Berlin. Kosten steigen, Erneuerungen verzögern sich, Bezirke sind ratlos: Bei vielen Spielplätzen müssen Eltern und Kinder Geduld haben.

Falls Sie demnächst mit Ihrem Kind auf dem Spielplatz schaukeln, wippen oder rutschen und denken: Schaukel, Wippe und Rutsche müssten dringend einmal erneuert werden – das könnte dauern in Berlin. Denn derzeit gibt es Lieferverzögerungen nicht nur in der Automobil- und Baubranche, sondern auch bei Spielplätzen. Um bis zu ein Jahr kann sich die Lieferung von Spielgeräten verzögern, auch gestiegene Kosten machen den Bezirken zu schaffen, wie Nachfragen der Berliner Morgenpost ergeben.

So teilt Manuela Anders-Granitzki (CDU), Stadträtin für Ordnung und Öffentlichen Raum in Pankow, mit, das Thema sei auch in ihrem Bezirk eine Herausforderung. Insbesondere beim Material für die Einfriedungen wie Zäune für Spielplätze und Spielgeräte gebe es Lieferverzögerungen. Es könne davon ausgegangen werden, dass es hauptsächlich am Rohstoffmangel bei Holz und Metall liege. Lesen Sie auch: Diese wundervollen Spielplätze begeistern sogar Eltern

Spielplätze in Berlin: Kosten steigen um bis zu 50 Prozent

Der Kinderspielplatz Britz-Süd im Grünzug nördlich der Gutschmidtstraße im Bezirk Neukölln wird saniert.
Der Kinderspielplatz Britz-Süd im Grünzug nördlich der Gutschmidtstraße im Bezirk Neukölln wird saniert. © BA Neukölln

„Die Kosten sind, wie allgemein und in vielen Branchen bekannt, auch für uns gestiegen“, sagt Anders-Granitzki und schätzte die Kostensteigerung in Pankow auf 20 bis 50 Prozent. Das kann schon mal in die Hunderttausende Euro gehen. Auf einem Spielplatz an der Stillen Straße 14 zwischen Majakowskiring und Tschaikowskistraße laufen etwa seit Ende des Jahres Bauarbeiten, für diese Investitionsmaßnahme des Bezirksamtes Pankow sind Kosten von 400.000 Euro eingeplant.

Auch in anderen Bezirken sind die gestiegenen Kosten zu spüren. In Neukölln wird etwa der Spielplatz Britz-Süd nördlich der Gutschmidtstraße saniert. Das Bezirksamt tauscht die in die Jahre gekommenen Spielgeräte aus und strukturiert den Spielplatz neu. Derzeit laufen die Abrissarbeiten. Mit der Fertigstellung wird im Juli gerechnet. Das Bezirksamt investiert insgesamt etwa 65.000 Euro.

Zur Situation in anderen Bezirken gab es nicht aus allen Bezirken Rückmeldungen, aus Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg kam etwa keine Rückmeldung.

Teures Kindervergnügen – Rutsche ab 4000 Euro

Jochen Biedermann, Neuköllns Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, sagt: „Auch im Spielplatzbereich sind Kosten und Lieferzeiten momentan eine Herausforderung.“ Investitionen in die Infrastruktur unserer Kinder hätten aber Priorität. Der Spielplatz in Britz-Süd erhalte etwa eine Spielscheune mit Turm, Rutsche, Kletterwand, Strickleiter und Kletternetz. Hinzu kommen ein Spieltisch aus Holz und eine Schaukelanlage mit zwei Schaukeln sowie zwei neue Bänke.

Ein teures Kindervergnügen: Wenn man sich Preise bei Herstellern von Spielgeräten für öffentliche Plätze, Freizeitparks und Tiergärten anschaut, dann liegt eine einfache Schaukel bei 1400 Euro, eine Schaukel mit einem Netznest bei 3300 Euro, eine Stahlrutsche bei über 4000 Euro, mit Spielturm bei über 6000 Euro und samt kompletter Spielanlage bei über 70.000 Euro. Das alles noch ohne Einbau.

Jährliche Prioritätenliste der Senatsverwaltung

Bei öffentlichen Spielplätzen sind die Auflagen was Sicherheit und Nachhaltigkeit angeht natürlich noch einmal höher, zudem sind die Anlagen zu jeder Jahreszeit Wind und Wetter ausgesetzt, hinzu kommen Vandalismus und Verschleiß. Für die Sanierung zuständig sind in den Bezirken die Straßen- und Grünflächenämter, die jährlich Prioritätenlisten mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie abstimmen.

Pankow gibt am meisten aus, Spandau am wenigsten

Im Bereich der Spielplatzsanierungen wurden 2022 insgesamt 120 Maßnahmen mit Gesamtkosten in Höhe von 9,2 Millionen Euro angemeldet. Am meisten Mittel für die Haushaltsjahre 2022/23 verwendet Pankow mit 1.434.494 Euro, am wenigsten Spandau mit 837.216 Euro.

Das dürfte künftig deutlich teurer werden. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg hat zwar keine Übersicht über die Preisindizes zu Spielplätzen, aber eine Rubrik Außenanlagen von Wohngebäuden und darunter auch die Rubrik Landschaftsbau. Die Werte zu Außenanlagen werden öfter von Kunden angefragt, denen es auch um den Spielplatzbau geht. Demnach haben sich die Preisindizes im Februar für Außenanlagen in Berlin seit 2015 um 72 Prozent erhöht, für Landschaftsbauarbeiten um 86 Prozent.

Sonderprogramme gelten oft nur für ein Jahr

Die Finanzierung der Spielplatzunterhaltung stehe auf drei Säulen, erklären Bezirksamtsmitarbeiter. Aus Unterhaltungsmitteln werde das gemacht, was schnell gemacht werden muss. Als Investitionen angemeldet werden große Neubau- und Umbauvorhaben und dazwischen lägen die Mittel aus dem Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm.

„Eine besondere Herausforderung stellt für uns zudem dar, dass die für Spielplätze zur Verfügung gestellten Sonderprogramme häufig keine Übertragung der finanziellen Mittel ins Folgejahr zulassen“, erklärt Stadträtin Anders-Granitzki aus Pankow. Das habe zur Folge, dass Planung und Umsetzung binnen eines Kalenderjahres erfolgen muss, was häufig unrealistisch ist. Eine Anpassung der Landeshaushaltsordnung würde hier die Bezirke erheblich entlasten.

Fertigstellungstermine werden oft nicht gehalten

„Wir als Bezirksamt müssen damit umgehen, dass hier äußere Bedingungen nicht beeinflusst werden können“, sagt Anders-Granitzki. „Wir versuchen, immer das Beste für das jeweilige Projekt rauszuholen. Die Fertigstellungstermine können dabei leider oftmals nicht eingehalten werden. Dennoch ist gerade die Gestaltung von Spielplätzen uns ein besonderes Herzensanliegen.“

Nur könnte sie deutlich länger dauern und teurer werden als bisher. Mitarbeiter aus Bezirksämtern erzählen, dass es mittlerweile ähnlich lange dauere, ein Ersatzteil für einen Spielplatz zu bestellen wie für ein Auto.

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