Die Sanierung de Pergamonmuseums verzögert sich um vier Jahre. Erst 2023 werden die Bauarbeiten abgeschlossen.

Vor fast genau zwei Jahren war der Perga­monaltar auf der Museumsinsel ein vorerst letztes Mal zu sehen. Dann begann die Sanierung des Pergamonmuseums bei laufendem Betrieb. Im März 2019 sollte der erste von insgesamt zwei Bauabschnitten und damit der Pergamonsaal fertig sein – so die Pläne von Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD). Doch das Datum ist nicht mehr zu halten. Aufgrund von „Störungen im Planungs- und Bauablauf“ – so heißt es dem Bundesbauministerium – verzögert sich die Sanierung um vier Jahre. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes ist jetzt Mitte 2023 geplant.

Auswirkungen haben die Probleme auch auf die Kosten. Für die Generalsanierung des Pergamonmuseums und die Ergänzung um drei Neubauten hat der Bund 358 Millionen Euro veranschlagt, davon 261 Millionen Euro allein für den ersten Bauabschnitt. Diese Summe reicht nicht aus.

Das Sanierungsfiasko Pergamonmuseum - der Kommentar

Bereits jetzt rechnet das Bundesbauministerium mit Mehrkosten von 80 Millionen Euro für den ersten Teil, der den gesamten Nordflügel, den Mittelbau mit dem Pergamonsaal und den Hellenistischen Saal sowie den Neubau des Tempiettos umfasst. Dazu kommen noch Steigerungen der Baupreise in Höhe von 58 Millionen Euro und eine weitere Risikoabsicherung. Aktuelle Berechnungen gehen von Kosten in Höhe von 477 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt aus.

Historische Pumpwerke erschweren Weiterbau

„Die Kosten-Veränderung beim Pergamon gründen vor allem auf einer unerwarteten Entdeckung“, sagt Stephan Gabriel Haufe, Sprecher im Bundesbauministerium. So gebe es im Untergrund des Museums zwei Pumpwerke mit außerordentlicher Dimension, die den Weiterbau deutlich erschwerten. Diese Pumpenhäuser stammen noch aus der Errichtungszeit des Pergamonmuseums und dienten einst dazu, die Baugrube von Grundwasser zu entleeren. Später wurden sie aber nicht wieder vollständig abgebaut. Probleme tauchten jetzt auf, als die Bauarbeiter 700 sogenannte Mikropfähle zwischen zehn und 30 Meter tief in den Boden rammen wollten, um das historische Gebäude neu zu gründen.

Verzögert wird der Baufortschritt auch durch die Kündigung eines beauftragten Fachplanungsbüros. Weil das Büro die Leistungen nicht termingerecht und in der nötigen Qualität erbrachte, müssten die Aufträge neu ausgeschrieben werden, heißt es aus dem Bundesbauministerium,

Nach Staatsoper und Flughafen BER hat Berlin mit der Sanierung der Museumsinsel offenbar das nächste problematische Großprojekt. „Das ist in der Tat eine dramatische Entwicklung“, sagt Katharina Henschen, Sprecherin von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Denn es passiere während des laufenden Museumsbetriebes in einem der besucherstärksten Museen und werde auch darauf Auswirkungen haben. Bedenken kommen auch von Tim Renner. „Für Berlin ist die Museumsinsel eine sehr wichtige Bildungseinrichtung und Touristenattraktion“, sagt der Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten. Die Bauverzögerung des Bundes sei eine schlechte Nachricht für die Kultur der Stadt.

Arbeiten sind Teil des Masterplans Museumsinsel

Von einem „kulturellem Highlight“ spricht ebenfalls Christian Tänzler vom Tourismuswerber Visit Berlin. „Wir hätten uns natürlich gefreut, wenn das Pergamonmuseum mit dem Altar wieder pünktlich eröffnet hätte, denn es ist ein Touristenmagnet“, sagt Tänzler. Aber es sei weder ein Drama noch eine Kata­stro­phe. Berlin biete wahnsinnig viele kulturelle Alternativen. So gebe es allein mehr als 160 Museen in der Stadt, es heiße sogar scherzhaft, dass es mehr Museen als Regentage in Berlin gebe.

Grundlage für die Bauarbeiten am Pergamonmuseum ist der Masterplan Museumsinsel aus dem Jahr 1999. Der Masterplan sieht eine inhaltliche Neustrukturierung der Museumsinsel vor und regelt die zeitliche Abfolge der Sanierung der einzelnen Museumsgebäude. Dazu gehören das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das Bode-Museum und das Pergamonmuseum. Neben der Grundinstandsetzung und Modernisierung der Museen, ist eine Anbindung an das neue Eingangsgebäude, die Verbindung der Museen durch eine Archäologische Promenade und die Errichtung eines vierten Flügels, der einen geschlossenen Rundgang ermöglicht, im Masterplan bis 2025 festgeschrieben.

Wie der Pergamonaltar nach einem Jahr Sanierung aussieht

Erdarbeiten werden auf dem Baustellengelände des Pergamon Museums in Berlin ausgeführt.
Erdarbeiten werden auf dem Baustellengelände des Pergamon Museums in Berlin ausgeführt. © dpa | Rainer Jensen
Zwischen den Bauwerksabstützungen des Pergamonmuseum und dem Bodemuseum fahren ICE-Züge entlang.
Zwischen den Bauwerksabstützungen des Pergamonmuseum und dem Bodemuseum fahren ICE-Züge entlang. © dpa | Rainer Jensen
Um die Vibrationen im Gebäude zu gering wie möglich zu halten, werden häufig kleine Geräte eingesetzt.
Um die Vibrationen im Gebäude zu gering wie möglich zu halten, werden häufig kleine Geräte eingesetzt. © dpa | Rainer Jensen
Hinter den Abdeckungen überwachen verschiedene Sensoren den eingepackten Pergamon-Altar, der die komplette Bauphase über im Gebäude verbleiben muss.
Hinter den Abdeckungen überwachen verschiedene Sensoren den eingepackten Pergamon-Altar, der die komplette Bauphase über im Gebäude verbleiben muss. © dpa | Rainer Jensen
Freigelegte Säulen im Inneren des Museusm
Freigelegte Säulen im Inneren des Museusm © dpa | Rainer Jensen
Um die Sicherheit zu gewährleisten, sind teilweise Bauwerksabstützungen verbaut.
Um die Sicherheit zu gewährleisten, sind teilweise Bauwerksabstützungen verbaut. © dpa | Rainer Jensen
Noch eine Baustelle - doch die ehemalige Beschriftung der Wand löst Vorfreude aus.
Noch eine Baustelle - doch die ehemalige Beschriftung der Wand löst Vorfreude aus. © dpa | Rainer Jensen
Barbara Große-Rohde (l), Referatsleiterin für die Museumsinsel im Bauamt für Bauwesen und Raumordnung und Christina Haak, stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin, schauen sich auf dem Baustellengelände des Pergamonmuseums in Berlin einen Bauplan genauer an.
Barbara Große-Rohde (l), Referatsleiterin für die Museumsinsel im Bauamt für Bauwesen und Raumordnung und Christina Haak, stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin, schauen sich auf dem Baustellengelände des Pergamonmuseums in Berlin einen Bauplan genauer an. © dpa | Rainer Jensen
Irgendwie muss der ganze Schutt auch transportiert werden.
Irgendwie muss der ganze Schutt auch transportiert werden. © dpa | Rainer Jensen
„Wie glücklich bin ich, dass ich nicht starb, bevor ich solchen Eindruck mitnehmen“ eine Inschrift am Gebäude.
„Wie glücklich bin ich, dass ich nicht starb, bevor ich solchen Eindruck mitnehmen“ eine Inschrift am Gebäude. © dpa | Rainer Jensen
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