Berlin. Clownsprechstunden im Klinikum Buch helfen krebskranken Kindern, die Behandlung besser anzunehmen. Sie werden durch Spenden finanziert.

Gespannt sind alle Augen auf die kleinen weißen Bälle gerichtet. Wird der Jongleur es schaffen, alle in der Luft zu halten, während Lilou im Takt der Musik die Trommel schlägt? Die Vorstellung der Clowns Kalli und Carlos, dem Jongleur, ist an diesem Nachmittag gut besucht. Sie findet allerdings nicht im Zirkus oder auf einer Bühne statt, sondern im Aufenthaltsraum der Kinderonkologie im Klinikum Buch.

Die Clowns Carlos und Kalli sind ein eingespieltes Team.
Die Clowns Carlos und Kalli sind ein eingespieltes Team. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Einen Moment den Klinikalltag vergessen

Die kleinen Patienten sitzen allein oder mit Mama oder Papa auf dem großen Sofa und lachen oder staunen über die Kunststückchen und Albernheiten der beiden Clowns. Die zehnjährige Lilou ist erst seit einem Tag in der Kinderlinik in Buch, lässt sich begeistert auf die Jongliernummer ein und trommelt perfekt im Takt. Sie spielt auch Klavier wie ihr Goßvater, der an diesem Nachmittag ebenfalls den Clowns zuschaut. „Wir wollen trotz ihrer Krankheit viele schöne Momente schaffen, doch die Angst ist immer da“, sagt Lilous Mutter leise, um die Vorstellung nicht zu stören. Ihre einzige Tochter hat einen bösartigen Tumor im Fuß und wird für die Behandlung lange auf der Station bleiben müssen.

Der Irrweg bis zur richtigen Diagnose

„Wir sind wegen ihrer Schmerzen von einem Arzt zum anderen gerannt. Es hieß, das seien Wachstumsschmerzen - bis die Krebsdiagnose kam“, erzählt Lilous Mutter. Sie bewundert ihre Tochter dafür, wie tapfer sie die Krankheit erträgt. Lilou geht in die 5. Klasse der Werner von Siemens Schule und während sie im Krankenhaus ist, sitzt für sie ein Avatar im Klassenzimmer, ein kleiner Roboter mit Kamera und Mikrofon, durch den sie den Unterricht verfolgen kann. „Lilou hat so viel Lebensfreude. Wir hoffen auf ein Wunder“, sagt ihre Mutter, während die Zehnjährige über die Späße von Clown Carlos lacht.

Patrick Hundsdörfer, Chefarzt Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Buch .
Patrick Hundsdörfer, Chefarzt Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Buch . © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Auch Dr. Patrick Hundsdörfer, Leiter der Kinder- und Jugendklinik in Buch schaut einen Moment den Clowns zu. „Ich sehe sie nicht als bloße Spaßmacher, sondern als Teil unseres therapeutischen Betreuungskonzeptes“, sagt der Arzt, „allerdings können wir sie nicht bei der Krankenkasse abrechnen.“ Die regelmäßigen Clownsprechstunden auf der Kinder-Onkologie und Rheumatologie werden durch Spenden über den Verein Icke in Buch finanziert, wie auch Musik- oder Kunsttherapien. „Die Clowns sind unglaublich hilfreich für unserer Arbeit. Die Kinder verlieren durch sie ihre Angst und nehmen die Behandlung besser an. Selbst die Eltern entspannen sich“, berichtet der Arzt.

„Wir sehen wieder das Kind und nicht nur den Patienten“, erklärt Clown Kalli Pawlitschko, der an diesem nachmittag mit Carlos, dem Spanier auf der Station unterwegs ist. „Heute war mal Showtime mit vielen Zuschauern, aber wenn wir in die Behandlungszimmer gehen, treten wir anders auf“, sagt der 74-jährige, der 1992 gemeinsam mit seinem Bruder Sven ein Bündnis für Klinikclowns gegründet hat. Seine Rolle als Clown ist für ihn Berufung und er versucht, sich in jeden der jungen bis sehr kleinen Patienten hineinzufühlen. „Mit einem Kind, das ganz frisch die Diagnose Krebs bekommen hat gehe ich natürlich anders um als mit einem, das schon wochenlang behandelt wird und die Clowns schon kennt“, sagt er.

Lilou muss über die charmanten Späße von Carlos lachen.
Lilou muss über die charmanten Späße von Carlos lachen. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Was ihm und den anderen vier Clowns der Sprechstunde immer gelingt, ist wieder etwas Leichtigkeit und Unbeschwertheit in den Klinikalltag zu bringen. Egal ob mit Jonglieren, Singen oder sogar Akrobatik - jeder der Clowns hat ein besonders Talent, mit den kleinen Patienten und ihren Eltern zu agieren und damit auch die Ärzte und das Pflegepersonal zu unterstützen. „Der Pflegeaufwand ist in der Kindermedizin ist viel höher als in der Erwachsenen-Medizin. Gerade auch wenn es um das Blutabnehmen oder das Spritzen geben geht.“, sagt Dr. Hundsdörfer.

Clowns können den Patienten die Angst nehmen

Clown Kalli hat da einen besonderen Trick: „Ich jammere, dass ich gehört habe, dass die Spritze so doll weh tut und eine Riesenangst davor habe. Dann wird das Kind mutig und will mir beweisen, dass das gar nicht so schlimm ist und mich damit trösten“, sagt er. Das Schöne an der Arbeit im Krankenhaus sei, dass die Clowns sehr viel improvisieren und aus der Situation heraus reagieren. „Es passiert vieles zufällig, man kann es nicht planen, sondern muss sich in die Situation hineinfühlen“, sagt Clown Kalli.

„Für die Kinder, die oft monatelang hier in Behandlung sind, bieten die Clowns eine Möglichkeit Frust abzubauen und die Langeweile zu durchbrechen“, sagt Dr. Hundsdörfer. Pro Jahr erkranken 2000 Kinder in Deutschland vor ihrem 15. Lebensjahr an Krebs.

Krebskranke Kinder haben gute Heilingschancen

Die Heilungschancen bei Kinderkrebserkrankungen sind sehr gut, die Methoden haben sich weiterentwickelt und die Medikamente werden von Kindern besser vertragen als von Erwachsenen, erklärt der Leiter der Kinderklinik. „Bei Kindern ist das Zellwachstum viel schneller und der Krebs aggressiver, kann aber sehr gut mit einer Chemotherapie behandelt werden“, sagt er. Dennoch sind die Therapien und die Behandlungen auch aufgrund ihrer Dauer belastend und mit Schmerzen und unangebnehmen Nebenwirkungen verbunden.

Patrick Hundsdörfer kann sich auch noch weitere Einsatzgebiete für die Clowns vorstellen, zum Beispiel bei der Vorbereitung zu einer Operation oder in der Neurologie. „Ich kann den Spendern bei der Charity Gala gar nicht genug danken. Die Kinder profitieren von den Clowns und wir Ärzte profitieren, weil die Kinder die Behandlung leichter annehmen.“

Charity-Gala „Stars in Concert“ für die Clownsprechstunden

„It’s Showtime!“ heißt es am 22. April 2024 im Estrel Hotel in Neukölln, wenn die „Stars in Concert“ bei der ausverkauften Charity-Gala das Publikum mit Highlights aus ihrem Programm begeistern. Seit 26 Jahren wird die Gala vom Verein „Kinder in Gefahr“ veranstaltet. Das Motto von Vereinsvorstand Siegfried Helias lautete von Anfang an: „Menschen Freude zu machen, um Kindern zu helfen“. In diesem Jahr stehen neben sozial benachteiligten Kindern die kleinen Patienten auf der Kinderkrebsstation im Helios-Klinikum Berlin-Buch im Vordergrund. Mit dem Erlös können unter anderem die Clownsprechstunden auf der Station finanziert werden. Möglich gemacht wird die Charity-Gala durch die Unterstützung der geschäftsführenden Direktorin des Estrel-Hotels Ute Jacobs und des in Las Vegas ausgezeichneten Show-Produzenten Bernhard Kurz. Seit mehr als zwei Jahrzehnten profitieren gemeinnützige Vereine und Einrichtungen, die sich um benachteiligte und schwer kranke Kinder in Berlin kümmern von der Charity-Show. Auch in diesem Jahr ist die Sparda Bank Berlin eG wieder großzügiger Spendenpartner.