Berlin. Ein Physiotherapeut entdeckt menschliche Überreste auf einer Bank. Das Rätselraten beginnt. Die Polizei sieht dabei nicht gut aus.

Menschliche Knochen sind für Physiotherapeuten an und für sich nichts Ungewöhnliches. Sie haben jeden Tag damit zu tun. Allerdings gehören sie meist zu Menschen, die zwar Schmerzen empfinden, sonst aber mehr oder weniger quicklebendig sind. Ein Physiotherapeut einer Praxis an der Gartenstraße in Mitte hatte unlängst jedoch mit ganz anderen Knochen zu tun. Der dazugehörige Mensch war offensichtlich seit geraumer Zeit tot, dafür brauchte es keine Expertise eines Pathologen.

Während einer Rauchpause entdeckte der Mann laut „Tagesspiegel“ einen menschlichen Schädel und einen Oberschenkelknochen und teilte dies in knochentrockenen Worten einer Kollegin mit. „Draußen auf der Bank liegt ein Oberschenkel“, soll der Physiotherapeut zu ihr gesagt haben. Ein solcher Fund wirft naturgemäß Fragen auf.

Die Berliner Polizei weiß nichts von Knochenfunden in der Gartenstraße

Erste Antworten lieferten laut Bericht Bauarbeiter, die im Innenhof an der Grenze zum Stadtbad Mitte im Auftrag der Berliner Bäderbetriebe die Regen- und Abwasserableitung sanierten und dafür den Boden aufrissen. Dabei seien sie auf die menschlichen Überreste gestoßen. Die Polizei habe man umgehend alarmiert, hieß es. Die scheint sich allerdings nicht allzu sehr für die Knochen interessiert zu haben. Nach einer eintägigen Pause seien die Arbeiten fortgesetzt worden, die Knochen liegengeblieben.

Auf Nachfrage des „Tagesspiegel“ sagte eine Sprecherin der Bäderbetriebe, dass bereits im Herbst des vergangenen Jahres Knochen gefunden worden seien. Auch die Polizei habe man damals alarmiert. Auf nochmalige Nachfrage gestand sie ein, dass in den vergangenen Tagen weitere menschliche Relikte zutage gefördert worden seien.

Dies führte zu einer weiteren Nachfrage, diesmal bei der Berliner Polizei. Die Antwort einer Sprecherin: Über den Fund menschlicher Knochen in der Gartenstraße habe man keine Kenntnis. Laut „BZ“ seien aber bereits vor Jahren, 2007, menschliche Knochen bei Arbeiten in der Gartenstraße gefunden worden. Schon seinerzeit wurde über ihre Herkunft gerätselt – ohne befriedigendes Ergebnis. Dabei scheint des Rätsels Lösung laut „Tagesspiegel“ denkbar einfach zu sein. Demnach befand sich auf dem Gelände des heutigen Stadtbads seit 1799 der Sophienfriedhof der angrenzenden Gemeinde. Dieser wurde 1875 aufgegeben. Die Gebeine der dort beerdigten Menschen ruhen weiter in der Erde – es sei denn, der nächste Arbeitseinsatz stört erneut die Totenruhe und befördert weiteres menschliches Gebein ans Tageslicht. (tok/BM)