Berlin. Melanie Kühnemann-Grunows Wahlkreisbüro in Berlin-Lichtenrade ist zum wiederholten Mal attackiert worden. SPD warnt vor Entwicklung.

Sie und ihr Team hätten auch nach drei Tagen noch immer ein mulmiges Gefühl, gibt die Berliner SPD-Abgeordnete Melanie Kühnemann-Grunow zu: „Aber wir wollen uns gleichzeitig auch nicht einschüchtern lassen“. In der Nacht von Montag auf Dienstag ist Kühnemann-Grunows Wahlkreisbüro in der John-Locke-Straße in Lichtenrade beschossen worden – vermutlich mit einem Luftgewehr. Ein benachbarter Schnellimbiss wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Der Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin ermittelt nun neben Sachbeschädigung auch wegen eines möglichen politischen Hintergrunds des Angriffs. „Wir haben die sehr, sehr kleinen Einschusslöcher in der Scheibe und die Metallkugeln im Büro selbst erst am Dienstagnachmittag bemerkt“, so Kühnemann-Grunow.

Die Abgeordnete Melanie Kühnemann-Grunow (SPD) will sich von dem Angriff auf ihr Wahlkreisbüro in Berlin-Lichtenrade nicht einschüchtern lassen.
Die Abgeordnete Melanie Kühnemann-Grunow (SPD) will sich von dem Angriff auf ihr Wahlkreisbüro in Berlin-Lichtenrade nicht einschüchtern lassen. © dpa | Jörg Carstensen

Gott sei Dank sei während der Attacke niemand in den Räumen gewesen oder verletzt worden. Zeugen oder Tatverdächtige gebe es allerdings auch keine. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum es gerade uns getroffen hat“, sagt die Vorsitzende des Innenausschusses im Abgeordnetenhaus.

SPD Berlin warnt vor „neuer Dimension der Gewalt“

Dabei sei es bereits der dritte Angriff auf ihr Büro gewesen. „Einmal wurden die Scheiben mit Steinen eingeschlagen“, sagt sie. Egal, ob es sich nun um einen „Dumme-Jungen-Streich“ handele oder um eine politisch motivierte Attacke, das Landeskriminalamt nehme den Vorfall sehr ernst. „Das LKA schult mein Team gerade im Umgang mit Hassmails und Drohbriefen, die wir auch immer wieder erhalten“, so Kühnemann-Grunow.

 In der Nacht von Montag auf Dienstag ist Kühnemann-Grunows Wahlkreisbüro in der John-Locke-Straße in Lichtenrade beschossen worden – vermutlich mit einem Luftgewehr.
In der Nacht von Montag auf Dienstag ist Kühnemann-Grunows Wahlkreisbüro in der John-Locke-Straße in Lichtenrade beschossen worden – vermutlich mit einem Luftgewehr. © Maurizio Gambarini/FUNKE Foto Services

Entsetzt über den Angriff zeigten sich indes auch die SPD-Landesvorsitzenden Franziska Giffey und Raed Saleh. „Der Beschuss des Bürgerbüros von Melanie Kühnemann-Grunow ist eine abscheuliche Tat und richtet sich auch gegen unsere parlamentarische Demokratie“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Ein Angriff mit einer Schusswaffe auf das Büro einer Abgeordneten sei eine neue Dimension von Gewalt und Bedrohung.

„Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern“, betonen Giffey und Saleh. „Auch 160 Jahre nach Gründung der Sozialdemokratie verteidigen wir entschlossen unsere Demokratie und setzen uns weiterhin für die sozialdemokratischen Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität ein.“ Gewalt dürfe kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. Im Jahr 2022 registrierte die Berliner Polizei insgesamt 5122 Fälle politisch motivierter Kriminalität.