Berlin. So machen Sie unschlagbar günstige Schnäppchen bei den Kiez-Tagen der BSR in den Bezirken.

Zwei der Müllwerker sitzen auf Holz-Klappstühlen am Heck ihres orangefarbenen Abfallpressfahrzeugs in der Frühlingssonne und warten auf Kiez-Bewohner und ihren Unrat. „Die Stühle hat auch jemand wegwerfen wollen - haben wir uns gleich gesichert“, sagt einer der beiden und grinst breit. Aber lange sitzen können sie auch nicht. Immer wieder kommen Einwohner des Märkischen Viertels vorbei, balancieren auf kleinen Wägelchen Möbel, Matratzen oder sogar weiße Ware. Es ist Sperrmüllkieztag im Märkischen Viertel, die BSR will so illegale Müllablagerungen vermindern.

Flachbild-TV und mobile Hundehütte zu verschenken

Doch nicht alles wandert in den Müll. Ausgewählte Sachen werden auf bereitgestellten Tischen ausgebreitet. Der Verschenkmarkt ist für Stöberer und Trödelfans das absolute Paradies: Da findet sich neben Nippes wie Tierfiguren, Sammlerfingerhüten aus Keramik, seltsamen Biergläsern mit Holzständer und Spardosen auch ein Flachbildfernseher und eine mobile Hundehütte noch samt Verpackung. Jemand hat bestimmt 300 alphabetisch geordnete LPs vorbeigebracht, darunter viel Schlager, aber auch Operette. Von Otto Waalkes gibt es das Gesamtwerk. Ein Staubsauger wurde schon vermittelt. Ein kleiner Junge kommt zufällig vorbei und liebäugelt mit mit einem Tipp-Kick-Fußballer. „Wie viel“, fragt er unsicher. „Nüscht, kannste so mitnehmen“ - der Junge kann sein Glück kaum fassen.

Kinderkleidug und Spielzeug findet bei allen Verschenkmärkten immer am schnellsten Abnehmer, berichten die BSR-Mitarbeiter.
Kinderkleidug und Spielzeug findet bei allen Verschenkmärkten immer am schnellsten Abnehmer, berichten die BSR-Mitarbeiter. © Dirk Krampitz

“So werden durch die Weiternutzung ein Neukauf vermieden und Ressourcen eingespart“, erläutert die BSR das Konzept das Verschenkeflohmarkts. „Zur Förderung der Nachhaltigkeit“ nennt es Reinickendorfs Ordnungsstadträtin Julia Schrod-Thiel (CDU). Sie hat den Tag als bezirklicher Partner mit der BSR organisiert. Schrod-Thiel ist Re-Use-Fan, stattet ihr Amt auch gern mit Einkäufen aus dem Reinickendorfer BSR-Gebrauchtkaufhauses NochMall aus. Im Amts-Hof hat sie eine ehemalige BVG-Bushaltestelle als Regenschutz aufstellen lassen, damit sie wenigstens trocken in der Pause eine rauchen können, während sie bei Wind und Wetter gegen illegale Müllablagerungen kämpfen.

Das Ordnungsamt verschenkt Aschenbecher

Sie sind auch mit einem Info-Stand vor Ort. Ob die Aufklärung gegen illegalen Müll dauerhaft hilft? „Man hofft es“, sagt einer der OA-Mitarbeiter. „Sicher ist immerhin: Alles, was hier in den Müllwagen fliegt, landet schon einmal nicht mehr auf den Bürgersteigen.“ Damit auch der kleine Müll nicht mehr einfach weggeschnippt wird, verteilen sie kostenlosen Ordnungsamt-Merchandise wie den Hosentaschenaschenbecher.

Für Camping-Fans ideal: Die mobile Hundehütte. Auch sie wurde vom ursprünglichen Besitzer zum Verschenken der BSR übergeben.
Für Camping-Fans ideal: Die mobile Hundehütte. Auch sie wurde vom ursprünglichen Besitzer zum Verschenken der BSR übergeben. © Dirk Krampitz

„Wir freuen uns, dass der Auftakt der Reinickendorfer BSR-Kieztage geglückt ist und haben die nächsten Termine mit der Berliner Stadtreinigung in Planung“, sagt Schrod-Thiel. Am 26. April kann man von 13 bis 18 Uhr in der Sackgasse der Marzahnstraße 1-4 in Tegel Schnäppchen machen und Müll abgeben. Eine Übersicht der Termine für ganz Berlin gibt es unter www.bsr.de/mein-sperrmuell-kieztag-30414.php

5000 Kilo Müll in nur drei Stunden

Bilanz der Aktion im Märkischen Viertel: In drei Stunden wurden fünf Tonnen Sperrmüll von Kiez-Bewohnern abgeliefert, das meiste davon zu Fuß oder mit kleinen Wägelchen. Vier Säcke voller Spielzeug und ungezählte Kleidungsstücke, LPs, CDs, zwei Fernseher und ein Staubsauger haben glückliche Neu-Besitzer gefunden. Drei Flachbettscanner fanden keine Abnehmer.

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