Berlin. Zwei Freunde stellen in Hannover ein Piano auf und beglücken damit Passanten. In Berlin geht es weiter – bald an öffentlichen Plätzen.

Es war im Februar 2023, da beschloss der Lebensmittelchemiker David Kräling aus Hannover, dass drei Pianos in der Wohnung eins zuviel sind. Zusammen mit seinem Freund Daniel Pflieger, der eine Geocachingagentur besitzt, kam ihnen die Idee, das dritte Piano in einen Fußgängertunnel zu stellen. Das Ergebnis waren überraschte Menschen, die spontan anfingen zu singen, Klavier zu spielen und miteinander zu sprechen. Das Piano steht immer noch an derselben Stelle.

Piano Bombing: „Frieden ist die Antwort!“

Daniel Kräling und David Pflieger wollen, dass die Idee, Menschen mit Musik glücklich zu machen, auch nach Berlin kommt. „Bislang haben wir das alles aus eigener Tasche finanziert“, so Pflieger. Pro Klavier wenden die Freunde 150 bis 200 Euro auf. Das erklärte Ziel ist es, „die Welt ein wenig bunter und musikalischer zu machen.“ Dem Team von Piano Bombing macht es nach eigenen Angaben „einfach Freude, dass Menschen dadurch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert wird und deren Tag dadurch ein wenig schöner wird. Wir würden uns freuen, wenn das zu einer Bewegung wird und Menschen bundes- oder sogar weltweit Pianos ins Stadtbild bringen.“

Eine „Entwicklungshelferin“, die ihre Idee weiterführt, haben sie in Sylvia Blume gefunden. Die Immobilienexpertin hat die beiden auf NTV gesehen und sich gleich bei deren Team gemeldet, zu dem auch der Social Media-Profi David Schönborn gehört. Die 56-Jährige erklärte sich bereit, für ein Piano-Lager, die Klavier-Stimmung und eine Pauschale für die Künstler aufzukommen. „Davor hatte ich die Nachricht gesehen, dass der Papst dafür kritisiert wird, dass er zu Frieden aufruft. Da habe ich gedacht, so ein kleines Zeichen würde den Menschen guttun. Kunst und Musik beeinflussen die Gedanken. Mein Slogan nicht nur für Berlin lautet: Frieden ist die Antwort!“ Die erste Berliner Piano-Guerilla-Aktion fand am Donnerstag im Lotte-Lenya-Bogen unter der S-Bahn statt, vor der „Hat Bar“, gar nicht weit vom Kranzler-Eck.

Piano Bombing in Berlin

weitere Videos

    Berlin: Bevor die Security das Piano wegräumt, passiert ein kleines Wunder

    Der Berliner Pianist Jonas Ziehfreund spielt einen gut gelaunten Ragtime Blues. Das weiß gestrichene historische Piano ist vom Künstler Kugeltisch über und über mit Comic-Gestalten verziert worden. Das Klavier ist frisch gestimmt, die Akkustik unterm S-Bahnbogen ist hervorragend. Scheinbar aus dem Nichts taucht plötzlich ein anderer Musiker mit einem Kontrabass auf und stimmt spontan in die Guerilla-Kunstaktion mit ein. Er stellt sich später als Daire MacMágnuis aus Irland vor. Ein Ire, der in Berlin lebt. Daniel Pflieger, der eine neonpinke Mütze trägt, freut sich. „Solche Sachen passieren dauernd bei Piano Bombing“, sagt er. Geklaut worden sei noch nie ein Klavier. David Kräling fügt hinzu: „400 Kilogramm Holz und Metall sind einfach zu schwer, um es einfach mitzunehmen. Deswegen machen wir auch kein Gitarren-Bombing.“ Nur einmal, da fiel eines ihrer Klaviere dem Vandalismus zum Opfer. Aber die meisten Erlebnisse mit Piano Bombing seien einfach schön. „Die Leute machen Musik zusammen und gehen mit einem Lächeln weiter durch den Tag.“

    Wen und was Piano Bombing jetzt sucht

    Zuletzt bittet Sylvia Blume um einen kleinen Aufruf: „Wir suchen noch Pianospender, Transporthelfer, Musiker und Graffitysprayer, die uns unterstützen wollen. Bitte meldet euch auf Instagram unter Piano Bombing, wenn ihr Lust dazu habt, dabei zu sein!“ Die Security drängt zum Aufbruch. Der Ort ist Privateigentum! Die kleine glückliche Gruppe löst sich auf. Das nächste Mal wollen die Künstler einen öffentlichen Platz suchen, wo das Klavier länger oder für immer stehen bleiben darf.

    Lesen Sie auch: Das „berlin modern“ soll kein elitärer Kunsttempel sein