Berlin. Gastro-Unternehmer Alexander Freund eröffnet im zweistöckigen „Pressecafé“ einen Steakclub und ein Café. So wird das Innere aussehen.

„Das Beast ist erweckt“, steht seit Wochen auf der markanten Häuserfassade am Alexanderplatz. So mancher Passant oder Autofahrer mag sich gefragt haben, was sich hinter dieser Vorankündigung verbirgt. Im Juli 2024 wird das wilde Tier dann tatsächlich losgelassen. Denn das ist der Zeitpunkt für die Eröffnung des Steakclubs „Beast“ und gleichzeitig die Wiedergeburt vom „Pressecafé“, das seit 2019 leer gestanden war. Insgesamt können der Steakclub und das Café darunter über 600 Gäste aufnehmen: „Beast“ hat 310 Sitzplätze, das Pressecafé bietet 100 Innen- und 200 Außenplätze. Viele kennen von Gastro-Unternehmer Alexander Freund die After-Work-Partys im Pirates oder die Heimatküche im Jäger & Lustig.

Keine Ostalgie im Ex-DDR-„Pressecafe“-Gebäude

Interior Designer Torsten Elgt, der schon dem Soho House einen coolen Schliff verlieh, entwarf den „zeitgemäßen Retro-Style“ für den Steakclub „Beast“.
Interior Designer Torsten Elgt, der schon dem Soho House einen coolen Schliff verlieh, entwarf den „zeitgemäßen Retro-Style“ für den Steakclub „Beast“. © BM | Logo Project

Alexander Freund plant im Pressecafé-Gebäude, das zu DDR-Zeiten ein beliebter Treffpunkt für Journalisten war, erschwingliche Preise und eine Wohlfühlküche mit Live-Musik. Ostalgie will der 48-Jährige nicht betreiben. Es werde weder die legendären, schwingenden „Z-Stühle“ von Ernst Moeckl geben, noch die historischen Lampen. Erst 2021 hatte Immobilienentwickler Tishman Speyer das berühmte Fries aus Emaille-Fliesen mit dem Titel „Die Presse als Organisator” von Willi Neubert wieder freigelegt, nachdem es 30 Jahre lang von einer Steakhaus-Leuchtreklame verdeckt gewesen war. Freund findet das Gebäude „wahnsinnig interessant“ und die Lage im Herzen der Hauptstadt großartig. Für ihn spiele die DDR aber heute keine Rolle mehr.

Die rasenden Reporter mit Kamera und Mikrofon sind eine Reminiszenz an den sozialistischen Realismus: Detail aus dem Emaille-Fries des Pressecafé-Pavillons.
Die rasenden Reporter mit Kamera und Mikrofon sind eine Reminiszenz an den sozialistischen Realismus: Detail aus dem Emaille-Fries des Pressecafé-Pavillons. © BM | Iris May

Was im „Beast“ und „Pressecafé“ auf der Speisekarte stehen wird

Zwar liege der Schwerpunkt im „Beast“ auf fleischlichen Genüssen aus der Region: Auf der Speisekarte sollen neben „Steak Cuts, Spareribs und saftigen Burgern“ aber auch Gemüse und Fisch stehen. Küchenchef Fabian Meister beglückte vorher Gäste im „Titanic“ am Gendarmenmarkt und im „Beef Club“. Das Pressecafé soll „die alltäglichen Bedürfnisse der Hauptstädter und Touristen erfüllen, die da wären: Gesunde To-go-Spezialitäten, abwechslungsreiches Frühstück, Suppen, kleine Lunch-Gerichte, aber auch Gebäckvariationen“, so der Unternehmer. Den Kaffee wird Freund von der „Kult-Rösterei Costa aus London“ beziehen. Leiterin des Pressecafés wird Katharina Fischer, die für Alexander Freund bereits das Fischer & Lustig im Nikolaiviertel zum Erfolg geführt hat.

Pressecafé als Schauplatz der Fashion Week

Eine erste Feuerprobe bestand das noch nicht eröffnete Pressecafé im Februar 2024, als es sechs Modenschauen (hier: Bobkova) der Berlin Fashion Week hostete. Im Juli 2024 werden dort wieder Events der Fashion Week stattfinden.
Eine erste Feuerprobe bestand das noch nicht eröffnete Pressecafé im Februar 2024, als es sechs Modenschauen (hier: Bobkova) der Berlin Fashion Week hostete. Im Juli 2024 werden dort wieder Events der Fashion Week stattfinden. © Getty Images Europe | Joshua Sammer

Noch vor der Eröffnung der Gastronomie diente das Pressecafé dieses Jahr bereits als Event-Location: Zwischen dem 5. und 8. Februar war es Kulisse für sechs Modenschauen bei der Fashion Week. In keiner anderen Location fanden mehr Events der Berliner Modewoche statt. Dies sei eine gute Vorschau auf die Wiederbelebung des geschichtsträchtigen Ortes gewesen, wie der Organisator der Events, Marcus Kurz, der Berliner Zeitung sagte. Auch das Armani Beauty Dinner der Berlinale 2024 fand bereits im Pressecafé statt.

Pressecafé: Konstruktion schwankte bei Eröffnung 1974

Die kühne Konstruktion des Pressecafé-Pavillons unterhalb des Berliner Verlages sollte in den 70er Jahren Eindruck schinden und das Ost-Berliner Gegengewicht zum Axel-Springer-Hochhaus im Westen bilden. Doch das Prestigeprojekt geriet bei der Eröffnung ins Wanken: Die geladenen Gäste hatten bei dem Gebäude durch wildes Tanzen Schwingweiten von bis zu sechs Zentimeter ausgelöst, was die Gäste schließlich in Panik versetzte und zum Reißaus brachte. Der Vorfall wurde von der Stasi streng geheimgehalten. Ein Statiker schlug die Abstützung des „Kragbereichs“ vor, was strikt abgelehnt wurde. Stattdessen wurde festgelegt, dass nur noch hinten getanzt werden darf.