Berlin. Zuletzt kniete ein Beamter auf dem Kopf einer Teenagerin. Aktivisten sprechen über verschiedene Erfahrungen mit Berlins Ordnungshütern.

Polizeieinsatz bei Demonstrationen – das geht nicht immer gut: Allzu häufig werden Polizisten angegriffen und verletzt. Doch in Einzelfällen gehen auch Polizisten zu weit. Am Samstag kniete ein Bundespolizist auf dem Kopf einer 16-jährigen Teenagerin, die bereits am Boden gelegen hatte. Das erinnert an den Fall George Floyd der wegen eines Bagatelldelikts durch einen US-Polizisten niedergestreckt wurde und erstickte, weil der mehrere Minuten lang mit seinem Körpergewicht auf seinem Hals kniete.

Ein Bundespolizist sitzt auf einer Teenagerin, die im Umfeld der „Letzten Generation“ den Schriftzug „Hilfe, eure Kinder“ an das Kanzleramt geschrieben hat. War die Behandlung der 16-jährigen Klima-Aktivistin verhältnismäßig?
Ein Bundespolizist sitzt auf einer Teenagerin, die im Umfeld der „Letzten Generation“ den Schriftzug „Hilfe, eure Kinder“ an das Kanzleramt geschrieben hat. War die Behandlung der 16-jährigen Klima-Aktivistin verhältnismäßig? © Letzte Generation | Letzte Generation

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Aktivistin: „Für manche Menschen in Uniform sind wir das Feindbild“

Manon Gerhard, Sprecherin von Extinction Rebellion, sieht bei Polizisten und Polizistinnen „ein sehr unbalanciertes Bild. Wir wissen oft nicht, mit wem wir es zu tun haben.“ Polizistinnen aus Nordrhein-Westfalen seien in der Regel „etwas härter drauf“. Es gebe in jeder Polizeieinheit eine Art Corpsgeist. Sie verweist auf das Buch „Die blaue Mauer“, in dem es darum geht, dass Polizisten und Polizistinnen von ihren Kollegen gedeckt werden, auch wenn sie sich falsch verhalten.

Manon Gerhard, Sprecherin bei Extinction Rebellion (li.), und Marion Fabian, Sprecherin der Letzten Generation, an der Elsenbrücke. „Es sind nicht alle Polizisten gleich.“
Manon Gerhard, Sprecherin bei Extinction Rebellion (li.), und Marion Fabian, Sprecherin der Letzten Generation, an der Elsenbrücke. „Es sind nicht alle Polizisten gleich.“ © BM | Iris May

„Wir haben kaum eine Chance gegen diese Menschen in Uniform“, sagt Gerhard. „Wir müssen sehen, wie Bauernproteste, die gegen jegliches Versammlungsrecht verstoßen, durchkommen. Wir haben schon Rebellinnen in der Gefangenensammelstelle (GESA) in Tempelhof abgeholt, das war im Sommer 2022, die hatten seriöse Verletzungen von skrupellosen Beamten. Es ist nicht die Regel aber auch nicht die Ausnahme. Wir sind ein Feindbild für PolizistInnen.“ Das sei besorgniserregend.

Auch Marion Fabian, Sprecherin der Letzten Generation, sei bei Demos von Polizeibeamten schon „ziemlich heftig angefasst worden, gestoßen und gefallen“. Sie möchte aber nicht verallgemeinern. Es gebe freundliche und etwas ruppigere Polizisten, berichtet die sanfte 73-Jährige. Es gebe Polizistinnen, die auf ihrer Seite stünden, die sagten „ihr habt wirklich Grund hier zu sein“. Und andere, die aggressiv seien.

Aktivist: Polizist drohte mit gebrochenem Handgelenk

Wolfgang Metzeler vom Bündnis „Hungern bis ihr ehrlich seid“ hat „zu allermeist sehr gute, zumindest professionelle Erlebnisse“ mit Menschen in Uniform gemacht. „Leider habe er allerdings auch schon andere Erfahrungen gemacht. „In einem Fall wurde mir von einem Beamten angedroht, er würde mir das Handgelenk brechen, wenn ich jetzt nicht freiwillig gehen würde. Ich erwiderte, dass schon die Androhung von Folter, Folter darstellt und in einem Rechtsstaat das Recht dem Unrecht nicht weichen braucht und ich mich deshalb Folter nicht beugen werde. Nachdem er mich unter völlig unnötigem Kraftaufwand den er in die Bearbeitung meines Handgelenks gesteckt hatte schwitzend von der Autobahn geschliffen hatte, meine er, dass auch das stabilste Handgelenk einmal brechen würde – und ich entgegnete, dass ich ein gebrochenes Handgelenk auf alle Fälle genutzt hätte um rechtliche Klärung herbeizuführen.“