Berlin. „Kunst ist für alle da“, sagt Robert Szabo. Am Wochenende zeigt er seine witzigen Sammlerstücke in Kreuzbergs kleinster Galerie.

Robert Szabo legt eine Vinyl-Platte von David Shrigley auf, die nur ein einziges Wort abspielt: Ein langes „Ding!“ Dann dreht er die Scheibe um, ein langes „Dong“ ist zu hören. „Manches Ding benötigt allerdings kein Dong“, erklärt Szabo. Originelle Sammlerstücke wie diese hat Robert Szabo 21 Jahre lang in seiner Privatwohnung angesammelt. „Ding therefore Dong“ heißt die Ausstellung des ehemaligen Kellners, die von Donnerstag bis Sonntag in Kreuzbergs kleinster Galerie „Haus 1“ zu sehen sein wird. Sie ist Teil des „Sellerie“-Weekends, an dem sich zum zweiten Mal freie Projekträume wie das Grotto präsentieren. Berlins Alternativ-Veranstaltung parallel zum Gallery Weekend. Das kleine Häuschen am Waterloo-Ufer des Landwehr-Kanals war früher einmal ein Toilettenhäuschen. Einmal fungierte es als Kulisse einer Avantgarde-Modenschau. Mittlerweile gehört es einem Architekten-Pärchen, das den Raum für wenige Tage an Robert Szabo vermietet hat.

Robert Szabo vorm „Haus 1“. Das ehemalige Toilettenhäuschen verbirgt einen überraschend großen Präsentationsraum im Inneren.
Robert Szabo vorm „Haus 1“. Das ehemalige Toilettenhäuschen verbirgt einen überraschend großen Präsentationsraum im Inneren. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Szabo: „Kunst ist für alle da“

Robert Szabos Credo in puncto Kunst möchte er so verstanden wissen: „Kunst ist für alle da. Man muss kein Millionär sein, um Kunst zu sammeln. Jeder normale Mensch kann sich Kunst in sein Leben holen und es damit bereichern. Man kann sich mit Kunst selbst erforschen, wenn sie einen berührt.“

25 Jahre lang hat Szabo als Kellner gearbeitet, in Kapstadt, Australien und in Berlins Promi-Hotspot „Grill Royal“. „Ich hatte 50- bis 70-Stunden-Wochen.“ Bei dem hochexklusiven Publikum im Grill Royal habe man sich keine Fehler erlauben dürfen, erinnert sich der 46-Jährige. Von den Trinkgeldern, aber nicht nur davon, habe er mit den Jahren immer mehr Kunst, vor allem Editionen, gekauft, die ihm persönlich etwas bedeutet hätten. Der Hotelfachmann stammt ursprünglich aus Regensburg, hat ungarische Wurzeln und lebt seit 17 Jahren in Berlin. Früher sei er eine „echte Feierliese“ gewesen, aber Berlin und auch das Berghain hätten sich stark verändert.

Shopping-Tasche mit Konsumkritik

„I shop therefore I am“ heißt ein Werk von Barbara Kruger, das bei Szabo an der Wand hängt. Es ist ein Foto, gedruckt auf eine Shopping-Tasche aus Papier und gleichzeitig eine Abwandlung des berühmten Zitates „Ich denke, also bin ich“ von René Descartes. Das Werk habe Szabo zum Nachdenken angeregt. In seinen 20ern habe er das meiste Geld für Designer-Klamotten ausgegeben. Heute bedeute ihm Kunst mehr. „Meine Sammlung ist sehr persönlich“, sagt er. Es sind große Namen dabei wie Meret Oppenheim, Damien Hirst und Jenny Holzer. Von letzterer hat er für eine Online-Arbeit das Recht erworben, diese einen Tag lang zu sehen – so kann NFT-Kunst im 21. Jahrhundert funktionieren.

Tracey Emins „Singing Bird“ ist als Teil der Sammlung Szabo im „Haus 1“ zu sehen: Das augenzwinkernde Popart-Werk der britischen Künstlerin zaubert dem Besitzer stets ein Lächeln ins Gesicht.
Tracey Emins „Singing Bird“ ist als Teil der Sammlung Szabo im „Haus 1“ zu sehen: Das augenzwinkernde Popart-Werk der britischen Künstlerin zaubert dem Besitzer stets ein Lächeln ins Gesicht. © BM | Iris May

Freunde bringen Szabo auf die Idee

„Meine Kunstwerke sind meine Mitbewohner“, so beschreibt es Robert Szabo. Diese Mitbewohner mit der Öffentlichkeit zu teilen, war die Idee seiner Freunde Silvio Scheller und Marko Hinrichs, die gemeinsam das Künstler-Duo Biest Berlin bilden und der Malerin Katharina Grosse nahestünden. „Ich wusste gar nicht, was ich hier eigentlich habe“, erklärt der Sammler. In seinem Kiez in der Karl-Marx-Straße wohnten zufällig sehr kreative Menschen, auch eine Punkrockband und ein Sänger.

Sammlung Szabo, Haus 1, Waterloo-Ufer (U: Hallesches Ufer), während des Sellerie-Weekends, 25. bis 28.4.24., donnerstags bis sonntags von 15 bis 21 Uhr geöffnet. Es gibt für alle Besucher Popcorn und Getränke von Ostmost.