Berlin. Der Umweltsenat fördert mit Berlin 21 nachbarschaftliche Begegnungen. In Lichtenberg fand am Samstag erstmals ein Kiezfest statt.

Gegenüber dem Tierpark Friedrichsfelde mit seinen beweglichen Elektro-Dinosauriern in Originalgröße liegt ein namenloser Kiez, in dem nicht jeder jeden kennt und es normalerweise auch keine Stadtteilfeste gibt. In den dortigen Hochhäusern leben Familien mit unterschiedlichsten Zuwanderungsgeschichten. Am größten ist die Gruppe aus ehemals sowjetischen, heute unabhängigen Staaten. Mit den Nachbarn hat man normalerweise wenig zu tun. Eine Kooperation zwischen Berlin 21 und WIR.DE hat dort am Samstag erstmals zusammen ein Kiezfest organisiert. Rund 450 Personen aus dem Quartier haben sich angemeldet, etwas weniger sind tatsächlich auf dem Platz vor Lichtenbergs Bodo-Uhse-Bibliothek erschienen. „Solche Feste müssten hier viel öfter stattfinden“, freut sich der Mit-Organisator von WIR.DE Sergey Savchuk.

Berlin 21 fördert nachhaltige Beziehungen im öffentlichen Raum

Lena Horlemann ist Vorständin bei Berlin 21, der seit 2020 den „Tag des guten Lebens“ unterstützt, der vom Verkehrs- und Umweltsenat gefördert wird. Verkehrssenatorin Schreiner will mit dem Aufruf dazu beitragen, „dass jeder Tag zum Tag des guten Lebens wird. Die Bildung von Allianzen zwischen Nachbarschaften, Institutionen und Gewerbetreibenden soll auch den Austausch mit Politik und Verwaltung fördern.“ Insgesamt acht Hauptamtliche arbeiten bei dem Verein. Den öffentlichen Raum kreativ nutzen, ist eines der erklärten Ziele.

Berlin 21 hilft den Teilnehmenden bei der Finanzierung und der Vernetzung, hilft bei Genehmigungsprozessen und bei Organisationsfragen und stellt Aktionsmaterialien zur Verfügung. 70 Veranstaltungen hat es im Jahr 2023 gegeben. Dieses Jahr sollen es rund 40 werden, weniger, aber dafür noch enger begleitet. Beratung, Coachings und Workshops zu Nachhaltigkeits- und Transformationsthemen oder zur Selbstorganisation sollen dazu beitragen, dass sich soziale Events verfestigen. Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU): „Wenn Menschen sich begegnen, sich kennenlernen und austauschen und sich dafür gemeinsam ihre Nachbarschaft erschließen, dann ist das gut für Gemeinsinn und Nachhaltigkeit und schafft liebenswerte Kieze und eine lebenswerte Stadt“.

Ehrenamtlicher: „Wenn man sich nicht mehr fremd ist, dann ist ein Dialog möglich“

Das Team von WIR.DE hatte die Idee zum „Butterfest für die ganze Familie“, das unter dem Namen

Masleniza

weitere Videos

    bekannt ist. Sergey Savchuk ist selbst 2006 aus Moskau gekommen, der Liebe wegen. Seine Frau hat er über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) kennengelernt. Nach 18 Jahren in Berlin als Business-Trainer bei der Telekom will der 47-Jährige endlich in seinem Kiez ankommen. „Ich wollte immer, dass das hier mein Zuhause wird“, erklärt er. Doch ein Alteingesessener sagte zu ihm: „Nur wenn du hier geboren bist oder wenn du dich ehrenamtlich engagierst, gehörst du dazu.“ Nach diesem Motto gründete er 2013 die Initiative „WIR.DE – Aktive Nachbarn aus Karlshorst“. Savchuks Ziel ist klar: „Die Social Bubbles auflösen.“ Die Idee dahinter: Bei gemeinsamen Aktionen wie dem Frühjahrsputz lernt man sich kennen. Und „wenn man sich nicht mehr fremd ist, dann ist ein Dialog möglich.“