwärmt vom Geruch von Popcorn und Hot Dogs auf dem Feld der Träume. Auch in Berlin wird es Popcorn und Hotdogs an den beiden Turniertagen geben.

Die BPI Bulls auf dem Platz der Berlin Flamingos im Märkischen Viertel.
Die BPI Bulls auf dem Platz der Berlin Flamingos im Märkischen Viertel. © BPI Travel Team | BPI Travel Team

Die Hoffnung ist, Zuschauer und vielleicht sogar neue Spieler zu begeistern, auch wenn es auf Anfänger womöglich beängstigend wirkt, dass einer einen Ball mit bis zu 100 Stundenkilometer wirft und ein anderer ihn mit einem Schläger dann möglichst kraftvoll wegschlägt. „Aber die Angst vor dem Ball verfliegt mit der Zeit. Man verletzt sich ja nicht. Oder zumindest nicht schwer“, sagt Kilian. Sein Vater habe damals mit ihm geübt, indem er ihn mit weichen Bällen beworfen hat, erzählt er lachend.

Samstag, 30., Sonntag, 31. März, jeweils ab 9 Uhr im Ballpark der Flamingos, Königshorster Str. 11, der Eintritt ist frei.

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