Berlin. Die Berliner Morgenpost hat den Selbsttest gemacht, wie und wo Sie in Berlin selbst kostenlos ernten können. Das müssen Sie beachten.

Der erfrischende Biss in einen knackigen Apfel, Marmelade aus selbstgeerntetem Obst, dazu ein frischgepresster Saft: Das ist ein ganz besonderer Genuss. Für einige, die vom Land kommen, mag das eine Selbstverständlichkeit sein, für viele Berlinerinnen und Berliner ist es das nicht. Aber das muss nicht so sein.

„Berlin besitzt mehr als 2000 Fruchtbäume, doch da niemand sie erntet, verkommen die Früchte ungenutzt“, heißt es in einem Instagramvideo der Organisation Mundraub. Dem will die erstmals veranstaltete Aktion „Berlin erntet“ entgegenwirken. Neben der Freude am Ernten und der Weiterverarbeitung soll mit einem „Erntefestival“ auf die Fülle an Obstbäumen und Sträuchern, die sich in den Straßen, Parks und Kleingärten verbergen, aufmerksam gemacht werden. „Wir wollen die Vielfalt der essbaren Stadt Berlin zusammen mit euch feiern“, heißt es dazu bei den Initiatoren.

„Berlin erntet“: Festival und App weisen auf Erntemöglichkeiten hin

Beteiligt daran sind neben Mundraub auch Meet the Good Ones und die Freunde des Mauerparks. Noch bis Sonntag rufen sie dazu auf, an Berlins Parks und Wegen alles zu sammeln, was essbar ist. Darunter Äpfel, Birnen, Quitten, Haselnüsse oder Pflaumen. Am 24. September laden die Organisatoren von 13 bis 17 Uhr zu einem Treffen in das „Blumenwunder“ im Mauerpark (Bernauer Straße 63, 13355 Berlin), um Gesammeltes und Selbstgemachtes zu tauschen und zu verschenken.

Wer jetzt nicht weiß, wo er suchen muss, wird auf www.mundraub.org und der Smartphone-App Mundraub Navigator (nur für Android-Geräte) fündig und kann auf einer Karte deutschland- und sogar weltweit nachsehen, was in der Nähe geerntet werden kann. Adresse eingeben genügt. Dabei ist das verzeichnete Angebot reichhaltig. Allein am Helmholtzplatz in Pankow sollen Äpfel, Birnen, Himbeeren, Brombeeren, Hagebutten, Holunder und Bärlauch zu finden sein, die mit eigenen Symbolen und Farben auf der Karte zu finden sind.

Viele Apfelsorten sind jetzt reif, so auch in Berlin. An vielen Orten darf das Obst kostenlos in der Stadt geerntet werden.
Viele Apfelsorten sind jetzt reif, so auch in Berlin. An vielen Orten darf das Obst kostenlos in der Stadt geerntet werden. © ZB | Patrick Pleul

Teilweise liegen die Standorte so nah, dass auf eine Zahl gedrückt werden muss, bevor sich das Angebot aufdröselt. Dem Klick auf eines der Symbole folgen dann nähere Infos zum genauen Standort. „Prächtiger älterer Apfelbaum, steht am Wiesenrand“, heißt es dort etwa. Oder: „Frisch aus der Baumschule, trägt frühestens im Sommer 2024.“

Der Selbstversuch im Mendelssohn-Bartholdy-Park in Kreuzberg zeigt, dass nicht alle Informationen von der Karte für bare Münze genommen werden dürfen und etwas Geduld bei der Suche eingeplant werden muss. Nicht jeder Baum oder Strauch ist vorhanden oder genau dort zu finden, wo er eingezeichnet ist. Teilweise sind die Früchte auch noch zu klein, um geerntet zu werden.

Rezepte und Regeln: Organisatoren von „Berlin erntet“ geben Tipps

Leichter haben es da Kleingärtner. Sie wissen ohnehin, was ihr Garten zu bieten hat und werden von „Berlin erntet“ aufgerufen, mit Gleichgesinnten an der Aktion teilzunehmen und ihr Wissen über Anbau, Ernte und Verarbeitung weiterzugeben. Wer sich schon vorher schlau machen will, findet auf der Webseite www.mundraub.org Rezepte und Wissenswertes, zum Beispiel darüber, wie Mittagsgerichte mit Bärlauch verfeinert werden können oder woran man erkennt, wann zum Beispiel Äpfel reif sind.

An anderen Standorten ist das Obst einfach noch zu klein, um geerntet zu werden.
An anderen Standorten ist das Obst einfach noch zu klein, um geerntet zu werden. © FUNKE Foto Services | Michele Tantussi

„Die Pflück- und Genussreife und Appetit gehen manchmal nicht zusammen“, heißt es dort. Manchmal liege der Zeitpunkt, ab wann eine Frucht nach der Ernte schmeckt, erst Wochen später. Einen Anhaltspunkt was wann reif ist, liefert auch der Erntekalender auf der Webseite. Äpfel etwa zwischen August und Oktober, Waldmeister zwischen März und Juni.

Mehr aus Berlin und dem Bezirk Pankow lesen Sie hier:

Um ungetrübt Freude an der kostenlosen Ernte in der Berlin zu haben, gilt es jedoch auch, einige Dinge zu beachten. „Vergewissere dich deshalb vor Ort immer, ob der Fundort tatsächlich auf öffentlichem Grund liegt“, heißt es auf der Homepage von Mundraub. Gebe es Hinweise darauf, dass der Boden etwa in einem Naturschutzgebiet liegt oder verpachtet ist, dürfe dort sicherheitshalber nicht geerntet werden. „Es ist besser, auf der Mundraub-Karte wenige gewissenhaft geprüfte Fundorte einzutragen, als viele, die für Irritationen sorgen könnten“, so die Initiatoren.

Erlaubt ist das Pflücken für den Eigenbedarf. Dabei soll mit Bäumen, umgebender Natur und dort lebenden Tieren behutsam umgegangen werden. Die jeweilige Stelle soll dabei nicht total abgeerntet werden, um anderen Sammlern und Tieren noch etwas zu bieten. Dazu möchten die Organisatoren die Teilnehmenden animieren, ihre Ausbeute und die daraus entstehenden Kochaktionen zu filmen oder Fotos davon zu machen. Aus dem zugeschickten Material soll am Ende ein Aktionsvideo entstehen.