Berlin. Der Senat, die Junge Presse Berlin und die Berliner Morgenpost haben die besten Nachwuchsreporter der Stadt ausgezeichnet.

„Sie ist die Begabteste“, ist während des Gesprächs immer wieder von den knapp zehn Redaktionskollegen zu hören. Gemeint ist Cara. Für die „Drostworthy“, die Schülerzeitung des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Zehlendorf, schreibt die 15-Jährige Texte. Die „Drostworthy“ gehört zu den großen Gewinnern des 16. Berliner Schülerzeitungswettbewerbs.

Am Mittwoch wurden im Roten Rathaus die besten Schülerzeitungen der Stadt ausgezeichnet. Insgesamt 43 Redaktionen hatten ihre besten Ausgaben aus dem Jahr 2018 eingereicht. Dazu aufgerufen hatten die Senatsverwaltung für Bildung, das Netzwerk Junge Presse Berlin und die Berliner Morgenpost. Die erst vor knapp einem Jahr gegründete „Drostworthy“ wurde dabei mit dem Extrapreis „Newcomer Gymnasium“ des Jugendportals „jup!“ sowie mit dem Sonderpreis „Europa ist hier“ der Senatsverwaltung für Kultur und Europa ausgezeichnet.

Schülerzeitungswettbewerb
Schülerzeitungswettbewerb © Reto Klar

Gewinner nehmen am bundesweiten Wettbewerb teil

Die diesjährige Verleihung stand unter dem Motto „Mut zur Meinung“. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hob bei der Eröffnung den Stellenwert von Schülerzeitungen hervor. „Sie spiegeln die Meinungen der Schülerinnen und Schüler wider, sprechen ganz konkrete Themen aus dem Alltag an, verdeutlichen, wo die Probleme sind, und machen darauf aufmerksam.“

Nicht nur schulinterne, sondern auch große politische Fragen würden dabei aufgegriffen, so die Senatorin weiter. „Schülerzeitungen sind Sprachrohr für die Schüler, die sich vielleicht nicht trauen, bestimmte Themen anzusprechen.“ Es bedeute ferner auch Beteiligung von Kindern und Jugendlichen am Schulprozess, sagte Scheeres und lobte den Einsatz der Jungredakteure in ihrer Freizeit.

Christine Richter, Chefredakteurin der Berliner Morgenpost, erzählte von ihren Anfängen – auch bei einer Schülerzeitung in Offenbach. „Wer Interesse am Journalismus hat, macht weiter so“, sprach sie den Nachwuchskollegen Mut zu. Als Journalist könne man etwas bewirken und erreichen. „Das merkt ihr wahrscheinlich immer, wenn eine Ausgabe erschienen ist. Darüber wird geredet, und man setzt sich mit den Themen auseinander“, so Richter.

Sie sei von den Bewerbungen sehr beeindruckt gewesen. „Deshalb unterstützen wir diesen Wettbewerb auch, weil wir das eine ganz wichtige und wertvolle Aufgabe finden.“

Inhalt und Präsentation zeichnen eine gute Schülerzeitung aus

Johann Stephanowitz vom Verein Junge Presse Berlin erklärte, worauf die Jury bei der Auswahl geachtet hat und was eine gute Schülerzeitung ausmache. Zum einen zähle der Inhalt. „Die Frage ist, beschäftigt sich die Zeitung nur mit Themen an der Schule oder wagt sie auch den Blick über den Tellerrand hinaus, greift politische und gesellschaftliche Dinge auf, die junge Menschen bewegen.“

Dann käme die Frage, wie man das Ganze präsentiert: Welche Artikel schreibt man, welche Personen werden interviewt und in welche Stilform wird es anschließend gepackt? „Eine gute Zeitung macht die Gesamtmischung aus. Gute Inhalte müssen gut präsentiert vorkommen, und man muss wirklich den Eindruck haben, dass die Zeitungen von Schülern für Schüler gemacht wurde.“

Sonderpreis "Europa ist hier"

Was dieses „über den Tellerrand hinausblicken“ genau meint, machte Ute Herdmann von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa deutlich. Sie verlieh die Sonderpreise „Europa ist hier“. „Ich hab gemerkt, dass es ganz besonders die Themen sind, die eine große politische Bedeutung haben und gleichzeitig in die persönliche Erfahrung eingehen – kurz: Freizügigkeit.“ Konkret stelle sich etwa vor dem Hintergrund des Brexits die Frage, ob sich ein Auslandsjahr an einer Schule in Großbritannien lohne.

Neben der „Drostworthy“, die sich genau diesem Thema widmete, erhielt die Finow-Grundschule in Schöneberg den Preis für eine komplett zweisprachige Ausgabe auf Deutsch und Italienisch. In der Kategorie Oberstufenzentrum siegte ein alter Bekannter: der „mbs Newsreport“ des Max-Bill-Oberstufenzentrums für Planen, Bauen und Gestalten in Pankow. Bereits 2018 konnte Chefredakteurin Alexandra Klärner die Auszeichnung entgegennehmen. „Wir gestalten eine Zeitung – das ist ja auch der Schulschwerpunkt der Schule“, sagt die 20-Jährige. Später könne sie sich auf jeden Fall einen Job als Layouterin vorstellen.

Die Hauptpreisträger können sich über Gewinne im Gesamtwert von knapp 3000 Euro freuen. Die Erst- und Zweitplatzierten sind außerdem automatisch für den bundesweiten Schülerzeitungswettbewerb qualifiziert.

Grundschulen: Die „Kiezwelt“ ist vielseitig

Schülerzeitung Wettbewerb 2019
Schülerzeitung Wettbewerb 2019 © BM | bm

Abwechslung wird bei der „Kiezwelt“ der Humboldthain-Grundschule in Gesundbrunnen großgeschrieben. Insbesondere durch ihre Vielseitigkeit konnte sie die Jury überzeugen und holte so den ersten Platz in der Kategorie Grundschulen. Unzählige selbst gemalte Zeichnungen und selbst geschossene Fotografien illus­trieren die Schülerzeitung.

Dabei gleiche keine Seite der anderen, und überall sehe man, wie sich Schülerinnen und Schüler eigenhändig verewigt haben, urteilte die Jury und lobte die im Jahr 2010 gegründete „Kiezwelt“ als einzigartige Schülerzeitung, von Kindern für Kinder gemacht.

Förderschulen: „Rasender Kurier“ ist persönlich

Schülerzeitung Wettbewerb 2019
Schülerzeitung Wettbewerb 2019 © BM | bm

Im vergangenen Jahr war es der zweite Platz, dieses Mal konnte der „Rasende Kurier“ der Sancta-Maria-Schule der Hedwigschwestern in Nikolassee den ersten Rang in der Kategorie Förderschulen erringen. Die Zeitung überzeuge durch ihre Verbundenheit mit den Lesern, urteilte die Jury.

In der Juli-Ausgabe stellten sich alle Abschlussschüler mit einem Steckbrief vor. Das berühre, so etwas hebe man gern auf. Die persönliche Ader des „Rasenden Kuriers“ findet sich auch am Ende einer jeden Ausgabe in der Rubrik „Viele Grüße ...“: Alle Kinder, Jugendlichen und das Lehrpersonal senden sich darin Lob und gute Wünsche.

Sekundarschule: Mut beim „Das Vincent“

Schülerzeitung Wettbewerb 2019
Schülerzeitung Wettbewerb 2019 © BM | bm

„Alles über Sex“ prangt auf dem Cover der Januar-Ausgabe. Für „Das Vincent“ der Vincent-van-Gogh-Oberschule aus Neu-Hohenschönhausen steht fest: Sex sells! Billig oder mutig? Letzteres, befand die Jury, die der Schülerzeitung den ersten Platz bei Sekundarschulen verlieh. „Die jungen Redakteurinnen und Redakteure von ,Das Vincent‘ sind mutig, offen, persönlich und schülernah an das Thema herangegangen“, so das Urteil.

Auf sieben Seiten wird Sexualität spielerisch und ernst behandelt. Auch Homosexualität kommt zur Sprache. Kritisch setzt sich die Ausgabe auch mit dem Sexualkundeunterricht in der Schule auseinander.

OSZ: „mbs Newsreport“ setzt einen Trend

Schülerzeitung Wettbewerb 2019
Schülerzeitung Wettbewerb 2019 © BM | bm

Nah dran an den trendigen „Topics des Lebens“: Der „mbs Newsreport“ des Max-Bill-Oberstufen­zentrums für Planen, Bauen und Gestalten in Weißensee macht seinem Namen alle Ehre. In der Ausgabe Sommer 2018 widmet sich die im Schuljahr 2014/15 gegründete Zeitung dem Thema „Trends“. Welche Mode wird schon bald die Laufstege dieser Welt erobern? Was ist demnächst in den Küchen der Restaurants angesagt?

Es gibt ein Rezept für vegane Erdnuss-Schoko-Cupcakes zum Nachkochen. Aber auch ernste politische Themen kommen vor, wie der hart umkämpfte Wohnungsmarkt in Berlin.

Gymnasium: Beim „Moron“ wird es bunt

Schülerzeitung Wettbewerb 2019
Schülerzeitung Wettbewerb 2019 © BM | bm

Die „Moron“ des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums aus Pankow ist zwar im Wettbewerb eine alte Bekannte. Neu ist aber, dass sie nun in Farbe erscheint. „Bunt“ lautet auch das Titelthema der Juni-Ausgabe. Darin setzt sich die Redaktion mit „Multikulti“ und Hautfarben auseinander, lässt Schüler der Willkommensklasse zu Wort kommen.

Mit Selbstversuchen und Umfragen wollen die Redakteurinnen und Redakteure eine andere Perspektive auf Themen wie die Kopftuchdebatte finden. Mit Comics, Berichten aus dem Schulleben oder Lehrerinterviews haben sie alles, was eine gute Schülerzeitung ausmacht, so die Jury.

Alle Preisträger im Überblick

Grundschulen 3. Platz: „Schulzeugs“ der Friedrichshagener Grundschule und „Karlchen“ der Karlsgarten-Grundschule, Neukölln; 2. Platz: „Liebigbox“ der Justus-von-Liebig-Grundschule, Friedrichshain; 1. Platz: „Kiezwelt“ der Humboldthain-Grundschule, Gesundbrunnen.

Förderschulen 3. Platz: „Linné-Aktuell“ der Carl-von-Linné-Schule, Lichtenberg, 2. Platz: „Bienenpost“ der Schule am Bienwaldring, Buckow; 1. Platz: „Rasender Kurier“ der Sancta Maria Schule, Zehlendorf.

Sekundarschule 3. Platz: „ZeitungEins“ der SchuleEins, Pankow; 2. Platz: „Transparent“ der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule, Prenzlauer Berg; 1. Platz: „Das Vincent“ der Vincent-van-Gogh-Oberschule, Neu-Hohenschönhausen.

Oberstufenzentren 1. Platz: „mbs Newsreport“ vom OSZ Bau- und Holztechnik, Pankow.

Gymnasien 3. Platz: „PaulsenBrot“ des Paulsen-Gymnasiums, Steglitz; 2. Platz: „Das Objektiv“ des Herder-Gymnasiums, Westend; 1. Platz: „Moron“ des Carl-v.-Ossietzky-Gymnasiums, Pankow.

Extrapreise Newcomer-Preis (Gymnasien): „Drostworthy“ des Droste-Hülshoff-Gymnasiums, Zehlendorf; Newcomer-Preis (Grundschule): „Keine Idee“, der Freien Waldorfschule Kreuzberg; Extrapreis für inklusives Design: „Fuchspost“ der Arno-Furchs-Förderschule, Charlottenburg.

Sonderpreise Den Preis zum Thema „Europa ist hier“ von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa erhielten die „YoYo“ der Finow-Grundschule in Schöneberg und die „Drostworthy“ des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Zehlendorf. Der Preis zum Thema „Wie geht ihr miteinander um“ der Unfallkasse Berlin ging an die „Schulzeugs“ der Friedrichshagener Grundschule und an die „Moron“ des Carl-v.-Ossietzky-Gymnasiums in Pankow. Die „Rückenwind“ der Evangelischen Schule Pankow sowie die „PaulsenBrot“ des Paulsen-Gymnasiums in Steglitz bekamen den Sonderpreis „Gutes Essen in aller Munde“ der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung. Der Jugendkulturservice verlieh den Sonderpreis „Theater im Blick“ an die „SenfGOElb“ des Goethe-Gymnasiums in Lichterfelde.