Berlin. Der Arbeitskampf endet nach 35 Stunden. Doch neue Streiks drohen. Der Berliner Unternehmerverband beklagt „enorme Schäden“.

Nach 35 Stunden ist am Freitag der fünfte Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Personenverkehr der Deutschen Bahn (DB) beendet worden. Damit lief auch der S-Bahn- und Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg wieder an. Das Angebot werde schrittweise wieder ausgeweitet, teilte die Bahn am Freitagnachmittag mit. Bis alle Züge und S-Bahnen wieder wie gewohnt fahren, werde es allerdings noch einige Zeit dauern, hieß es.

Offiziell war der Ausstand am Freitag um 13 Uhr beendet worden. Seit Donnerstagmorgen hatte der Arbeitskampf auch in den beiden Bundesländern zu erheblichen Einschränkungen geführt. Der S-Bahnverkehr im Innenstadtring war nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Lediglich die Linien S1, S2, S25, S3 und S46 verkehrten im 60-Minutentakt zwischen den Außenbezirken und einigen Bahnhöfen im Zentrum. Auch die S5 und die S9 waren unterwegs. Im Regionalverkehr der Bahn zwischen Berlin und Brandenburg fuhren nur einzelne Linien und oft nur auf einzelnen Abschnitten.

Streik in Berlin: Tourismusbranche und Messewirtschaft mit „massiven Einbußen“

„Dieser sinnlose Streik hat in der Hauptstadtregion erneut enorme Schäden angerichtet“, sagte Andreas Schulz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). Insbesondere die Tourismusbranche und die Messewirtschaft, aber auch viele andere Branchen hätten massive Einbußen erlitten, die ihnen niemand ersetze. „Der Zuverlässigkeit und dem Ansehen des Verkehrsträgers Schiene hat die GDL mit ihrem fünften Streik allein in dieser Tarifrunde einen Bärendienst erwiesen“, so Schulz weiter.

Der UVB fordert, dass die Gewerkschaft die Androhung weiterer Arbeitskämpfe zurücknimmt: „Ein Lösungsvorschlag, der auf fast alle GDL-Forderungen eingeht, liegt auf dem Tisch. Die GDL muss an den Verhandlungstisch zurückkehren, will sie sich nicht als Gesprächspartner disqualifizieren.“

Die Unsicherheit für die Fahrgäste hört mit dem Ende dieses Streiks allerdings nicht auf. GDL-Chef Claus Weselsky hat angekündigt, über künftige Arbeitskämpfe deutlich kurzfristiger zu informieren als bisher. Ein eingeschränktes Grundangebot, dass die Bahn bei bisherigen Arbeitskämpfen stets auf die Beine gestellt hatte, ist dann fraglich. Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbußen.

GDL steht Bahn Frist bis Sonntagabend

Die Bahn lehnt das bisher ab. Sie hat aber einen neuen Anlauf für eine Beilegung des Tarifkonflikts genommen. Der bundeseigene Konzern bot der GDL eine Wiederaufnahme der abgebrochenen Tarifverhandlungen an diesem Montag an. Die GDL will das Angebot nur dann annehmen, wenn die Bahn ein neues und verbessertes Tarifangebot vorlegt, wie die Gewerkschaft mitteilte. Dafür setzte sie der Bahn eine Frist bis Sonntag, 18 Uhr.