Berlin. Feuerwehr und Polizei rüsten sich für mögliche Zwischenfälle. Der Veranstalter bemüht sich um mehr Nachhaltigkeit. Ein Problem bleibt.

Mit einer erwarteten Teilnehmerzahl von 47.912 Läuferinnen und Läufern wird der Berlin-Marathon in diesem Jahr einen neuen Rekordwert erreichen. Zusammen mit Inline-Skatern, Handbikern, Athleten im Rollstuhl sowie Schülern werden laut Veranstalter SCC Events sogar mehr als 60.000 Teilnehmer erwartet. Nach den Beschränkungen durch die Corona-Pandemie setzt sich der Aufschwung des vergangenen Jahres fort.

„Hinzu kommt, dass die Olympiade in Paris vor der Tür steht und viele Sportler den Marathon als Chance sehen, sich noch für den Wettbewerb zu qualifizieren“, sagt Robert Fekl vom Veranstalter SCC Events. Aber nicht nur die Athletinnen und Athleten aus 156 Ländern fiebern den Wettkämpfen am Sonnabend und am Sonntag entgegen, auch der Veranstalter, Helfer und die Stadt Berlin stehen vor einer Mammutaufgabe.

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Feuerwehr hilft beim Berlin-Marathon mit Ehrenamtlichen und zusätzlichen Kräften

So ist die Feuerwehr Berlin nach eigenen Angaben am Sonntag mit 210 zusätzlichen Kräften im Einsatz. Mitglieder der Jugendfeuerwehren unterstützen zudem den Sanitätsdienst der Johanniter Unfallhilfe. „Dadurch werden wir unserer Rolle in der Stadtgesellschaft gerecht. Aber auch das restliche Leben und Tagesgeschäft müssen dann weiter laufen“, sagt Johannes Thomann Referatsleiter der Berliner Feuerwehr.

Bereits am Sonnabend starten die Skater beim Inline-Marathon. Es ist daher das ganze Wochenende mit Einschränkungen zu rechnen.
Bereits am Sonnabend starten die Skater beim Inline-Marathon. Es ist daher das ganze Wochenende mit Einschränkungen zu rechnen. © FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer

So habe die Feuerwehr am Sonntag Stützpunkte in denen von der Strecke eingekreisten Bereichen geplant. Beispielsweise am Nollendorfplatz werde eine mobile Einheit aufgebaut. Die einmal rund um Berlin verlaufende Strecke biete Rettungswege, dennoch müsse die Feuerwehr die Einsatzfähigkeit garantieren.

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Hier ist beim Berlin Marathon 2023 mit Straßensperrungen zu rechnen

Die ersten Sperrungen beginnen bereits am Montag. Vor allem aber am Sonnabend und Sonntag ist mit Einschränkungen auf den jeweiligen Routen der Sportlerinnen und Sportler zu rechnen. Eine interaktive Karte des Veranstalters verrät Interessenten, wann welche Straßenzüge von einer Sperrung betroffen sind. Die 42,195 Kilometer lange Strecke weiche in diesem Jahr kaum von der gewohnten Route ab. Baustellen in der Kurstraße, am „Wilden Eber“ und auf dem Kurfürstendamm seien zwar nicht ideal, aber verträglich.

Die Polizei wird nach eigenen Angaben am Sonntag mit 650 Kräften im Einsatz sein. Die Veranstalter des Berlin-Marathons und die Polizei hoffen nach den jüngsten Klimaprotesten in Berlin auf einen reibungslosen Ablauf des Rennens am kommenden Sonntag. Sie betonten auf einer Medienrunde am Montag auch, auf mögliche Zwischenfälle vorbereitet zu sein.

Mitglieder der Letzten Generation hatten am Sonntag das Brandenburger Tor mit oranger Farbe angesprüht. In unmittelbarer Nähe befinden sich Start und Ziel des Marathons. Dort sei auch der Einsatzschwerpunkt. Wo entlang der Strecke man weiter präsent sein werde, werde aus einsatztaktischen Motiven nicht verraten.

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Warum Veranstalter und Polizei hoffen, dass der Klima-Protest beim Marathon ausbleibt

„Wir können nur appellieren. Wir glauben, dass wir schon sehr, sehr viel machen für die Umwelt“, sagte Geschäftsführer Jürgen Lock vom Veranstalter SCC Events. So wolle man mit der Veranstaltung auch ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit setzen, heißt es dazu. Der Berlin Marathon ist ein Großevent, das auch viel Müll produziert. Im vergangenen Jahr wurden vom Dienstleister Alba insgesamt 35 Tonnen Abfall entsorgt. Zwei Tonnen Papier und drei Tonnen Leichtverpackungen – also Wertstoffe für den Recyclingkreislauf.

Weggeworfene Becher beim Berlin-Marathon im Jahr 2018.
Weggeworfene Becher beim Berlin-Marathon im Jahr 2018. © Andreas Schöttke

Vor allem die vielen Plastikbecher sind ein Problem. Immerhin 70 Prozent der Becher würden in den dafür vorgesehenen Tonnen landen. Der Rest werde eingesammelt. Zudem werde in diesem Jahr erneut an zwei Stellen entlang der Strecke Mehrwegbecher ausgegeben. Das Material zerbricht, wenn Läufer auf die Gefäße treten, so dass Becher, die doch auf der Straße landen, nicht zu Stolperfallen werden. Erste Versuche seien erfolgreich gewesen. Nur zwei Prozent der Becher seien verloren gegangen.

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Mit Michael Fuchs hat der Veranstalter sein Team in diesem Jahr um einen sogenannten Sustainability Manager ergänzt. „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz beim Thema Nachhaltigkeit“, betont Fuchs und weist in diesem Zusammenhang auch auf die Kooperation mit der Berliner Stadtmission hin. „Alle Teilnehmenden sind ausdrücklich aufgefordert, gut erhaltene Laufschuhe, Hoodies, Jogginghosen & Co. an die Berliner Stadtmission zu spenden, welche dann über die Kleiderkammer an Bedürftige verteilt werden.“

Die Stadtmission bittet um saubere und noch intakte Laufschuhe, Sneaker und wärmende Sportkleidung. Auf der Sports Community Convention vom 21. bis 23. September, im ehemaligen Flughafen Tempelhof, erhalten alle Teilnehmenden des Berlin-Marathons ihre Startunterlagen. Dort können die Läufer auch ihre alten, aber noch funktionsfähigen Laufschuhe spenden und mit den Mitarbeitern ins Gespräch kommen.

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Am Sonntag sammelt ein vierzigköpfiges Team der Stadtmission dann im Startbereich alle Kleidungsstücke auf, die die Sportler buchstäblich fallen lassen. Die Polizei rät Autofahrern dazu, das Auto am Sonntag stehen zu lassen. Teilnehmende können ohnehin vier Tage lang mit der Startnummer kostenlos Bus und Bahn fahren. Die Äpfel für die Verpflegung sind regional gewachsen. Auf die Wärmeschutzfolien könnten Läufer auch verzichten oder sie an einer Station abgeben, wo sie zu Ballen gepresst und an den Hersteller zurückgeführt werden. „Wir sehen Jahr für Jahr eine sukzessive Verbesserung“, sagte Jürgen Lock vom SCC.

Der größte ökologische Fußabdruck – die Anreise von Athleten aus 156 Ländern – könne sich hingegen schwer verringern lassen. „Die Reisen wird es weiterhin geben“, sagte Lock. Teilnehmende könnte neben den freiwilligen CO2-Abgaben der Fluggesellschaften auch bei der Anmeldung noch einen Ausgleich für den Ausstoß zahlen. Damit wolle der Veranstalter unter anderem regionale Projekte in Berlin finanzieren.