Berlin. Am Freitag wollten BVG und Gewerkschaft zum dritten Mal verhandeln. Zeitgleich hat Verdi zum Streik aufgerufen. Das hat nun Folgen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben die dritte Verhandlungsrunde mit Verdi über einen neuen Manteltarifvertrag für Freitag abgesagt. Hintergrund ist der Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft ab Donnerstagmorgen aufgerufen hat und der bis Freitag, 14 Uhr, dauern soll. Die Verhandlung, die am Vormittag beginnen sollte, hätte also parallel zum Arbeitskampf stattgefunden. Die BVG spricht bei dem Streik von einer „völlig unnötigen Eskalation von Verdi“. Die Gewerkschaft könne „unmöglich von uns verlangen, während eines Streiks an den Verhandlungstisch zu kommen. Das ist schlechter Stil“, hieß es am Dienstag in einem Statement der BVG. Der Termin wurde bereits im Dezember vereinbart.

Die aus der Absage folgenden Verzögerungen gingen „auf die Kappe der Gewerkschaft auf Landesebene, die sich für bundesweite Ziele vor den Karren spannen hat lassen“, kritisierte das Verkehrsunternehmen weiter. Die BVG nimmt damit Bezug auf die derzeit bundesweit außer in Bayern laufenden Tarifverhandlungen von Verdi mit kommunalen Nahverkehrsunternehmen. In dieser Woche hat die Gewerkschaft so auch deutschlandweit zu Streiks aufgerufen. Haupttag ist der 1. März, an dem gleichzeitig ein Klimastreik von Fridays for Future stattfindet. Verdi und die Klimaaktivisten haben sich im Bündnis „#wirfahrenzusammen“ zusammengeschlossen. Am Freitag soll eine Petition für höhere Investitionen in den ÖPNV übergeben werden.

Verdi reagierte mit Unverständnis auf das Vorgehen der BVG. „Wir sind irritiert über diese Absage der Verhandlungen. Die BVG blockiert bisher beim Thema Entlastung. Da braucht sie sich nicht wundern, wenn es darauf eine Reaktion der Beschäftigten gibt“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt. „Gerade weil es viel zu besprechen gibt, sollten beide Seiten Interesse an dem Verhandlungstermin haben. Wir fordern die BVG auf, die Absage zurück zu nehmen.“

Verdi und BVG: Bei ersten Themen schon angenährt

Verdi und BVG haben sich in den aktuellen Tarifverhandlungen bislang zweimal zu Gesprächen getroffen. Als Knackpunkt und Begründung für den erneuten Streikaufruf benannte die Gewerkschaft das Thema Wendezeiten. Verdi fordert, diese Dauer zwischen Ankunft an der Endhaltestelle und Beginn der nächsten Fahrt, auf zehn Minuten zu verlängern. Die BVG wiederum hält das für nicht realisierbar und verweist auf den hohen Mehrbedarf an Fahrern und Fahrzeugen sowie die fehlende Infrastruktur, an denen die Busse und Bahnen während der verlängerten Wendezeit abgestellt werden könnten.

Bei anderen Forderungen haben sich beide Seiten dagegen schon angenähert. Dazu gehört die Ruhezeit, die von elf auf zwölf Stunden verlängert werden soll, oder das Einführen einer sechsten Entgeltstufe. Für Mitte März haben Verdi und BVG weitere Verhandlungstermine vereinbart. Als Ziel hatte es die Gewerkschaft zu Beginn benannt, noch im ersten Quartal zu einer Einigung zu kommen.