Berlin. Berlin ist eine der ersten Adressen als Filmkulisse, auch für internationale Produktionen. Diese Drehorte könnten Sie wiedererkennen.

Egal ob monumentaler Flughafenbau, schickes Rathaus-Foyer, backsteinerne Hinterhöfe, kleines Café oder Beton-Bunker: Berlin hat als Drehort für deutsche und internationale Produktionen viel Renommee. Reporter der Berliner Morgenpost nehmen Sie mit zu ihren Lieblings-Filmkulissen.

Flughafen Tempelhof: Vom Airport zur Allround-Filmkulisse

Als monumentaler Bau mit 100-jähriger Geschichte ist der Flughafen Tempelhof schon oft Kulisse von Filmen gewesen (Foto oben). Die eindringliche und konsequente Architektur mit ihren vielen Fenstern und der Natursteinfassade diente etwa im Film „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2” (2015) mit Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson sowie Liam Hemsworth als Kulisse des Rebellenlagers des zweiten Districts. Dafür wurde einer der innenliegenden Höfe genutzt. Um die Fassade beschädigt wirken zu lassen, wurde mit Styropor gearbeitet. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude durfte keinen Schaden nehmen. Zu sehen ist der Flughafen etwa auch in „Was tun, wenn’s brennt?” (2001) oder in „Die Bourne Verschwörung” (2004).

Rathaus Schöneberg: Ehemaliger Regierungssitz mit vielen Gesichtern

Das Schöneberger Rathaus in seiner jetzigen Gestalt gibt es bereits seit 1892. Kein Wunder also, dass sein Foyer mit den holzverkleideten Säulen, Buntglasfenstern zum Innenhof und weitläufigen Treppen schon häufig Filmkulisse war. Zu sehen ist es unter anderem im 1998 erschienenen Klassiker „Lola rennt” mit den deutschen Schauspielern Franka Potente und Moritz Bleibtreu in den Hauptrollen. Das Foyer wird dabei zum Inneren einer Spielbank. In der Fernsehserie „Babylon Berlin” (ab 2017) verwandelt sich das Foyer in die Eingangshalle der „Roten Burg”, der Paternoster kommt zum Einsatz und der Ratskeller, der Besuchern sonst als Kantine zur Verfügung steht, wird zum Restaurant „Aschinger”. Die Brandenburghalle im ersten Stock schließlich war im Film „Elser – Er hätte die Welt verändert” (2015) als Reichssicherheitshauptamt zu sehen.

Das Foyer des Rathauses Schöneberg ist eine beliebte Filmkulisse in Berlin.
Das Foyer des Rathauses Schöneberg ist eine beliebte Filmkulisse in Berlin. © Anikka Bauer / BM

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Café in der Friedrichstraße: Ein Krimidrama nimmt mehr und mehr Fahrt auf

Der Film „Victoria“ von Sebastian Schipper aus dem Jahr 2015 war etwas ganz Besonderes. Sowohl Krimi, Liebesgeschichte als auch Szenestudie, wurde das Stück ganz ohne Schnitt gedreht. Der Turbo-Trip durch Berlin musste für ein so ausgeklügeltes Konzept natürlich perfekt getaktet sein und brauchte Drehorte, die dicht beieinander liegen. Schipper entschied sich für Kreuzberg rund um den U-Bahnhof Kochstraße. Wer also das Café sehen möchte, in dem Victoria (Laia Costa) jobbt und vor ihrem Verehrer Sonne (Frederick Lau) plötzlich am Klavier virtuos ein Liszt-Stück vorträgt, findet es an der Friedrichstraße. Viele andere Orte im Viertel lassen sich in dem Film entdecken, bevor die Handlung nach Mitte ins Hotel Westin Grand wechselt. Kameramann Sturla Brandth Grøvlen wurde für seine Leistung bei der Berlinale 2016 ausgezeichnet.

Das heutige „Espresso House
Das heutige „Espresso House" an der Friedrichstraße in Kreuzberg war ein Drehort des Films „Victoria" von 2015. © Patrick Goldstein / BM

„Marktlokal“ diente als Anlaufpunkt für Herrn Lehmann

Natürlich gibt es in Friedrichshain-Kreuzberg reichlich markante Plätze, Straßen und Fassaden, an und vor denen sich wirkungsvoll Film inszenieren lässt. Aber der Bezirk ist nun einmal bekannt als Ausgeh-Viertel. So wählte Regisseur Leander Haußmannn für die Verfilmung von Sven Regners Roman „Herr Lehmann“ (2003) stilecht das Restaurant der Markthalle Neun, das heutige „Marktlokal“ an der Pücklerstraße, als Vorlage. Er drehte jedoch nicht dort, sondern ließ es im Studio präzise nachbauen. Dort sitzt der traurig-komische Protagonist (Christian Ulmen), lässt pausenlos den Kopf hängen, weil seine Freundin ihn hintergeht, diskutiert über Freundschaften und bangt einem angedrohten Besuch seiner Eltern aus der westdeutschen Provinz entgegen. Am Ende fällt dann auch noch die Mauer. Die Komödie wurde ein Stück Berliner Filmgeschichte, das Restaurant ist erstaunlich authentisch geblieben.

Kräftig zechen in Kreuzberg: Detlev Buck (l.) und Christian Ulmen in „Herr Lehmann”.
Kräftig zechen in Kreuzberg: Detlev Buck (l.) und Christian Ulmen in „Herr Lehmann”. © Filverleih Delphi

Heynstudios – das kleine Hollywood von Pankow

Großes Kino im Florakiez: Die Heynstudios – ein Filmbetrieb in einer backsteinernen Fabrik aus der Gründerzeit – sind so etwas, wie das kleine Hollywood von Pankow. Und dieser Vergleich ist keineswegs zu hoch gegriffen, wenn man bedenkt, dass hier ein Fantasy-Bestsellerbuch die Kulisse für seine Verfilmung fand. Wolfgang Hohlbeins „Der Greif“ läuft aktuell beim Streaming-Dienst Amazon Prime, nachdem im vergangenen Sommer die halbe Heynstraße für den Dreh gesperrt war. Hier liefert die alte Stuhlrohrfabrik des Industriellen Fritz Heyn inzwischen Bilder für eine Vielzahl von Filmproduktionen. Werbespots von Apple und Barilla entstanden hier ebenso wie Krimiszenen für öffentlich rechtliche Fernsehsender. Hinter den Heynstudios stecken Designunternehmer Christian Gröschel und Fotograf Tino Pohlmann, die das heruntergekommene Industrie-Ensemble 2015 in ein Kreativ-Loft für Medien- und Handwerksfirmen verwandelten. Attraktiv für die ARD ebenso wie für Amazon.

Blick in die Heynhöfe von heute: Die frühere Stuhlrohfabrik des Industrieunternehmers Fritz Heyn eignet sich für Film- und Fernsehproduktionen ebenso wie als Heimat für Kreativ-Firmen und Handwerk.
Blick in die Heynhöfe von heute: Die frühere Stuhlrohfabrik des Industrieunternehmers Fritz Heyn eignet sich für Film- und Fernsehproduktionen ebenso wie als Heimat für Kreativ-Firmen und Handwerk. © Berliner Morgenpost | Thomas Schubert

Delphi Kino und Woelckpromenade – „Babylon” in Weißensee

Das historische Tanzlokal „Moka Efti“ lag an der Leipziger Straße in Mitte – das „Moka Efti“ der Erfolgsserie „Babylon Berlin“ liegt in Weißensee. Im Delphi Kino an der Langhansstraße inszenierte Regisseur Tom Tykwer gleich reihenweise das Nachtleben der 1920er-Jahre für ein Millionenpublikum im Fernsehen. Und dieser Kulturort ist nicht die einzige Filmadresse im heimlichen Kino-Hotspot Weißensee. Auch ein denkmalgeschütztes „Geisterhaus“ an der Woelckpromenade liefert immer wieder Bilder für „Babylon“ und andere namhafte Produktionen. Wenn gleißende Scheinwerfer in die trüben Fenster leuchten und Oldtimer aus der Weimarer Republik am Kreuzpfuhl parken, dann ist Hauptdarsteller Volker Bruch alias Gereon Rath nicht weit. Und so erlebt Weißensee, das in den 1910er-Jahren schon einmal als „Klein-Hollywood“ Berlins galt, eine Renaissance. Damals Wiege des Stummfilms – heute Filmadresse für Fernseh- und Streaming-Hits.

Das „Moka Efti“ von „Babylon Berlin“ liegt nicht in Mitte, sondern in Weißensee. Hier diente das Delphi Kino mehrfach als Drehort.
Das „Moka Efti“ von „Babylon Berlin“ liegt nicht in Mitte, sondern in Weißensee. Hier diente das Delphi Kino mehrfach als Drehort. © ARD Degeto/X-Filme/Beta Film/Sky

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Alte Lungenklinik ist idealer Ort für Krankenhaus-Aufnahmen

Sehr häufig stehen Filmfahrzeuge in Steglitz-Zehlendorf auf der Straße Zum Heckeshorn. Sie ist eine der großen Straßen, über die die kleine Ortslage auf der Wannsee-Insel erschlossen wird. Auf Heckeshorn befinden sich viele Segelvereine, die Liebermann-Villa und auch das Haus der Wannseekonferenz. Vom Ufer aus hat man einen schönen Blick auf das gegenüberliegende Strandbad Wannsee. Doch das Ziel der Filmschaffenden ist ein Lost Place: die ehemalige Lungenklinik Heckeshorn. Seit 2004 gehört die Fachklinik zum Helios Klinikum Emil von Behring in Zehlendorf. Heute stehen die Krankenhausgebäude jedoch größtenteils leer und werden gern für Dreharbeiten gebucht. In der Lungenfachklinik können auf etwa 30.000 Quadratmeter Fläche Aufnahme von einfachen Krankenhausfluren bis zu Stationen, OP-Bereichen und Intensivmedizin gemacht werden. Verschiedene Formate, darunter Spielfilme und Krankenhausserien, sind in der alten Lungenklinik Heckeshorn entstanden. Der Senat plant, auf dem Gelände bis zu 800 Flüchtlinge unterzubringen. Dagegen gibt es zahlreiche Proteste von Naturschützern, Bewohnern und auch aus der Bezirkspolitik.

Die Gebäude der Lungenklinik Heckeshorn stehen heute überwiegend leer und stehen deswegen für Filmaufnahmen zur Verfügung.
Die Gebäude der Lungenklinik Heckeshorn stehen heute überwiegend leer und stehen deswegen für Filmaufnahmen zur Verfügung. © BM | Katrin Lange

Mäusebunker bietet gruselige Kulisse als Betonmonster

Gerade erst wurde der Mäusebunker auf dem Campus der Charité in Steglitz unter Denkmalschutz gestellt. Das Bauwerk aus nacktem Beton ist ein herausragendes Beispiel für den Architekturstil des „Brutalismus”. In dem fast 120 Meter langen Gebäude waren die Tierlaboratorien der Freien Universität, später der Charité, untergebracht. Sie sind jetzt am Standort in Berlin-Buch zu finden, daher steht das Gebäude leer. Zum Bestand in den Laboren gehörten einst auch 35.000 Mäuse – daher der Name Mäusebunker. Er liegt an der Krahmerstraße, gegenüber ist das Hygiene-Institut, das ebenfalls unter Denkmalschutz steht als Beispiel für die Nachkriegsmoderne. Nach Auskunft des Bezirksamtes ist die Krahmerstraße eine gut gebuchte Adresse von Filmcrews. Das kann auch daran liegen, dass der Teltowkanal gleich hinter den beiden besonderen Gebäuden liegt. Beste Voraussetzungen für Krimis und Verfolgungsjagden. Zudem sieht der Mäusebunker mit seinen blauen Lüftungsrohren aus wie ein riesiger alter Ozeandampfer oder auch ein Kriegsschiff. Der Phantasie sind bei diesem Gebäude keine Grenzen gesetzt. Im Moment wird darüber diskutiert, wie der Mäusebunker künftig genutzt werden könnte.

Früher Tieversuchsanstalt, heute beliebte Adresse bei Filmcrews: Der „Mäusebunker“ in Lichterfelde.
Früher Tieversuchsanstalt, heute beliebte Adresse bei Filmcrews: Der „Mäusebunker“ in Lichterfelde. © BM | Katrin Lange

Die süße Seite der „4 Blocks” in Neukölln

Die Gangster-Serie „4 Blocks”, 2018 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, zeigt arabische Clan-Kriminelle, die in teuren Autos mit lauten Bässen vier Blocks in Neukölln kontrollieren. Auch wenn einiges Klischee ist, wirkt es doch authentisch, weil vieles vor Ort gedreht wurde: in der Sonnenallee, der High-Deck-Siedlung oder im Görlitzer Park, der aber zu Kreuzberg gehört. Die Serie hatte auch eine süße Seite: Der verdeckte Polizeiermittler „Vince”, gespielt von Frederick Lau, verliebt sich in die Bäckereiverkäuferin „Amara”, gespielt von Almila Bagriacik. Für die Szenen standen die zwei Berliner Schauspieler in der Bäckerei „El Salam“ in der Wildenbruchstraße, wo es neben Baklava auch Torten für jeden Anlass gibt, vor der Kamera. Die Serie läuft aktuell bei „Tele5” erstmals im Free-TV.

Baklava in der Bäckerei „El Salam
Baklava in der Bäckerei „El Salam" in der Wildenbruchstraße in Berlin-Neukölln. Hier wurden Szenen der Gangster-Serie „4 Blocks" gedreht. © Dominik Bardow / BM

Parkplätze statt Blechtrommel

Die DDR-Komödie „Sonnenallee“ von 1999 wurde in Babelsberg gedreht und nicht am alten Grenzübergang, aber es gibt eine Romanverfilmung, die zum Teil in Neukölln entstand: „Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff, 1980 erster deutscher Oscar-Gewinner. Die Vorlage von Günter Grass ist zwar in Danzig angesiedelt, doch Regisseur Schlöndorff bekam Filmförderung aus Berlin. Er wählte trotz Verwaltungsaufwand die Uthmannstraße am Rande West-Berlins, um die Straße darzustellen, in der Hauptfigur Oskar Matzerath aufwächst. Läden wurden 1978 für einige Wochen aufgebaut, Kopfsteinpflaster und Laternen durften bleiben, der Autoverkehr der Karl-Marx-Straße mit der Fassade „Danziger Aktien Brauerei“ verdeckt. Das ginge heute nicht mehr: Die kleine Straße im Böhmischen Viertel ist leider meist ziemlich zugeparkt. Für Filmfans: Es wurde auch im Wedding und in Spandau gedreht.

In der Uthmannstraße in Berlin-Neukölln wurden 1979 Teile der Romanverfilmung „Die Blechtrommel“ gedreht.
In der Uthmannstraße in Berlin-Neukölln wurden 1979 Teile der Romanverfilmung „Die Blechtrommel“ gedreht. © Dominik Bardow / BM